Glockengeläut
Dinge«, erläuterte er Maybury.
Doch wie so oft erwies die Gewalt sich als effektiv. Innerhalb von Sekunden summte der Motor leise vor sich hin.
»Danke vielmals«, stieß Maybury hervor.
Cromie zeigte weder eine Reaktion, noch bewegte er sich.
»Komm ’raus«, sagte Falkner, »komm schon ’raus aus dem Ding.«
Cromie wälzte sich folgsam aus dem Autositz und schlurfte in der Dunkelheit von dannen.
»Na also«, sagte Maybury mit neuem Elan, der dem surrenden Motorgeräusch zu verdanken war, »wo bekommen wir Benzin?«
Es entstand eine kurze Pause. Dann stieg Falkners Stimme aus dem Zwielicht auf: »Mr. Maybury, mir ist da etwas eingefallen. Wir haben kein Benzin in unserem Tank. Es ist natürlich Diesel. Ich muß mich bei Ihnen für diesen dummen Fehler entschuldigen.«
Maybury war mehr als irritiert, mehr als erschrocken: Er war in Rage. Vor lauter Wut und Verwirrung konnte er überhaupt nichts mehr sagen. Kein moderner Mensch konnte so unbedarft sein, Benzin und Diesel zu verwechseln! Doch was sollte er nun tun?
Falkner, der draußen an der geöffneten Wagentür lehnte, hob wieder an: »Es tut mir sehr leid, Mr. Maybury. Würden Sie mir wohl erlauben, ein wenig von dem angerichteten Schaden wiedergutzumachen, indem ich Sie einlade, auf Kosten des Hauses die Nacht hier zu verbringen - das Abendessen vielleicht ausgenommen?«
Während der letzten Minuten hatte Maybury schon geahnt, daß es, wie auch immer, zu genau diesem Wortwechsel kommen mußte. »Danke«, stieß er alles andere als dankbar hervor. »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als Ihr Angebot anzunehmen.«
»Wir werden uns bemühen, es Ihnen so angenehm wie möglich zu machen«, erwiderte Falkner.
Maybury machte das Licht aus, stieg aus dem Wagen, schloß die Tür, verriegelte sie - man wußte ja nie - und folgte Falkner zurück ins Haus. Dieses Mal verriegelte Falkner selbst die Tür, die Vincent vor kurzem geöffnet hatte.
»Ich habe kein Gepäck bei mir«, bemerkte Maybury schließlich, immer noch recht einsilbig.
»Das Problem wird sich lösen lassen«, entgegnete Falkner, der sich gerade aufrichtete und sein Dinner-Jackett glattstrich. »Ich sollte Ihnen wohl noch einige Dinge erklären. Aber würden Sie mich zunächst einen Moment entschuldigen?«
Die Hotels sind heutzutage wirklich viel zu gut geheizt, schoß es Maybury durch den Kopf. Die Hitze konnte einen vollends verwirren.
Falkner kehrte zurück. »Ich sollte Ihnen wohl noch einige Dinge erklären«, wiederholte er. »Wir haben keine Einzelzimmer, da unsere Gäste es vorziehen, nachts nicht allein zu sein. Das Beste, was wir in diesem Notfall für Sie tun können, Mr. Maybury, ist, Ihnen anzubieten, mit einem anderen Gast das Zimmer zu teilen. Es handelt sich um einen großen Raum mit zwei Betten. Sie haben ausgesprochenes Glück, daß im Augenblick nur ein Gast in diesem Zimmer wohnt, Mr. Bannard. Mr. Bannard wird sich, da bin ich sicher, über Ihre Gesellschaft freuen, und Sie werden bei ihm auch in guten Händen sein. Er ist sehr angenehm, seien Sie dessen versichert. Ich habe ihm gerade eine Nachricht geschickt und ihn bitten lassen, herunterzukommen, so daß ich Sie miteinander bekannt machen kann. Er ist stets äußerst hilfsbereit und wird wohl umgehend hier sein. Mr. Bannard weilt schon einige Zeit bei uns, so daß er Sie sicherlich mit einem Schlafanzug und dergleichen versorgen kann.«
Das war nun wirklich das letzte, was Maybury wollte, doch er hatte mittlerweile gelernt, daß man gegen die hiesigen Gebräuche einfach nicht protestieren konnte, ohne sich dabei ins Unrecht zu setzen. Außerdem nahm er an, daß er, da er ja nun einmal eine Nacht in diesem Etablissement verbringen würde, auch alle - oder doch fast alle - damit einhergehenden Begleiterscheinungen, wie auch immer diese aussehen mochten, auf sich nehmen müßte.
»Ich würde gern mit meiner Frau telefonieren, wenn es möglich ist«, sagte Maybury. Seit einiger Zeit dachte er beständig an Angela.
»Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Mr. Maybury«, erwiderte Falkner. »Tut mir leid.«
»Was heißt nicht möglich?«
»Um Aufregung zu vermeiden und jene Atmosphäre zu gewährleisten, die unsere Gäste so schätzen, besitzen wir kein Telefon mit einer Außenleitung. Nur ein Haustelefon von meinem Amtsbereich zu den Eigentümern.«
»Wie können Sie denn heutzutage ein Hotel führen, wenn Sie kein Telefon besitzen?«
»Die meisten Menschen hier sind Stammgäste. Viele von ihnen kommen
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