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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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selten zuträglich waren – und die man doch
einfach gern haben musste. Zumindest dann, wenn man nicht nur eine
Lehrerinnenseele hatte, sondern auch eine Mädchen-oder Frauenseele, in die
sich immer auch etwas Mütterliches mischte. Auch wenn Ellen zu ihrem Bedauern
nie ein Kind geboren hatte und nun wohl auch längst zu alt dafür war.
    Blöde, blöde, blöde Gedanken, dachte sie. Soll ich, da Paul endlich
wieder mal lacht, jetzt selbst Trübsal blasen? Sie verscheuchte die Wehmut und
genoss den Augenblick.
    Und dann stellte sie die lapidarste Frage, die nur möglich war, und
genierte sich im nächsten Moment dafür: »Wie geht’s dir eigentlich, Paulchen?«
    Er sah sie an. Lange, ernst. Doch allmählich wandelte sich sein
Gesichtsausdruck, ein Lächeln machte sich um seine Augenwinkel breit.
    »Wie es mir geht?«, sagte er ganz langsam, und er sah wieder in den
Himmel dabei. »Es geht mir unglaublich gut, weil ich das unverschämte Glück
habe, eine mit Blindheit geschlagene Frau an meiner Seite zu haben.«
    Sie gab ihm wieder einen Rempler, doch er ging nicht darauf ein.
    »Du hättest viele Männer haben können. So wie du aussiehst. Und so
wie du bist: intelligent, gescheit, liebenswürdig.«
    Sie sah ihn von der Seite an, überzeugte sich davon, dass es sein
tiefer Ernst war.
    »Du magst recht haben«, sagte sie. »Wahrscheinlich hätte ich den
einen oder anderen noch abkriegen können, trotz meines vorgerückten Alters. Und
es gibt Tage, an denen ich mich frage, warum ich ausgerechnet dich haben wollte
– den miesepetrigsten, selbstmitleidigsten, blödesten Typen, den man sich nur
vorstellen kann …«
    Schwarzenbacher schaute sie mit ungekünsteltem Entsetzen an. Und
eigentlich wollte er etwas sagen, kam aber nicht zu Wort.
    »Und dann gibt es wieder Tage, leider viel zu wenige, an denen es
eine wahre Freude ist, mit dir zusammen zu sein. Wo ich deine Wärme spüre,
deinen Humor, deinen manchmal hinreißenden Sarkasmus. Wo es Freude macht, mit
dir über Gott und die Welt zu diskutieren. Tage, an denen ich mich bei dir
absolut geborgen fühle.«
    Jetzt sah auch Ellen in den Himmel. So saßen sie da. Lange
schweigend und ihren Gedanken nachhängend.
    »Dein Beruf fehlt dir mehr als alles andere, stimmt’s?«, fragte sie
nach einer Weile, während der sie auf den Lärm von der nahen Straße und auf das
Dröhnen eines über der Stadt heranlandenden Flugzeuges gehört hatten.
    »Gibt es bei der Polizei nichts, wofür sie dich gebrauchen können?«
    Er schüttelte den Kopf ohne sie anzusehen.
    »Wirklich nichts? Hosp scheint deinen Rat und deine Kombinationsgabe
doch sehr zu schätzen.«
    Schwarzenbacher schüttelte wieder den Kopf. Dann sagte er
sarkastisch und mit einem Unterton lang aufgestauter Verbitterung: »Ein Bulle
besteht nicht nur aus dem Kopf, das weiß doch jeder. Wenn er nicht laufen kann,
dann … dann ist er wie eine Nutte ohne Unterleib.«
    »Oh, jetzt übertreibst du aber. Ich glaube, dass du noch ernsthaft
gebraucht wirst. Und wenn nicht bei der Kripo, dann vielleicht als offiziell
bestellter Berater. Oder meinetwegen auch als Privatermittler. Mit deinen
jungen Freunden als Unterstützung könntest du einiges zerreißen. Anders
ausgedrückt: Eine Nutte ohne Unterleib hat ja noch Hände und einen Mund, oder?«
    Er schaute kurz zu ihr, schüttelte ganz leicht den Kopf, nahm dann
ihre Hand und zog sie zu sich.
    »Wie stellst du dir das vor?«, sagte er. »Ich bin ein kranker Mann.
Du hast mich vorhin gefragt, wie es mir geht. Hier hast du die Antwort: Es geht
mir genauso wie einem, der weiß, dass seine Krankheit chronisch und unheilbar
ist. Der weiß, dass sie mit neunundneunzigkommaneunprozentiger
Wahrscheinlichkeit nicht mehr besser wird. Und der weiß, dass sie schubweise
und mit neunundneunzigkommaneunprozentiger Sicherheit schlimmer wird, bis er
endlich daran eingeht. Da sagst du, ich soll etwas unternehmen. Ich kann das
nicht mehr …«
    »Du kannst!«, sagte Ellen so entschieden, wie sie im Klassenzimmer
einem ungehörigen Schüler mitteilte, welche Konsequenzen das für ihn haben
würde. »Du kannst es, und du weißt es. Immer wenn du mit einem dieser Fälle
beschäftigt bist, blühst du auf. Dann bist du in deinem Element, voller Elan
und Tatendrang. Ich würde mir an deiner Stelle mal überlegen, was du tun
kannst, damit du nach diesem Fall nicht wieder in so ein tiefes Loch fällst.«
    Sie sah, wie er einen Moment lang aufs Handy blickte.
    »Dieser Fall«, sagte er, »ist doch zum

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