Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
gewesen waren - Kin-Zauberer, die die Aptogurria erbaut hatten, und Machnan-Magier, die die Stadt von den Alfkindir erobert hatten. Unendlich viele Geisterfinger griffen durch die Zeit und verbanden Yemus mit diesen anderen Magiern.
    Wir waren immer nur auf der Suche, dachte Yemus. Auf der Suche nach Dingen, von denen wir fürchteten, sie niemals zu finden. Wir suchten nach Mut, nach Hoffnung und nach dem Versprechen auf ein besseres Leben. Jeder von uns war auf der Suche. Wir suchten, bis wir selbst die Knochen der Erde abgenutzt hatten… und trotz all unseren Suchens haben wir verdammt wenig gefunden.
    Yemus fragte sich, ob er und seine Vorgänger nicht vielleicht nach Antworten auf die falschen Fragen gesucht hatten.
    Er versuchte, Jayjay und Sophie mit seinem geistigen Auge zu sehen, und verbannte Zweifel und Furcht aus seinem Kopf. Jayjay und Sophie. Jayjay und Sophie.
    Nach wenigen Sekunden zeichnete sich eine Vision ab. Die beiden Frauen ritten durch einen flachen Fluß zwischen buschbewachsenen, leicht ansteigenden Ufern. Zu beiden Seiten erblickte er Wald - endlosen, unberührten Wald. Yemus kannte den Fluß. Die beiden Frauen mußten darauf gestoßen sein, als sie ihren Verfolgern zu entgehen versucht hatten.
    Das waren alle Beweise, die Yemus benötigte. Verdammt, sein Bruder hatte recht gehabt. Jay und Sophie lebten noch - das hätte er ihnen verzeihen können, wenn sie irgendwie bewiesen hätten, daß sie immer noch seine Helden waren. Aber daß sie lebten und außerdem vollkommen unbehelligt mitten durch ihr Gebiet ritten, durch die Jagdgründe ihrer Wächter… jeder Mann, der das sah und nicht die Schwere ihres Verrats und die darausfolgenden Konsequenzen erkannte, verdiente genau den Tod, der mit Sicherheit auf Yemus zukam.
    Yemus mußte das Buch zurückholen. Koste es, was es wolle. Er hoffte, bei dieser Gelegenheit auch Jayjay und Sophie in die Finger zu bekommen, um sie wegen Verrats an den Machnan hinrichten zu können. Aber wenn die beiden Frauen das Artefakt Aidris gaben, könnte sie - nein, würde sie (warum sich mit Worten selbst betrügen?) - die Machnan bis auf den letzten Mann ausrotten.

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
     
    Sophie und Jay ritten immer weiter. Zuerst nach Osten, dann nach Südosten, wieder nach Osten und schließlich nach Norden. Sie hielten nicht an und machten keine Pause, und obwohl das Tor im Südwesten lag, kamen sie ihm langsam näher.
    Sie ritten einfach weiter.
    Die Schatten wurden bereits länger. Wir stecken in ernsthaften Schwierigkeiten, dachte Sophie. Wir hätten schon längst eine Straße, eine Brücke, ein Haus oder zumindest einen Acker sehen müssen… irgend etwas. Aber während der ganzen Reise entlang des Flusses hatten die beiden Frauen kein Zeichen entdeckt, daß außer ihnen noch jemand auf diesem Planeten lebte, nicht einmal die freundlichen, weißen Kondensstreifen eines Jets am Himmel.
    Langsam wurde es dunkel. Die Nacht war nicht mehr weit, und nachts verbarrikadierten sich die Einwohner Glenravens in ihren befestigten Städten und verschlossen die Türen, weil ein namenloser Schrecken in der Nacht lauerte.
    Jayjay hielt an.
    »Was ist los?« Sophie ritt neben ihre Freundin und zügelte ihr Pferd.
    »Die Zeit läuft uns davon. Wir haben immer noch keinen Platz gefunden, wo wir die Nacht verbringen können.«
    Sophie hatte eigentlich gehofft, Glenraven bereits vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen, aber inzwischen hatte sie diese Hoffnung aufgegeben. Vielleicht würden sie ein Gasthaus finden. Sophie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Einzelzimmer mit einem Riegel vor der Tür und massiven Fensterläden. Sie war nicht mehr wählerisch. Ihr war egal, ob sie ihr Bett mit allem möglichen Viehzeug teilen mußte.
    Jayjay sah schlecht aus. »Wir können wohl nicht mehr damit rechnen, einen Platz zum Übernachten zu finden. Außerdem wird es rasch dunkel. Wenn wir so weitermachen, dann müssen wir unser Lager in der Finsternis aufschlagen und unsere Vorbereitungen treffen, ohne zu sehen, was wir eigentlich tun.«
    »Vorbereitungen?« fragte Sophie.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Jayjay. »Es wäre natürlich toll, wenn wir noch genug Zeit hätten, um ein paar Fallen aufzustellen; aber wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig, als genug trockenes Holz zu sammeln, damit das Feuer nicht ausgeht.«
    Sophie nickte. Jayjay war rational und praktisch. Sie steckten in großen Schwierigkeiten, und keine von ihnen hatte Anlaß zu der Hoffnung, daß

Weitere Kostenlose Bücher