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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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verband er die einzelnen Flächen miteinander, wobei er die Schraffuren schrittweise dunkler oder heller machte, um alle Bohrlöcher miteinzubeziehen und herauszufinden, wie die Bakterien wanderten.
    »Erin?«, sagte Beamon noch einmal.
    Er riss die Seite aus dem Notizbuch und hielt sie Beamon hin. »Sehen Sie sich die unterschiedliche Belastung an. Der Bakterienbefall hat nicht an einem Ort angefangen und sich dann ausgebreitet. Und es gab ihn nicht schon vorher, sonst hätten wir nämlich mehr zufällige Variationen bei der Belastung.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass meiner Meinung nach einige Bohrlöcher ungefähr zur gleichen Zeit infiziert wurden und die Bakterien sich nun von diesen Bohrlöchern aus weiterverbreiten.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wenn ich raten müsste - und mehr als raten kann ich nicht -, würde ich sagen, dass einige der Bohrchemikalien verseucht waren, und als man sie ins Bohrloch gepumpt hat, haben die Bakterien übernommen und angefangen, sich auszubreiten. Ich würde bei Herstellern anfangen, die sowohl Bohrfirmen in Alaska als auch die Saudis beliefern.«

    »Mal angenommen, Sie haben recht. Was kann man dagegen tun?«
    Erin überlegte einen Moment. »Nichts.«
    »Das bringt uns nicht weiter, Erin. Sie müssen sich schon etwas einfallen lassen.«
    »Was zum Teufel soll ich denn dagegen tun, Mark? Soll ich mit dem Zeug schimpfen? Ich war gerade eine Woche in Saudi-Arabien und habe absolut nichts erreicht.«
    Beamons Gesicht, das die grünliche Blässe aus dem Flugzeug verloren hatte, sah jetzt kreidebleich aus. »Dann werden also noch mehr Bohrlöcher versiegen?«
    »Ja.«
    »Wie viele?«
    »Letztendlich alle. Glaube ich jedenfalls.«
    »Alle. Na großartig. Wie lange wird das dauern?«
    Erin zuckte mit den Achseln und sah zu Andropolous hinüber, der gerade versuchte, mit der Wand zu verschmelzen. »Hast du dir die Ausbreitungsrate angesehen?«
    »Dazu haben wir keine Daten, Erin. Und im Grunde genommen wissen wir auch nicht viel über dieses Reservoir. Daher ist es unmög...«
    »Großer Gott, Steve!«, sagte Beamon. »Ich bin nicht hier, um den Boten zu erschießen, der mir eine schlechte Nachricht überbringt. Sagen Sie mir einfach, was Sie für wahrscheinlich halten! Ein Jahr? Zwei?«
    Andropolous kaute einen Moment auf seiner Unterlippe herum. »Jahre werden es mit Sicherheit nicht sein. So wie es jetzt aussieht, reden wir von Monaten.«
     
    Die beiden Männer schliefen tief und fest - Beamon auf der Couch, während Andropolous auf einem Stuhl saß
und das Kinn auf die Brust gelegt hatte. Erin lag auf dem Boden und starrte die losen Papierseiten um sich herum an. Eine weitere seiner vielen Schwächen war die Fähigkeit, sich voll und ganz auf etwas konzentrieren zu können, was mitunter schon fast an Besessenheit grenzte. Ein Problem, das er nicht lösen konnte - egal, ob es kompliziert oder banal war -, nahm ihn vollständig in Beschlag. Einmal hatte er drei Tage lang nicht geschlafen, weil er darüber nachdenken musste, warum die Tür seines Pick-ups nicht richtig schließen wollte.
    Doch dieses Mal ging es nicht um seinen Pick-up. Wie waren die Bakterien zwischen Saudi-Arabien und Alaska gewandert? Dass sie durch Bohrchemikalien verbreitet worden waren, hielt einer näheren Untersuchung nicht stand. Aber jeder andere Erklärungsversuch klang noch wüster. Inzwischen dachte er allen Ernstes an imaginäre Wirtstiere, die sich die Mühe machten, durchs Meer zu schwimmen, um anschließend in Bohrlöcher zu kriechen.
    Der Jetlag machte ihm zu schaffen, und irgendwann wurde ihm klar, dass er das Problem in dieser Nacht nicht mehr lösen würde. Aber er wusste auch, dass sein Verstand nicht so einfach loslassen würde. Er brauchte etwas, um sein Gehirn abzuschalten, etwas, das so langweilig war, dass es seinen Verstand betäubte. Erin sah sich um, und schließlich blieb sein Blick an Stevies genetischem Profil der Bakterien hängen.
    Im schwachen Schein einer Schreibtischlampe blätterte er lustlos durch die ersten Seiten des Berichts, doch dann erstarrte er und ging zum Anfang des Berichts zurück. Selbst seinem unter Schlafentzug leidenden Gehirn kam
hier irgendetwas bekannt vor. Die DNA-Struktur der Bakterien ähnelte Konzepten, mit denen er vor Jahren einmal herumgespielt hatte - bevor Jenna ihn schließlich überzeugt hatte, seine Experimente mit Genmanipulation aufzugeben, weil die Welt noch nicht so weit war für bioremediative Bakterien à la Frankenstein.

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