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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gebräunten Virginier mit dem langen Pferdegesicht. Sie schien erfreut, ihn zu sehen. »Ihr seid noch nicht zu Euren virginischen Besitzungen abgereist?«
    »Bald, Euer Majestät. Vieles hält mich hier fest. Und ich wollte die Turniere nicht versäumen.« Er lächelte und verneigte sich, ihr die behandschuhten Finger zu küssen. Er trug Wams und Pumphosen in verschiedenen Gelbtönen mit einem kurzen roten Umhang an der Schulter und einem breitkrempigen, federgeschmückten Schlapphut, den er sich schwungvoll vom
    Kopf riß, als er sich verneigte.
    »Für einen Stoiker seid Ihr sehr bunt herausgeputzt, Milord«, neckte sie ihn.
    »Ich bin heute für eine Königin herausgeputzt«, versetzte er.
    »Ihr werdet ein vollkommener Höfling, Milord.« Als Oubacha Khan sich höflich verabschiedete, lud sie Lord Kansas ein, ihr Gesellschaft zu leisten. Er setzte sich mit verlegenem Lächeln. »Um die Wahrheit zu sagen, Majestät, ich fühle mich in diesen Kleidern wie ein gefüllter Kürbis.«
    Sie musterte ihn mit einem Ausdruck von komischem Ernst.
»Ihr seht sehr stattlich aus, Milord. Gefällt Euch das Turnier?«
»Sehr, Majestät.«
»Und Ihr nehmt nicht daran teil?«
    »Nein, Majestät. Ich habe wenig Erfahrung in diesem edlen Wettstreit, und es fehlten mir hier das nötige Gefolge und die Ausrüstung!«
    »Ihr brachtet einen sehr kleinen Haushalt mit Euch, hörte ich.«
    »Das ist meine Gewohnheit, Majestät, denn wie Ihr wißt, reise ich häufig nur in der Begleitung von Soldaten.«
    »Auch in Virginia habt Ihr Turniere. Ich habe davon gelesen.« »Sehr prachtvolle sogar, Majestät.«
    »Aber als ein Stoiker seid Ihr dem Pomp abhold, wie?«
    »Ich akzeptiere seine Notwendigkeit, Majestät, jedenfalls hier. Mit der Gräfin von Scaith …« Es war ihm anzusehen, daß er seinen taktlosen Fehler bedauerte, aber er fuhr fast ohne Pause fort: »… teile ich eine Vorliebe für einfachere Methoden zur Aufrechterhaltung der Würde des Staates. Mit der Zeit werden sie sich durchsetzen, denke ich. Zunächst wird es darauf ankommen, alte Erinnerungen unter einem Berg von ritterlichem Gehabe und Prachtentfaltung zu ersticken.«
    »Auch ich teilte diesen Glauben«, sagte die Königin. »Ich beneide Euch um Euer ländliches virginisches Leben. Ist es so friedlich und angenehm, wie ich es mir vorstelle, Milord?«
    »Für einen Mann meines Schlages bisweilen zu friedlich,
    Majestät. Ihr kennt das virginische Temperament, denke ich. Wir freuen uns des Lebens. Wir sind sicher, leben in Frieden mit unseren Nachbarn und fühlen uns unter Albions weitem Mantel leidlich wohl.« »Die Rebellionen waren unbedeutend.«
    »Und nicht gegen das Reich gerichtet, nur gegen seine Spit
    ze.« Er machte kein Hehl daraus, daß er König Hern meinte. »Ja.« Gloriana rieb sich die Augen und ließ das Kinn auf die
    Halskrause sinken. »Aber wie, wenn es Krieg gäbe? Würden die virginischen Edlen uns Unterstützung gewähren?« Lord Kansas war überrascht. »Krieg?«
    »Es besteht keine Gefahr, daß heute ein Krieg ausbricht, Mi
    lord. Jedenfalls keiner, von dem uns Nachricht zugekommen wäre. Ich stellte nur eine spekulative Frage.«
    »Virginia würde seine Unterstützung im Kriegsfall nicht
    versagen und seinen Verpflichtungen nachkommen.
Widerwillig vielleicht, aber meine Standesgenossen wissen,
was sie Euer Majestät schuldig sind.«
»Es ist, wie ich mir dachte.«
    »Darf ich fragen, Majestät, wie es um die Perrotts bestellt ist?
    Sicherlich hat diese leidige Angelegenheit nicht solche Proportionen erreicht …?«
    »Es hat keine Entwicklung gegeben, Milord. Wahr ist, daß
    die Perrotts über die Ermordung ihrer Schwester und das Verschwinden ihres Vaters zu Recht erzürnt sind. Aber die Gemüter werden abkühlen.« »Keiner von ihnen ist zum Turnier gekommen.«
    »Ihr habt es bemerkt?« Sie erlaubte sich ein müdes Lächeln.
    »Ja, sie sind dieses Jahr ferngeblieben. Die Perrotts und ihre
    Verwandten. Wer kann ihnen einen Vorwurf daraus machen? Aber sie werden ihre Bitterkeit überwinden, seid dessen versichert.«
    »Ich hoffe es sehr, Majestät. Ich vermisse Sir Amadis, Maje
    stät. Seine Gemahlin war eine Perrott, nicht wahr?«
    »Sie wurde in ihre Heimat zurückgerufen. Sir Amadis war eingeladen, mit ihr zu kommen, lehnte jedoch ab. Sie sind getrennt, aber das wird nicht von Dauer sein. Sir Lepsius Lee ist mit seiner Frau nach Kent gegangen und hat sein Gefolge vom Hof mitgenommen.« »Solche Untreue verletzt Euch nicht, Majestät?«
    »Wir

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