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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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uns! Du bist meine Entdeckung, Carolin! Und du verdienst wirklich nicht schlecht.«
    »Das habe ich auch nie behauptet«, sage ich müde. »Aber es war alles ein bisschen zu viel in letzter Zeit. Ich kann gar nicht mehr klar denken!«
    »Man könnte meinen, du seist bereits in den Wechseljahren«, kommentiert Sylvester meine Einwände. »Lass dich doch mal untersuchen und dir Hormone verschreiben, bei Angela hat das auch wunderbar geholfen. Alle Depressionen waren auf einen Schlag weg. Und jetzt ist sie der ausgeglichenste Mensch der Welt! Sie ist so was von ausgeglichen, okay, ich biete ihr auch genug Ausgleich, aber ihre Ausgeglichenheit ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Ich lasse dir einen Termin bei ihrem Arzt … «
    »Nein!« Jetzt reicht’s. »Ich fahre nach Helgoland. Punkt. Ich fahre für eine Woche nach Helgoland, ob ihr das wollt oder nicht.
    Danach können wir wieder über unseren Vertrag sprechen. Und ich verspreche dir, dass ich auf Helgoland den nötigen Ausgleich finden werde.«
    Sylvester trommelt mit den Fingerspitzen auf seinem Mahagonischreibtisch herum und ist trotzig. »Nun gut«, sagt er schließlich. »Eine Woche. Aber dann geht es hier richtig los und zur Sache!«
    Ich nicke, obwohl ich eigentlich den Kopf schütteln möchte.
     
    Im Adlon angekommen, frage ich nach Post. Ein Brief von Gero, ein Brief von Mausi und sogar ein Brief von Pitbull. Huch.
    Und ein Brief ohne Absender. Jemand hat sich mit einem Füllfederhalter beim Schreiben der Adresse unglaublich viel Mühe gegeben. Es sieht fast aus wie gedruckt. Diesen Brief öffne ich zuerst.
    WIR TRAUEN UNS !
URSULA LINDMANN & MARIUS WALDENHAGEN
FREUEN SICH , DICH ZU IHRER HOCHZEIT
AM SOUNDSOVIELTEN EINZULADEN !
KIRCHLICHE TRAUUNG DA UND DA UND
DANACH WIRD DA UND DA GEFEIERT !
U.A.W.G.  BIS BLABLABLA !
    Ich habe bis eben nicht gewusst, wie sich ein wirklicher Schock anfühlt. Jetzt weiß ich es. Mir ist eiskalt, ich kann mich nicht bewegen und habe das Gefühl, eine Leiche zu sein, die schon mit Formaldehyd durchgespült wurde, bevor Studenten an ihr Forschungen vornehmen. Ich spüre förmlich das Skalpell, das mein Herz untersucht. Und gerade eben wird meine Schädeldecke mit einer Kreissäge halbiert. Weil die Studenten der Annahme sind, ich sei verrückt gewesen, wird nämlich gleich mein Gehirn bzw. das, was von ihm übrig ist, in einen Blechnapf geworfen und vielleicht als Tischtennisball benutzt, wenn sie mit mir fertig sind.
    Das kann doch nicht wahr sein! Marius, der immer gesagt hat, wenn er mal jemanden heiratet, dann mich! Der Marius, der gesagt hat, dass das Schönste an unserer Hochzeit sein wird, dass er mich in meinem elfenbeinfarbenen Brautkleid über die Schwelle trägt.
    Und jetzt heiratet Marius diese Uschi. Obwohl er sie erst seit so kurzer Zeit kennt. Was hat Uschi bloß getan, damit Marius ihr einen Antrag gemacht hat? Hat sie seine Socken gebügelt? Lernt sie auswendig, wo was im Sonderangebot ist, oder hat sie eine neue Putzart für verschimmelte Duschkabinen erfunden? Vielleicht ist sie auch einfach gut im Bett. Aber das bin ich doch auch. Hat Marius jedenfalls immer gesagt. ER war immer so schnell fertig.
    Ich bin eine Frau, die ein Mann nicht heiraten will. Das ist einfach so.
     
    Im Hotelzimmer packe ich meine Sachen und rufe mir ein Taxi.
    Ich bin noch nicht mal wütend. Ich komme mir vor wie sitzen gelassen. Aber ich stelle auch fest, dass ich noch nicht über Marius hinweg bin. Sonst würde mir das alles nicht so viel ausmachen. Andererseits freue ich mich schrecklich auf Roland. Er ist so ganz anders als Marius. Ich bin schrecklich verliebt in Roland. Aber ich habe auch schreckliche Angst, dass ich mir das alles nur einbilde. Auf keinen Fall will ich Roland nur dazu benutzen, um über Marius hinwegzukommen. Insofern ist es ganz gut, dass wir jetzt wieder eine Woche zusammen sind. Und ich werde nach Hamburg ziehen. Ich bin sehr aufgeregt wegen der Zukunft. Alles wird gut, alles hat einen Sinn und kommt so, wie es kommen muss. Hat meine Oma immer gesagt, und die hatte meistens Recht, wie wir wissen.
    Ich bin so froh, als ich in Hamburg ankomme. Wir fahren sofort zu der Wohnung. Also wirklich, dass es so was überhaupt gibt! Ich bin fassungslos. Roland ist ganz aufgeregt: »Ich hatte solche Angst, dass sie dir nicht gefällt, aber ich war mir auch sicher, dass wir beide denselben Geschmack haben! Schau hier, ist das nicht toll?« Er zeigt mir die Abstellkammer, die vor hundert Jahren mal als Mädchenzimmer

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