Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
Scorpion-Maschinen flog. Er hatte auch der Gruppe angehört, die schon früher einen Zwischenstopp in Island eingelegt hatte.
    Anlässlich des Aufenthalts der Astronauten berichteten die Medien auch über diesen früheren Besuch von 1965, als zum ersten Mal acht Astronauten zu einer Übung nach Island gekommen waren. Genau wie die Gruppe um Neil Armstrong war auch die erste Gruppe ins Hochland nach Herðubreiðarlindir und zum Vulkan Askja geführt worden. Neil Armstrong war der Einzige, der »Astronautenflügel« hatte, wie man so schön sagte, also bereits im All gewesen war. Er war der Pilot der Raumfähre Gemini 8 gewesen, als es 1966 zum ersten Mal gelang, im All zwei Raumfahrzeuge aneinander zu koppeln.
    Wie nicht anders zu erwarten, zog Armstrong die meiste Aufmerksamkeit auf sich. In einem Artikel wurde er als sehr zurückhaltend beschrieben und mit den Worten zitiert, dass der einzige Nachteil am amerikanischen Raumfahrtprogramm das große öffentliche Interesse war, das er auf sich zog, wohin er auch kam.
    174

    Das große öffentliche Interesse, das er auf sich zog, wohin er auch kam, wiederholte Kristín in Gedanken.

    Ihr Ex, der Rechtsanwalt, war zuerst nicht bereit, ihr den Jeep zu überlassen. Am liebsten hätte er die Polizei gerufen, als Kristín plötzlich in seinem Büro in der Stadtmitte auftauchte. Er hatte die Meldungen der Polizei gehört, in denen nach ihr gefahndet wurde. In den Fernsehnachrichten würde abends sicher ein Foto von ihr gebracht werden, ebenso in den Zeitungen am nächsten Morgen. Ihr gelang es trotzdem recht schnell, ihren Exfreund zu beruhigen und ihm klar zu machen, dass sie seinen Jeep für ein paar Stunden oder so brauchte. Sein Gesicht verzerrte sich so schmerzvoll, als würde sie ihm einen Weisheitszahn ziehen.
    »Nur für zwei Stunden«, sagte sie. »Du kriegst ihn gleich wieder.«
    Nach einer Weile gab er nach und versprach, sie nicht zu verraten. Und nun saßen Kristín und Steve in einem funkelnagelneuen dunkelblauen Pajero-Jeep vor dem Lokal, in das Monica Steve bestellt hatte, und beobachteten die Tür. Der Jeep war mit einem empfangsstarken Autotelefon ausgestattet und hatte getönte Scheiben, sodass er von außen nicht einsichtig war. Kristín parkte in der Nähe des Lokals, wo sie einen guten Überblick hatten. In dem Lokal schien nicht viel los zu sein. Es ging auf vier Uhr zu, und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Eine Gruppe kräftiger Männer, die alle Jeans, dicke Pullover und Lederjacken trugen – vermutlich Seeleute, dachte Kristín –, sammelte sich vor der Tür, und es begann ein lautstarkes Palaver, wohin es diesen Abend gehen sollte, das damit endete, dass sie alle in der Kneipe verschwanden. Ein junges Paar ging ebenfalls hinein. Ein korpulenter Mann mit einer dicken Jacke trat aus der Tür. Sonst war alles ruhig.
    Es war zehn Minuten vor fünf, als Steve Kristín anstieß.
    »Da kommt Monica«, sagte er und deutete auf eine große, 175

    schlanke Frau mit dunklem Haar in einem dicken beigefarbenen Mantel. Sie betrat rasch das Lokal. Sie warteten einen Augenblick und stiegen dann aus dem Jeep. Steve spähte durchs Fenster und sah, dass Monica in der hintersten Ecke neben der Bar Platz genommen hatte. Sie gingen hinein. Die Seeleute standen am Tresen und waren bereits ziemlich in Stimmung, sie lachten schallend und redeten lauthals miteinander. Vier Männer saßen an einem der beiden Fenster, die zur Straße wiesen und gaben vor, die Seeleute gar nicht zu bemerken. Ein paar vereinzelte Gestalten saßen verstreut an den Tischen. Das Lokal war von oben bis unten holzvertäfelt und mit groben Holztischen und klobigen Holzstühlen eingerichtet, in einem kläglichen Versuch, das Ambiente eines irischen Pubs zu kopieren. Eine schmale Treppe führte in die erste Etage, wo manchmal Bands live spielten. Sie drückten sich in die Ecke zu Monica und setzten sich zu ihr an den Tisch.
    »Was ist bloß los, Steve? Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Monica, kaum dass sie die beiden sah. Die Worte platzten nur so aus ihr heraus, und sie wirkte sehr erregt. Auf ihrer Oberlippe standen kleine Schweißperlen.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Steve. »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung.« Sie erzählten, was am vergangenen Abend und in der Nacht geschehen war, und Monica hörte ihnen unruhig und gespannt zu. Sie rieb sich die Hände und schaute sich gehetzt um. Im Auto hatte Steve Kristín erzählt, dass er auf der Basis mit Monica zusammengearbeitet

Weitere Kostenlose Bücher