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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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du hier, Michael?«
    »Es ist lange her«, sagte er. »Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?«
    »Ja, aber...«, erwiderte sie. Dann schwieg sie, weil ihr
klar wurde, dass sie die Lüge nicht über die Lippen bringen würde.
    Als sie und die drei Männer das Boot verlassen und sich in alle möglichen Ecken der Welt davongemacht hatten, hatte sie plötzlich das Gefühl gehabt, als würde ihr jemand eine Last von den Schultern nehmen. Obwohl sie viel Zeit miteinander verbracht und für eine Weile sogar ähnliche Ziele gehabt hatten, war sie mit Teague nie richtig warm geworden. Und im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie immer ein bisschen Angst vor ihm gehabt hatte.
    »Ich freue mich, dich nach so vielen Jahren wiederzusehen«, sagte Udo, der auf sie zugehen wollte, dann aber wohl zu dem Schluss kam, dass er ihr nah genug war. Sein deutscher Akzent war schwächer geworden, seit sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, und anstatt seine verbliebenen Haare über die Glatze zu legen, trug er jetzt einen erheblich flotter aussehenden Bürstenschnitt. Zudem sah seine Kleidung teuer aus und war sorgfältig ausgewählt, was zur Folge hatte, dass der fünfundvierzigjährige Biologe eher wie ein fünfundvierzigjähriger Autoverkäufer wirkte.
    In der ganzen Zeit, die Udo für sie gearbeitet hatte, war er immer nur nett zu ihr gewesen. Aber er hatte etwas an sich - die Art, wie sein höfliches Lächeln stets etwas zu lange auf seinen Lippen blieb, die Art, in der seine Augen sie etwas zu ausdruckslos anstarrten -, das sie glauben ließ, lediglich eine aufgesetzte Fassade von ihm zu sehen.
    Er gab seinem Bruder einen sanften Rippenstoß. »Sag Hallo, Jonas.«
    Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte sich Jonas überhaupt nicht verändert. Er sah immer noch so gut aus wie
früher, mit einer weichen, fast femininen Haut und dunklen Augen, die immer etwas Grauenhaftes anzustarren schienen. Jenna wusste nur sehr wenig über ihn, und es war ihr auch lieber, wenn das so blieb. Für sie war er ein Fanatiker und gehörte zu jenem seltenen Typus Mensch, der nach einer Sache suchte, um sich in ihr zu verlieren und eine Rechtfertigung dafür zu haben, den Stimmen in seinem Kopf zu folgen. Wenn er Muslim gewesen wäre, hätte er sich al-Qaida angeschlossen. Wenn er Afrikaner gewesen wäre, hätte er einen Genozid gegen einen Stamm in der Nachbarschaft angezettelt. Aber er war etwas anderes. Er war Umweltschützer, was er zweifellos nur deshalb geworden war, weil sein Bruder es ihm vorgemacht hatte.
    »Du hast gesagt, dass wir uns nie wiedersehen und nie wieder miteinander sprechen dürfen«, sagte sie. »Es sei viel zu gefährlich. Hat sich daran etwas geändert?«
    »Wie ist es dir ergangen?«, fragte Teague. Der Ton in seiner Stimme erinnerte sie daran, dass er sich nicht gern ausfragen ließ. »Du hast eine Menge Zeit. Was machst du damit?«
    »Langweilig wird mir jedenfalls nicht.«
    Er lächelte und deutete hinter sich auf eine drei Meter hohe Kletterwand, die seitlich an den Kamin montiert war. »Kletterst du da hoch und wieder runter wie eine Ratte in einem Käfig?«
    »Manchmal«, erwiderte sie, obwohl auch das gelogen war. Früher hatte sie leidenschaftlich gern geklettert, doch jetzt konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie die Wand das letzte Mal auch nur berührt hatte.

    Ihren Tod vorzutäuschen, indem sie das Boot versenkten, war die einzige Möglichkeit gewesen, um dem FBI zu entkommen, das die Angst vor Terroristen als Vorwand genutzt hatte, um Umweltschutzorganisationen immer stärker unter die Lupe zu nehmen. Teague hatte seine Meinung über den Treibhauseffekt etwas zu lautstark geäußert, und er und seine Mitstreiter waren mit Sicherheit überwacht worden.
    Natürlich hatte er auch ihren »Tod« mit der ihm eigenen Gründlichkeit geplant. Es war alles reibungslos gelaufen, und sie hatten weiterarbeiten können, ohne eine Verhaftung befürchten zu müssen. Aber dann war ihr etwas aufgefallen, das sie vorher nicht bedacht hatte: So zu tun, als wäre man tot, war nicht viel anders, als wirklich tot zu sein.
    Teague stand auf und ging im Wohnzimmer herum, um sich Dinge anzusehen, von denen sie wusste, dass sie ihn nicht im Geringsten interessierten. Seine Haare waren immer noch lang und dicht, und nur wenige graue Strähnen deuteten darauf hin, dass er fast fünfzig war. Seine blasse Haut ließ darauf schließen, dass er sich nur selten in die Natur wagte, die er so vehement verteidigte, und seine

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