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Glockengeläut

Glockengeläut

Titel: Glockengeläut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Aickman
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Apfelstrudel mit Sahne, viel Sahne.«
    »Ich darf nicht zum Frühstück bleiben«, stieß Maybury hervor. »Ich darf einfach nicht. Ich muß Geld verdienen. Ich muß sofort gehen.«
    Er war darauf vorbereitet, einige Meilen zu Fuß zurückzulegen, ja er hatte sich fest darauf eingerichtet. Der Automobilclub, der ihm jene Route empfohlen hatte - von der er nie hätte abweichen dürfen -, konnte seinen Wagen später abholen. Sie hatten das schon einige Male zuvor für ihn erledigt.
    Eine kaum merkliche Verdüsterung huschte über Falkners Gesicht, doch dann gab er nur mit leiser Stimme zur Antwort: »Wenn Sie wirklich darauf bestehen, Mr. Maybury ...«
    »Ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl.«
    »Dann muß ich gleich noch ein kurzes Gespräch mit Ihnen führen.«
    Keiner der übrigen schien sich um sie zu kümmern. Bald entfernten sie sich, einer nach dem anderen, unterhielten sich ruhig miteinander oder sagten auch - wie die meisten von ihnen - überhaupt nichts.
    »Mr. Maybury«, setzte Falkner an. »Können Sie ein Geheimnis bewahren?«
    »Ja«, gab Maybury fest zur Antwort.
    »Letzte Nacht hat sich hier ein Zwischenfall ereignet. Ein Todesfall. Wir sprechen hier nicht über solche Dinge. Unsere Gäste schätzen das nicht.«
    »Mein Beileid«, murmelte Maybury.
    »Solche Dinge regen mich immer noch auf«, erwiderte Falkner. »Aber ich darf einfach nicht daran denken. Meine erste Pflicht ist es, mich um den Abtransport der Leiche zu kümmern. Während die Gäste beschäftigt sind. Um ihnen jedes Wissen, jedes Leid zu ersparen.«
    »Wie wollen Sie das bewerkstelligen?« fragte Maybury.
    »In der üblichen Art und Weise, Mr. Maybury. Der Leichenwagen fährt jetzt gerade, während wir uns unterhalten, draußen vor. Im Hinblick auf Ihre Person geht es um folgendes: Wenn Sie immer noch suchen, was ich unter anderen Umständen eine Mitfahrgelegenheit nennen würde, so könnte ich arrangieren, daß der Wagen Sie mitnimmt. Er hat eine recht weite Strecke vor sich. Wir halten das für das beste.« Falkner entriegelte die Eingangstür. »Es scheint die beste Lösung zu sein, finden Sie nicht auch, Mr. Maybury? Zumindest ist es das beste, was ich Ihnen anbieten kann. Obwohl Sie sich dann natürlich nicht mehr bei Mr. Bannard bedanken könnten ...«
    Ein Sarg kam in diesem Augenblick die Treppe herunter, auf den Schultern von vier schwarzgekleideten Männern getragen, während Vincent, um keine Unklarheiten hinsichtlich des Wegs aufkommen zu lassen und keine Zeit zu verschwenden, in seinem weißen Jackett als Cicerone vor ihnen herschritt.
    »Sie haben recht«, sagte Maybury. »Ich nehme das Angebot an. Was bin ich für das Abendessen schuldig?«
    »Unter den gegenwärtigen Umständen werde ich auch darauf verzichten, Mr. Maybury«, erwiderte Falkner. »Wir müssen diese traurige Pflicht rasch hinter uns bringen. Wir haben andere, an die wir denken müssen. Ich möchte Ihnen nur noch einmal versichern, wie froh wir alle gewesen sind, Sie unter uns gehabt zu haben.« Er reichte ihm die Hand. »Auf Wiedersehen, Mr. Maybury.«
    Maybury war gezwungen, mit dem Sarg zu reisen, denn auf der Vorderbank, wo der Direktor des Bestattungsinstituts, ein beleibter Mann, sowie der Fahrer sitzen mußten, war kein Platz mehr für ihn. Die Nähe des Todes sorgte, vor allem, da ein lebender Fremder unter ihnen weilte, für respektvolles Schweigen unter der kleinen Gesellschaft im hinteren Teil des Fahrzeugs, und Maybury stieg ohne großes Aufheben aus, als man an einer Bushaltestelle vorbeikam. Einer der Männer des Unternehmens sagte, daß er wohl nicht lange werde warten müssen.

Derselbe Hund

    Auch wenn sie eigentlich drei Jungen waren, lagen doch zwölf lange Jahre zwischen Hilary Brigstock und seinem nächstälteren Bruder Gilbert. Hingegen trennten nur ein Jahr und ein Monat Gilbert von Roger, dem künftigen Familienoberhaupt.
    Hilary konnte sich später nicht mehr genau daran erinnern, wann er zum ersten Mal etwas davon mitbekommen hatte, daß seine Existenz das Ergebnis einer ›Panne‹ war. Wahrscheinlich hatte er das. insgeheim schon länger geahnt. Sein Taufname war ihm ebenfalls keine große Hilfe: Die Leute hielten ihn meist für einen Mädchennamen, obwohl sein Vater bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten lautstark darüber schwadronierte, daß dies eine völlige Fehlinterpretation, ein Produkt etymologischer und historischer Ignoranz und also die unvermeidliche Folge moderner Schlamperei sei.
    Und seine Mutter

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