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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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werfen. Wenn sie schon wegliefen, dann wollte sie wenigstens keinem der Warrags, dem rotäugigen Steinmonster oder irgendeinem anderen unterirdischen Horror in die Arme rennen. Ihr rechter Fuß näherte sich der unsichtbaren Linie, die die kleine Höhle vom Korridor trennte… und hielt an. Sophie stolperte, ruderte mit den Armen und wurde von irgend etwas zurückgeschleudert. Sie landete mit dem Rücken im Gras und starrte auf die Türöffnung.
    »Was um alles in der Welt… ?«
    Sophie kroch erneut nach vorn und streckte eine Hand aus. Nichts hielt sie auf. Sie kroch noch ein wenig weiter und steckte ihren Kopf in den Korridor. Kein Widerstand. Sie kroch wieder weiter… beide Schultern kamen durch. Hatte sie sich die Barriere nur eingebildet? War sie über ihre eigenen Füße gestolpert oder auf dem feuchten Gras ausgerutscht?
    Sie steckte bis zur Hüfte im Gang… und plötzlich ging es nicht mehr weiter. Sophie bewegte die Beine. Sie funktionierten. Sie bewegte die Arme - auch in Ordnung. Aber wenn sie versuchte, sich durch die Tür zu schieben… ging es nicht .
    Noch mehr Magie. Sophie spürte Kälte, die von der unsichtbaren Barriere ausging und ihr bis ins Mark kroch. Das war nichts Natürliches - nichts, das in die reale Welt gehörte. Es fühlte sich nach Unendlichkeit an, nach einer längst vergangenen, bösen Zeit, die man irgendwann vergessen und jetzt wiederbelebt hatte… die man aus ihrem dunklen Gefängnis befreit und in eine Welt gebracht hatte, in der sie eigentlich nicht existieren durfte.
    Sophie wich zurück und setzte sich zitternd ins Gras. Falschheit . Als der Wald sie beobachtet und der Boden sich unter ihren Füßen bewegt hatte, da hatte sie das gleiche Gefühl übermannt. Aber jetzt war es noch viel schlimmer. Während Sophie ihre Empfindung bezüglich des Waldes und der bebenden Erde noch einigermaßen rational erklären konnte, handelte es sich hier eindeutig um Zauberei. Als sie in dem Reiseführer gelesen hatte, war ihr natürlich auch die Magie darin aufgefallen - aber diese Magie wirkte klein, menschlich und war irgendwie verständlich. Bei dem Versuch, durch die Tür zu gehen, war Sophie mit einer anderen Form von Magie in Berührung gekommen. Es war eine kalte Magie, die ihr bewußt machte, daß sie nicht mehr als eine Ameise im Konzept des Universums war.
    »Na bitte!« sagte Jay, und weißes Licht erhellte die Höhle. »Schon besser.«
    Sophie wandte sich zu ihrer Freundin. »Wir können hier nicht weg. Sieh dir das hier an.« Sie demonstrierte die magischen Fähigkeiten der Barriere und zog sich rasch wieder zurück. Dieses magische Ding war kalt und ruhig wie eine Schlange, die auf Beute lauert. Es war wachsam und bösartig. Es hatte irgend etwas, das an der Seele nagte und Hoffnung in Verzweiflung verwandeln konnte. Sophie ertrug die Kälte nicht länger. Nach dem zweiten Kontakt dauerte es bereits wesentlich länger, bis das Eis in ihrem Blut wieder getaut war.
    »Das erklärt, warum Matthiall keine Angst hatte, daß wir weglaufen.« Jay leuchtete mit ihrer Taschenlampe in die Öffnung und bewegte sich darauf zu. Ihr rechtes Bein schwang nach vorne, verfing sich in irgendwas und wurde zurückgeschleudert. Jay steckte die Hände durch die Barriere und zog sie wieder zurück, als hätte sie sich verbrannt. Dann steckte sie einen einzelnen Finger hinein, konzentrierte sich… und riß auch diesmal die Hand wieder zurück. »O Mann«, sagte sie zitternd. »Das Ding ist böse .«
    »Also warten wir?«
    »Ja… nur auf was ?«

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
     
    Hyultifs schwarzer Spiegel zeigte die Gesichter der beiden Gefangenen. Sie waren überhaupt nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Sie waren Frauen - groß, schlank und älter, als sie aussahen, doch im Gegensatz zu den meisten Machnan-Frauen über dreißig waren sie nicht von harter körperlicher Arbeit und ständigem Kinderkriegen gezeichnet.
    Matthiall hatte sie in dem uralten Labyrinth versteckt, das weit unterhalb der eigentlichen Festung lag. Dieser Teil von Cotha Faldan war selbst in der Blütezeit der Stadt nur spärlich bevölkert gewesen. Hyultif wußte, daß der Erfolg seines Plans im Augenblick ausschließlich von Matthiall abhing. Er hatte keine Möglichkeit, das zu beeinflussen. Aber wenn Hyultif seine Arbeit gut gemacht hatte, dann würde diese unwissende Marionette schon bald die Wiedergeburt der Aregen herbeiführen. Alfkindir und Machnan wären dann nichts weiter als Staub unter ihren Füßen… und Hyultif

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