Glitzerbarbie
Hasen.
Pitbull ist ganz aufgeregt. Er hat sich den ersten Smoking seines
Lebens gekauft und für die Feierlichkeiten den »Ahornshof« angemietet. Es kommen zweihundert Leute. »Wir werden feiern, bis die Schwarte kracht!«, brüllt er. »Und vor sieben Uhr morgens darf keiner gehen!« Das dürfte kein Problem sein, solange genug Wein und Caipirinha da ist.
Margot jedenfalls blinzelt mir verschwörerisch zu. Ich kann sie einfach nicht ausstehen. Irgendwas an dieser Frau gefällt mir nicht. Ich weiß nicht, was, aber ich werde schon noch drauf kommen.
Kaum ist die Anzeige für meine Nachfolge draußen, hagelt es Bewerbungen. Ich siebe mit Jo gemeinsam aus, und dann lädt er drei Frauen zu Vorstellungsgesprächen ein.
Die erste ist bildschön, aber eigentlich Arzthelferin, wie sich im Gespräch herausstellt. »Aber ich höre gern Radio und kann auch super telefonieren«, meint sie strahlend.
Nummer zwei heißt Birte und sieht auch so aus. Sie wäre auf einem Aussiedlerhof in Schweden besser aufgehoben. Mit ihren roten Wangen kann sie bestimmt super Milchkannen schleppen. Sie studiert Theologie. Das geht auf keinen Fall. Wenn sie einmal die zotigen Sprüche meiner Kollegen hört, wird sie schlicht tot umfallen.
Nummer drei sieht normal aus und hat auch vernünftige Ansichten. Verena hat schon mal ein Praktikum beim Radio gemacht und möchte ihre Kenntnisse gern vertiefen. Wir laden sie ein, einen Tag probeweise mit mir zusammenzuarbeiten. Alles wird gut.
Verena kommt gleich am nächsten Tag. Ich stelle sie in der Zehn-Uhr-Sitzung vor und bitte sie, ein bisschen was von sich zu erzählen, woraufhin sie aufsteht und Luft holt: »Ich danke meiner Mutter, ich danke meiner Schwester, ich danke meinem Patenonkel Boris, und ich danke Carolin, ohne all diese Menschen
wäre ich heute nicht hier und könnte nicht toll hier arbeiten, und dann danke ich noch meiner besten Freundin Ilka, die mich immer wieder ermutigt hat, mich hier zu bewerben!« Alle schauen ganz befremdet. Aber das soll mir egal sein, Hauptsache, sie macht den Job einigermaßen.
Verena hat auch schon super Ideen aufs Papier gebracht. »Schau, Carolin, was wir alles verlosen können, wenn du nicht da bist!«, sie schiebt mir einen Zettel hin.
1 . Swirl-Putzset: In einem Putzspiel müssen die Hörer anhand der Putzgeräusche hören, was gerade geputzt wird (Beispiel: eine Frau wischt den Wasserhahn in der Küche trocken).
Ich frage Verena, wie man denn hören kann, dass eine Frau einen Wasserhahn trocken reibt, die Frau könnte doch auch die Kaffeemaschine abwischen oder den Wasserhahn im Bad. Nein, das würde man bestimmt hören, dass das der Wasserhahn in der Küche ist … Der Gewinn ist dann ein hochwertiges Swirl-Putzset mit Staublappen, Fensterleder, Spülbürste und einer pfiffigen Kittelschürze.
Noch eine tolle Idee: Die Hörer müssen raten, was der Moderator gerade malt, und können dann zwölf Filzstifte gewinnen.
Ungiftige natürlich. Und jetzt kommt die Krönung, Verena ist ganz aufgeregt: »Wir verlosen dann einen Fernseher! Das ist superklasse! Wir machen ein Filmquiz und lassen zwei Hörer gegeneinander antreten, und der Hörer, der die meisten Filme, um die es geht, erkennt, kriegt einen Fernseher. Aber das ist dann kein Fernseh
apparat
, sondern wir schicken einen aus der Redaktion zu dem Gewinner nach Hause, der setzt sich dann da vor den Fernseher und ist dann also selber
Fernseher.
Das finden bestimmt alle total lustig!«
Bestimmt. Ich fände es auch klasse, einen Menschen zu gewinnen, der bei mir im Wohnzimmer fernsieht.
Ich sage Verena, dass wir darüber nochmal in Ruhe sprechen,
erst mal müsste sie die grundlegenden Dinge lernen. Ich gebe ihr die wichtigsten Adressen und Ansprechpartner und dann üben wir, wie man bei einer Firma anruft und eine Kooperation aushandelt oder etwas zum Verlosen.
Gegen Mittag bin ich mit den Nerven am Ende. Verena ist zwar sehr wissbegierig und nett, kriegt aber irgendwie nichts auf die Reihe. Ich mache den Fehler, sie dann auch noch bei einer
Agentur anrufen zu lassen, nicht ohne ihr vorher noch einmal genau zu sagen, wie sie was zu machen hat.
»Hier ist easy-Radio, die Verena Boldt. Bitte schicken Sie mir einen Smart!«
Frau Paffke von der Smart-Agentur ist zu Recht etwas irritiert und fragt Verena, warum sie ihr ein Auto schicken soll. Woraufhin Verena einfach sagt: »Na, weil ich das so will!« Ich übernehme dann schnell das Gespräch (zum Glück kenne ich Frau Paffke schon
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