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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Erschöpfung. Überdies hatte er eine lange, teilweise schon ausgeheilte Narbe, die von der linken Schläfe bis zur Kinnlade verlief. Er hatte versucht, sie mit seinem weißen Haar zu verdecken. »Wir brachten den Thane zu Euch, weil er Euch etwas zu sagen wünscht …«
    »Ist es amüsant, lieber Thane? Vergeßt nicht, Ihr seht uns hier das Herbstfest feiern.«
    »Amüsant? Nein, das ist es nicht, Majestät. Ich habe den Markgrafen von Simla gesprochen. Die Tataren sind entlang den Grenzen des Imperiums aufmarschiert und machen sich zum Angriff bereit. Es liegen Nachrichten vor, daß der Krieg in der Mitte dieses Monats beginnen soll. Es gibt hier am Hofe einen Verräter, der sie mit Nachrichten versorgt.«
    »Wer ist der Verräter, Sir?« fragte die Königin unbesorgt. »Der Markgraf weiß es nicht.«
    Die Königin blickte zu Sir Orlando Hawes hinunter, der ein wenig unbehaglich auf seinen Polstern zu sitzen schien. »Ihr habt viel Umgang mit dem tatarischen Gesandten, Sir Orlando. Hat er Euch viel gesagt?«
    Sir Orlando zuckte die Achseln. »Nichts Bestimmtes, Majestät. Ich denke, die Tataren wollen den Krieg, weil alle anderen ihn zu wollen scheinen. Aber Ihr wünscht solche Reden nicht zu hören, ich weiß es.« »Was Ihr sagt, Sir, ist nicht sehr aufschlußreich.«
    »Oubacha Khan hat angedeutet, daß die Tatarei Teile von Indien und Cathay anzugreifen beabsichtigt, sobald der Krieg zwischen den anderen Nationen beginnt. Sie glauben, sie werden dann leichtes Spiel haben, denn, wie er es ausdrückte, die Brandfackel des Krieges wird die ganze Welt erfassen.« Sir Orlando sprach gleichmütig wie einer, der nicht länger die Hoffnung noch den Ehrgeiz hat, andere von seiner Meinung zu überzeugen. »Aber keine bestimmten Nachrichten?«
    »Nein, Majestät. Wenn die Perrotts gegen Arabien segeln,
wird man das ohne Zweifel als das Zeichen ansehen.«
»Laßt einige von den Perrotts an den Hof bringen«, sagte sie.
Er verneigte sich. »Morgen, Majestät?«
»Nächste Woche«, sagte sie.
»Jawohl, Majestät.«
Quire flüsterte: »Vielleicht solltet Ihr in dieser Sache ein we
nig rascher handeln. Ich an Eurer Stelle würde den Perrotts
drohen, daß sie Gefahr laufen, als Verräter ihrer Lehen verlu
stig zu gehen und hingerichtet zu werden.«
»In Albion gibt es keine Hinrichtungen.«
»Nur die Drohung.«
    »Gut. Sir Orlando!« rief sie ihm zu. »Laßt die Perrotts unterrichten, daß sie als Verräter am Reich handeln. Erinnert sie an die alte Todesstrafe für Verräter.«
    Sir Amadis Cornfield erwachte aus seiner verdrießlichen Grübelei und hob den Kopf. Er rieb sich die Stirn, als wollte er einen klaren Kopf bekommen.
    »Ist das alles, was Ihr mit meinen Neuigkeiten tun wollt, Ma
jestät?« fragte Thane.
»Was sonst können wir tun, Sir?«
    »Nachforschungen in die Wege leiten. Das Reich gerät mit jedem Tag näher an den Rand des Chaos!«
    Sie führte den goldenen Becher an die Lippen und trank von ihrem Wein, dann stellte sie ihn zurück und sagte: »Ich wünsche kein unnötiges Blutvergießen, Sir, wie Ihr wißt.« »Ihr habt die Welt dreizehn Jahre lang vor großen Kriegen bewahrt, Majestät«, sagte er. »Nun legt Ihr selbst die Lunte an die Kanone, deren Donner das Signal zum größten aller Kriege geben wird. Ich habe auf meinen Reisen solche weltumspannenden Kriege gesehen. Ich habe ganze Kontinente verwüstet gesehen, niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Soll dies Albions Schicksal sein?« »Natürlich nicht, Sir.«
    Der Thane sagte mit finsterem Blick: »Ich werde fortgehen, einen Ort zu suchen, wo die Vernunft höher geachtet wird als hier.« Er blickte zu Quire. »Sie verführt Euch, weiser Freund, mit all ihren Ablenkungen und Verwirrungen.« Quire sagte nichts.
    Der Thane blickte zu Dee und Tolcharde, als erwarte er, daß sie ihn begleiten würden, aber sie blieben, ebenso wie Quire. Er drehte sich um und schritt zornig aus dem Serail. »Die Frau sollte verheiratet werden! Dies alles sollte abgerissen werden! Pfui über das Laster!«
    Meister Tolcharde wartete taktvoll, bis sein Freund gegangen war; dann trat er vor und verneigte sich, unbeholfen in seinem Staat. »Majestät, seit mehreren Monaten habe ich Euch dieses Schauspiel versprochen. Nun ist es endlich fertig. Sobald die Hofkapelle die Musik anstimmt, die ich mit ihr einstudiert habe, werden Eure Tänzer auftreten.«
    »Wir sind auf das äußerste gespannt, Meister Tolcharde«, erwiderte sie, dankbar auf seinen kahlen und schwitzenden

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