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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte ihn einfach nur als eine Gelegenheit gesehen, ihren Problemen zu entfliehen. Sie hatte gehört, wie die Männer gestorben waren. Ihr wurde übel, wenn sie nur daran dachte. Sophie empfand zwar noch immer keine Freude am Leben, aber sie war auch nicht mehr bereit, ihren eigenen Tod mit derselben Gleichgültigkeit wie früher zu akzeptieren.

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
     
    Yemus zählte die Männer, die den Rückzug überlebt hatten - zweiunddreißig. Von 178 Männern, die er wegen ihrer Fähigkeiten, ihres Kampfgeistes, ihrer Furchtlosigkeit und ihres Gehorsams ausgewählt hatte, waren zweiunddreißig übriggeblieben. Er konnte nicht an die Freunde denken, die er verloren hatte. Verschlungen von…
    Er konnte überhaupt nicht mehr denken. Sein Verstand kehrte immer wieder zu dem zurück, was er gesehen hatte. Zu den Wächtern . Yemus’ Gehirn weigerte sich, diesen Alptraum zu akzeptieren, weigerte sich, an das grausame Schicksal zu denken, das seine Männer ereilt hatte. Er war erst bis zum Waldrand vorgedrungen, als seine Männer ihre Furcht verloren und wie verrückt zu lachen begonnen hatten. Anstatt vor der formlosen Höllenbrut zu fliehen, waren sie genau darauf zugeritten. Nur zweiunddreißig Männer waren seinem Befehl gefolgt. Sie hatten ihren Pferden die Sporen gegeben und waren geflohen…
    … wie Feiglinge. Wir alle sind Feiglinge, dachte Yemus. Wir haben unsere Freunde einfach im Stich gelassen, unsere Brüder. Haben sie diesem… diesem…
    … aber dann wären auch sie gestorben, jeder einzelne von ihnen. Außerhalb des Waldes drehten Yemus und seine Männer um und warteten. Sie beteten, daß einige von denen, die ihnen nicht sofort gefolgt waren, doch noch entkommen konnten. Es kam niemand. Die Männer warteten eine Stunde und riefen immer wieder in den Wald hinein. Und noch eine weitere Stunde… betend.
    Dann ritten sie zurück nach Zearn.
    Yemus mußte seinen erneuten Fehlschlag Torrin melden.
    »Sie sind zu den Kin übergelaufen«, fauchte Torrin. »Deine Helden sind zu den Kin gegangen. Sie haben sich mit ihr und ihren verfluchten Wächtern verbündet. Wir gaben dir unsere Seelen, jeder von uns… jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in Glenraven. Wir gaben dir all unsere Magie, und du hast uns Verräter gebracht.«
    »Wir wissen nicht, ob die Helden nicht ebenfalls getötet wurden. Immerhin befanden auch sie sich im Wald, und noch dazu ein ganzes Stück vor uns. Vielleicht waren sie die ersten Opfer.«
    »Dann befinden sich unsere Seelen, unsere Magie und unser Talisman in den Händen der Kin? In ihren Händen? Sollen wir niederknien und demütig auf unseren Untergang warten?« Torrin warf seinen Bruder zornig hinaus.
    Yemus stieg die Stufen zur Zauberkammer auf der Spitze der Aptogurria hinauf.
    Ich wollte sie hier hinauf führen, dachte er. Ich wollte ihnen erklären, wie sehr wir sie brauchen, wie sie uns dabei helfen sollten, die Schutzherrin und ihre Wächter zu besiegen. Ich wollte ihnen alles erklären… alles.
    Und was, wenn sie sich wirklich mit den Kin verbündet haben?
    Sein Verstand ermahnte ihn, logisch zu denken. Wie konnten sie Verbündete Aidris Akalans sein? Jayjay Bennington und Sophie Cortiss hatten nur eine Nacht in Glenraven verbracht, bevor er sie gefunden hatte. Natürlich wußte Yemus nicht, wo sie diese Nacht verbracht hatten, aber es schien mehr als unwahrscheinlich, daß Aidris und ihre Wächter die beiden aufgegriffen hatten, nachdem sie von ihrer geplanten Reiseroute abgewichen waren. Aidris konnte nicht bemerkt haben, daß sie Fremde waren… daß die beiden Frauen die Fremden waren, die ihren Untergang herbeiführen sollten. Aidris hätte die beiden Frauen und den Talisman unmöglich in so kurzer Zeit ihrem Willen unterwerfen können, bevor sie sie wieder auf den Weg schickte, damit sie am nächsten Tag in Zearn sein konnten.
    Der Teil von ihm, der seine besten Männer verloren hatte - Männer, die in der letzten großen Schlacht hatten kämpfen sollen -, war anderer Meinung.
    Yemus erreichte das Ende der langen Treppe und betrat die Zauberkammer. Die Nachmittagssonne schien auf die Blattgoldauflage der Kuppel, und Spiegel, die extra aus diesem Grund vor den Fenstern angebracht waren, warfen das goldene Licht auf den Zauberkreis, der in dem Ebenholzfußboden eingelassen war.
    Yemus begab sich in die Mitte des Kreises und legte die Hände auf das Symbol des Suchens. Die Oberfläche des Symbols war von den Händen all derer blankpoliert worden, die vor ihm hier

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