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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Slang. »Oh my god, das warrren Zzzeiiiiten«, schwelgt er. »Bei die Joan und bei die Cindy hab ig das sou klasse hingekriagt, dass es keinem Mänsch aufgefalllllen is!« Meint er Joan Crawford oder Joan Collins? Meint er Cindy Crawford oder die Cindy von Cindy & Bert? Erzählt er, wenn er mit mir fertig ist, auch jedem, dass »bei die Carou Schatz es swar schwierisch woar, aber dog geklapppppt hat bei die sechste Vesuach«?
    »Ich würde trotzdem gern über die Risiken aufgeklärt werden«, traue ich mich mit ausgetrocknetem Mund zu sagen.
    Der Doktor lacht laut auf, und Daphne und Rebecca lachen aus Solidarität mit. »Bei mia ist nog nie was schiiiiefgegang«, sagt der Doktor und lässt meine Brust los, die wegen der Schwerkraft rasch nach unten plumpst und irgendwo hängen bleibt. »Machen Sie sisch keine Sorgän über die Risiken. Swei kleine Schnitte,
und alles wiad gut! Die Männer werden in Scharen hinter Ihnen här seiiiin!«
    Habe ich jemals gesagt, dass Männer in Scharen hinter mir her sein sollen? Nein. Aber es hat mich auch keiner gefragt. Daphne und Rebecca beschließen, dass die OP in drei Wochen stattfinden soll. Man nimmt mich nicht mehr wahr. Der Doktor beteuert, dass er mir unmöglich früher einen Termin geben kann, weil ja die Uschi Glassss und die Wäronnicka Ferräs aug schoan soa lang warten. Ich frage mich nur, was bei die Uschi gemagt werden soll. Wo soll man da überhaupt anfangen? Sie könnte, ohne sich zu schminken, die Rolle des »Lederstrumpf« übernehmen. Außerdem hasse ich den Namen Uschi. Gebeugt wie ein Kastanienmännchen, dem man zu viele Streichhölzer auf den Rucksack gestapelt hat, tapere ich hinter Daphne und Rebecca aus der Praxis.
     
    Ich fahre nicht mit den beiden zurück zu Strawberry, sondern beschließe, allein in ein Café zu gehen. Ich hasse es zwar, allein in Cafés oder Kneipen zu gehen, weil dann alle Leute denken, dass ich keine Freunde habe und nirgendwo Anschluss finde, aber da ich ja beschlossen habe, nicht mehr zu denken, ist das jetzt auch egal.
    Bei einem Milchkaffee wird mir einiges klar:
    Ich bin durcheinander.
Ich bin sehr durcheinander.
Ich vermisse Watzelborn, meine Freunde und meine Kollegen von easy-Radio.
Ich vermisse Watzelborn, meine Freunde und meine Kollegen von easy-Radio so sehr, dass es nicht zum Aushalten ist.
Ich muss weinen.
Ich muss schrecklich weinen.
Ich möchte Marius umbringen.
Ich möchte Marius doch nicht umbringen, weil ich nicht weiß, was ich dann der Polizei sagen soll.
Ich möchte Marius doch umbringen, weil ich der Polizei einfach sagen werde, dass ich nicht die Mörderin bin.
Ich muss doch nicht weinen, weil ich kein Papiertaschentuch zur Hand habe und ich ungern in Servietten schneuze.
Ich möchte zu Roland, von ihm in den Arm genommen werden und an seinem T-Shirt riechen.
Ich möchte mit Roland nach Helgoland fahren und einfach nur aufs Meer schauen und endlich diese Lange Anna sehen.
Ich will keine Samstagabendshow moderieren.
Ich will nach Hamburg ziehen.
Ich möchte ein geordnetes Leben führen und nicht dauernd so eine Hektik haben.
Ich will keine Brustvergrößerung.
Ich will wieder Caro sein.
Ich will zahlen und dann Roland anrufen.
    »Ist doch überhaupt kein Problem, Caro«, sagt Roland am Telefon. »Klar kann ich mir Urlaub nehmen. Komm einfach her, du musst dir sowieso die Wohnung anschauen. Sag niemandem, wo du bist, und setz dich in den Zug. Ich hole dich vom Bahnhof ab. Ich zeig dir die Insel, ich hab ja sechzehn Jahre da gewohnt!«
    Herrlich, herrlich, herrlich.
    Der guten Ordnung halber sage ich doch bei Strawberry Bescheid. Sylvester rastet komplett aus. »Carolin, wir haben einen
Vertrag, und diesen Vertrag kannst du nicht einfach ignorieren. Wofür gibt es denn Verträge? Es gibt Verträge, damit man sich vertraglich absichert, und du möchtest jetzt trotz Vertrag nach Helgoland? Wo bitte steht in unserem Vertrag, dass du einfach so zweimal kurz hintereinander verschwindest?«
    »Moment mal«, zische ich. »Über diese Sex-Talkshow haben wir noch gar keinen Vertrag!«
    »Aber einen Vorvertrag«, Sylvester wedelt mit mehreren Blättern Papier vor mir herum. »Ich finde es schon schlimm genug, dass du nach Hamburg ziehst. Ich habe meine Mitarbeiter gern in unmittelbarer Nähe. Wir zahlen dir ein wunderbares Hotel, weißt du eigentlich, was das kostet, das Hotel? Das sind enorme Kosten, schließlich ist das eine Suite, und das Frühstück kostet auch jeden Tag extra. Diese Kosten müssen sich rechnen für

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