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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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denen in der Botschaft, und sie werden uns schon verklickern, wie das alles zusammenhängt, und wir können dann schön in die Heia gehen.«
    »Hast du etwa schon wieder Verdauungsprobleme?«
    »Was? Bin ich dir vielleicht nicht amüsant und spritzig genug?«
    »Kann mich nicht erinnern, dass du das je gewesen wärest.«
    Als sie in die amerikanische Botschaft am Laufásvegur kamen, teilte man ihnen mit, dass der Botschafter und sein Stellvertreter nicht im Lande seien. Der Chef der Presseabteilung sei krank.
    Sie könnten stattdessen mit General Wesson von der Basis in Keflavík sprechen, er sei der Geschäftsträger in Abwesenheit des Botschafters. Die Kriminalbeamten zuckten mit den Achseln. Sie mussten über eine geschlagene Stunde in einem kleinen Wartezimmer vor dem Büro des Botschafters auf den kommissarischen Leiter der Vertretung warten. Endlich öffnete sich die Tür, und sie wurden von einem korpulenten Mann um die fünfzig begrüßt. Er hatte schütteres Haar und ein breites Gesicht mit auffällig vorspringenden Zähnen. Er führte sie in das Büro und wies ihnen einen Platz an. Er trug eine Uniform, aber keiner seiner beiden Besucher konnte erkennen, welchen Rang er hatte. Der jüngere Kriminalbeamte stellte die Fragen, da 200

    der andere kaum Englisch konnte.
    »Eine äußerst unerfreuliche Sache«, sagte der General. Außer ihm war noch ein junger Mann namens Smith anwesend. Er stand in genau berechnetem Abstand hinter dem General.
    »Ich weiß nicht, ob Sie schon Meldung darüber haben, aber im Zentrum von Reykjavik kam es zu einer Schießerei, in die ein Jeep mit einem Nummernschild der amerikanischen Basis involviert ist. Außerdem wurde ein Amerikaner verletzt, er befindet sich jetzt im Krankenhaus. Haben Sie irgendeine Vorstellung, was da vorgefallen ist?«
    »Furchtbar, wie diese Kerle über ihn hergefallen sind. Haben Sie schon herausgefunden, was hinter diesem ungeheuerlichen Vorfall steckt? Eine Abrechnung unter Seeleuten, wenn ich richtig verstanden habe? Irgendwelche Streitigkeiten, in die unser Landsmann hineingeraten ist? Wir müssen selbstverständlich darauf drängen, dass dieser Sache auf den Grund gegangen wird.«
    »Die Seeleute haben ausgesagt, dass er diesen Streit vom Zaun gebrochen habe und dass der andere, der ebenfalls wie ein Amerikaner klang, mit einer Pistole in das Lokal eingedrungen sei und draußen auf der Straße wild um sich geschossen habe.«
    »Das ist natürlich vollkommen absurd. Soll das jetzt etwa unseren Leuten in die Schuhe geschoben werden?«
    »So wurde uns der Vorgang geschildert.«
    »Aber das ist doch völlig abwegig. Meinen Informationen zufolge waren diese Seeleute sturzbetrunken. Soll unser Mann dafür verantwortlich gemacht werden, dass solche Kerle sich wie die Wilden benehmen? Das ist ja grotesk!«
    »Wir sind dabei, alle Möglichkeiten auszuloten. Der andere Mann hat eine isländische Frau verfolgt und auf sie geschossen.
    Sein Jeep hat ein Nummernschild von der Basis. Können Sie uns etwas über die Zusammenhänge sagen?«
    201

    »Das kann ich nicht. Ich habe mich wegen dieser Angelegenheit nicht mit den zuständigen Stellen in Keflavík in Verbindung gesetzt. Noch nicht. Falls unser Mann seinem Kameraden in der Kneipe zu Hilfe kommen wollte, indem er eine Pistole zog, dann ist das zwar nicht korrekt, aber vielleicht verständlich.«
    »Frag ihn, ob er weiß, wer dieser Mann im Krankenhaus ist«, sagte der ältere Kriminalbeamte auf Isländisch.
    Der General hörte sich die Frage an und schwieg.
    »Was meinen Sie damit, wenn sie sagen ›unser Mann‹?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben ›unser Mann‹ gesagt, und das klang, als ob er hier aus der Botschaft wäre.«
    »Das habe ich damit nicht gemeint.«
    »Frag ihn, ob es den normalen Dienstvorschriften entspricht, dass ein Drei-Sterne-General eine Botschaft übernimmt, wenn der Botschafter in Urlaub geht.« Der jüngere Kriminalbeamte übersetzte die Frage. Der General entblößte seine starken Zähne, beugte sich zu ihnen vor und lächelte breit.
    »Ich glaube nicht, dass die Frage, wie wir unsere Botschaft administrieren, irgendetwas mit dieser Angelegenheit zu tun hat«, erklärte er.
    »Frag ihn, ob er Kristín kennt.«
    »Kenne ich nicht«, antwortete der General, als ihm die Frage gestellt wurde.
    »Frag das Pferdegebiss, ob es sein kann, dass dieser schießwütige Typ und sein Kumpel in irgendeiner militärischen Mission in der Kneipe gewesen sind.« Der jüngere Kriminalbeamte zögerte

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