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Glockenklang von Campanile

Glockenklang von Campanile

Titel: Glockenklang von Campanile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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zusammenklappen, nur weil du ein bisschen unwirsch bist. Meine Schwangerschaft verlief sowieso unproblematischer als bei den meisten anderen Frauen.”
    “Das freut mich.” Er lächelte gezwungen. “Wann hast du von der Schwangerschaft erfahren?”, fragte er.
    “Gleich nachdem du damals von London abgeflogen bist. Als ich hier abreiste, hatte ich noch keine Ahnung.”
    “Ich frage mich, was du getan hättest, hättest du es gewusst”, murmelte er.
    “Keine Ahnung. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich ständig die Frage stellen, was wäre, wenn. Es hat wenig Sinn.”
    “Vielleicht doch”, überlegte er laut. “Dann könnten wir möglicherweise erkennen, was falsch gelaufen ist.”
    “Aber das wissen wir doch. Wir haben es immer gewusst. Es lag an mir. Es ist wundervoll hier zu leben, mit so freundlichen, warmherzigen Menschen. Nur, ich kann nicht so sein. Ich weiß nicht, wie ich diese Nähe schaffen kann. Ich habe dich damals versucht zu warnen – oder besser, mich.” Sie lachte kurz auf. “Aber ich habe nicht auf mich gehört, stimmt’s?”
    “Vielleicht wolltest du es nicht.”
    “Das stimmt, ich wollte es nicht. Ich wollte an die hübsche Fantasie glauben, alles würde in Ordnung kommen, wenn wir uns nur genügend liebten. Du hast mich einmal eine kalte Frau genannt, weil ich es vorzog, isoliert zu leben …”
    “Das habe ich nie gesagt!”, protestierte er sofort.
    “Doch, das hast du. Bei einer unserer letzten Streitigkeiten – wie viele hatten wir damals in den letzten Tagen?”
    “Es spielt keine Rolle. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich erinnere mich nur noch daran, wie ich mich in dich verliebte. Du warst so süß, so großzügig und voller Lachen.”
    “Das war nicht ich, nur mein Urlaubs-Ich. Es existiert nicht mehr. Ich lache jetzt nicht mehr.”
    “Du brauchst mich zum Lachen”, sagte er sanft.
    Sie lächelte. “Ja, das konntest du immer gut.”
    Er wandte sich zum Herd, auf dem etwas vor sich hin köchelte. “Was kochst du da?”, fragte sie.
    “Wie wäre es mit
Brachbohnen
?”, versuchte er einen leichteren Ton anzuschlagen.
    “Oder
Ruhleier
?”, ging sie darauf ein.
    Die unbeschwerte Leichtigkeit hielt nicht lange an. Als es zwischen ihnen wieder still wurde, ging Francesco hinaus und kehrte mit einem Karton zurück.
    “Du siehst dir die Sachen am besten einmal an”, meinte er knapp.
    Es befand sich nichts Wertvolles in dem Karton, eher Schnickschnack. Aber irgendwie drückten diese kleinen dummen Sachen die Geschichte ihrer Liebe aus. Zum Beispiel die billige Holzbrosche, die er ihr an einem Marktstand gekauft hatte, an dem Tag, als sie zu ihrer Hochzeit nach Venedig zurückgekehrt war. Sie hatte nur ein paar tausend Lire gekostet, aber er hatte sie ihr mit großartiger Geste präsentiert und verkündet, dies sei das Hochzeitsgeschenk. Ein anderes gäbe es nicht mehr. Und sie hatten darüber gekichert und waren so glücklich miteinander gewesen.
    Sein richtiges Hochzeitsgeschenk war ein Perlenkollier gewesen, das sie zu ihrem Hochzeitskleid getragen hatte. Aber die Holzbrosche trug sie darunter, nur sie beide hatten es gewusst.
    Sie war in einer blumengeschmückten Gondel zur Trauung gefahren, traditionell wie alle venezianischen Bräute. Da sie keine Familie mehr hatte, führte Tomaso sie zum Altar. Als er ihr in die Gondel half, hatte er vor Stolz gestrahlt, weil sie so wunderschön aussah in ihrem weißen Satinkleid und dem Schleier. Der Gondoliere hatte auf der Fahrt zur Kirche inbrünstig ein Liebeslied geschmettert. Als sie unter der Accademia-Brücke hindurchfuhren, war ein Blumenregen auf sie niedergegangen, den eine Horde Kinder eifrig über das Geländer warf.
    An den Stufen zur Kirche hatte Tomaso ihr wieder aus der Gondel geholfen, und der Gondoliere hatte ihr Glück gewünscht und die Wünsche mit einem herzhaften Kuss auf die Wange besiegelt. Sonia hatte sich wie im Traum gefühlt, eingehüllt in pure Romantik.
    Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    Niemand sollte so heiraten, hatte sie oft seitdem gedacht. Vernünftige Bräute sollten in einem unfreundlichen Standesamt an einem kalten Wintertag heiraten, sich nicht von Blumen, Musik und Schönheit verzaubern lassen.
    Und auch nicht von einem jungen Mann, der stolz und aufrecht dastand, in den Augen tiefe Liebe. Aber Sonia vertrieb rasch den Gedanken wieder. Wie lange konnte Liebe halten, wenn sie auf einer Illusion aufgebaut war?

5. KAPITEL
    I n Francescos Karton befanden sich

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