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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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wissen die Jungen, dass die Mütter immer wiederkommen, wenn sie wegfliegen. Die Mütter lassen die Jungen nämlich nie im Stich. Ich wünschte, ich wäre eine kleine Trottellumme. Aber wenn ich zu jemandem sagen würde: »Ich wäre so gern eine Trottellumme«, würde mich jeder für komplett bescheuert halten. Insofern verwerfe ich den Gedanken. Da ich ja jetzt auch nicht einfach so nach Helgoland fahren kann, beschließe ich, ab sofort überhaupt nicht mehr nachzudenken, sondern einfach so zu tun, als sei ich ein Mensch ohne Hirn und demzufolge gedankenlos. Eine herrliche Vorstellung. Nie mehr denken müssen. Das muss toll sein.
    »Komm, Carolin, wir fahren, es ist bestimmt viel los auf den Straßen, und wir wollen doch nicht unpünktlich sein«, tiriliert die rote Zora neben mir und lacht. Ihre Wassermelonen springen auf und ab. Bestimmt geht sie nie ins Schwimmbad, weil sie sonst ständig von Rentnern gefragt wird, ob sie ihnen die Medizinbälle für die Wassergymnastik ausleiht. Weil ich ja beschlossen habe, nicht mehr zu denken, stehe ich einfach auf und gehe den beiden Lockvögeln hinterher.
     
    Kurz vor 16 Uhr betreten wir die Praxis von diesem komischen Schönheitschirurgen. Auf dem Tisch befinden sich stapelweise Broschüren, die einen über die Risiken informieren, die man auf sich nimmt, wenn man seine griechische Nase in eine römisch-katholische verwandeln lässt und umgekehrt. Ich greife mir einen so genannten Hausprospekt und fange an zu blättern, während sich Daphne und Rebecca darüber unterhalten, dass dicke Titten das Geilste überhaupt sind.
    »Weiber, die weniger als 90  C haben, sind keine richtigen Weiber«, so Daphne. »Diese A-Zicken tun so, als ob es klasse sei, keine große Oberweite zu haben, aber in Wirklichkeit sind sie total neidisch. Das stelle ich jedenfalls immer wieder fest!« Rebecca nickt und zieht ihr viel zu enges T-Shirt glatt. Ich habe Angst, dass der Stoff reißt.
    Ich möchte gar keine Busenvergrößerung, auch wenn Strawberry das zahlt. Schließlich hat man dann Narben. Und wenn der Doktor sich irrt, plötzlich vier Brüste oder sechs oder nur noch Brustwarzen. Noch schlimmer: Die Gelpads sind verschieden groß oder eines schrumpft, und eine Brust ist dann so groß wie eine Panzerfaust, die andere hat die Ausmaße einer Erdnuss. »Tja, so was passiert nun mal, Frau Schatz«, wird der Doktor zu mir sagen. »Sie können mich gern verklagen, aber Sie werden keine Chance haben. Unsere Lobby ist viel zu mächtig!« Ich werde von der Krankenkasse noch nicht mal mehr die BH -Spezialanfertigung bezahlt bekommen. Aber ich könnte dann in der Volkshochschule einen Nähkurs besuchen und mir meine Büstenhalter selbst nähen. Ich vermisse Roland. Ich will nach Helgoland. Ich war noch nie auf Helgoland. Ich will weg aus Berlin. Roland soll sich Urlaub nehmen und mit mir nach Helgoland fahren. Sofort.
    Aber jetzt müssen wir erst mal zu diesem Arzt reingehen. Eine Sprechstundenhilfe, die überall geliftet ist, wo man nur geliftet sein kann (ich wette, sie ist auch an den Zehen geliftet), bittet uns herein. Ihre aufgespritzten Lippen kann sie kaum öffnen. Mit Mühe und Not passt ein Strohhalm dazwischen.
    Das Sprechzimmer hat ähnliche Dimensionen wie das des Arztes, bei dem ich mit Richard war. Der Doktor, dessen Namen ich zum Glück schon wieder vergessen habe, fackelt auch nicht lange: »Machen Sie sich doch bitte erst mal frei«, sagt er freundlich. »Dann schauen wir uns mal an, was wir für Sie tun können.«
    Meine entblößten Brüste werden von Daphne und Rebecca mit erstaunten Lauten kommentiert.
    »Da passt ja noch jede Menge rein«, ruft der Arzt euphorisch und malt mit einem Filzstift auf meiner linken Brust herum.
    »Ich würde sagen, hmmm … «, er kratzt sich am Kopf, »so ungefähr siebenhundert Gramm auf jeder Seite. Das ist von den Proportionen her wunderbar.«
    Siebenhundert Gramm? Da nehme ich ja auf einen Schlag fast eineinhalb Kilo zu!
    »Wir nehmen Gelpads. Die haben sich bewährt. Die hat auch Pamela Anderson. Und Demi Moore hat auch zu Gelpads gewechselt. Hahaha! Aber ihre Ehe mit dem Bruce ist trotzdem kaputtgegangen! Hahaha!« Er beugt sich verschwörerisch zu uns: »Ich habe sieben Jahre in Hollywood praktiziert. Ich habe schon so viele Frauen und Männer verschönert, dass ich es gar nicht mehr zählen kann!« Wie um uns beweisen zu wollen, dass er tatsächlich sieben Jahre in Hollywood praktiziert hat, verfällt er in einen breiten amerikanischen

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