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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ihr habt einmal für mich gesprochen.« »Ich hätte es nicht tun sollen.«
    »Wollt Ihr nicht wieder ein Wort für mich einlegen, Kapitän?«
    »Ich kann es nicht, Sir Amadis. Ihr müßt für Euch selbst sprechen.«
    Ransley hatte sich von seinem Lager erhoben und kam herübergestolpert. »Seid auf der Hut, Sir Amadis, mit Euren heimlichen Verschwörungen. Ich kann hören. Ich kann hören!« Quire zog sich von ihnen zurück. »Ich kann nichts tun. Ein jeder muß für sich selbst zusehen. Mein Einfluß auf Miß Finch ist geschwunden. Ich bin kein Gott.«
    »Ihr habt die Macht eines Gottes, Quire«, sagte Lord Gorius.
»Wenigstens in mancherlei Hinsicht. Beim Zeus! Wie habt Ihr
uns alle verführt!«
Quire hielt inne. »Wie das, Milord?«
    »Seht uns an. Betrunken, betört von Lust und verstrickt in Intrigen, als wäre dies der Messalina Hof. Und alles Euer Werk, Quire.«
    »In der Tat«, entgegnete Quire ärgerlich. »Dann muß ich wohl ein Gott sein, wie Ihr sagt, Milord.«
    »Wenn am Ende der Welt – und das ist nicht mehr fern, würde ich sagen – die gerichtliche Untersuchung über den Tod von Albions Ehre stattfinden wird, dann wird das Urteil auf Mord lauten. Und der Mörder, Sir, wird den Namen Quire tragen.« Quire kratzte sich am Hinterkopf. »Die Korruption liegt in dem Umstand, daß ein Mythos verwendet wurde, um eine
    Nachahmung von Wirklichkeit herzustellen. Könnte Albion so
rasch untergehen, wenn die Fundamente fest wären?«
»Ihr leugnet nicht, daß …?«
»Ich leugne alles, Milord.«
    Lord Gorius wurde wieder schwach. »Wie steht es mit Alys Finch?« fragte er. »Könnt Ihr Euch nicht für mich verwenden? Oder einen von uns auswählen?«
    »Ich bin kein Gott«, sagte Quire. »Ich bin nicht einmal ein König. Ich bin Quire. Ihr müßt Eure Probleme allein lösen.« Er nickte ihnen zu und ging. Ransley und Cornfield blieben einträchtig miteinander flüsternd zurück.
    Sir Orlando Hawes sprach über Politik zu Alys Finch, die den Trick des Schmeichlers beherrschte und die Rede ihres Gefährten umformuliert als ihre eigene Meinung zurückgab. »Ich gebe Montfallcon die Schuld. Er klammerte sich zu lange an seinen Glauben. Er meinte, man könne das Imperium nur zusammenhalten, indem man Gloriana als eine Göttin erscheinen lasse. Damit nicht genug, wollte er erreichen, daß sie dies selber glaube, und so hielt er sie in Unwissenheit von allem, was er zu Erhaltung der Legende tat. An diesem Rezept hielt er mit Verbissenheit fest. Ich glaube, er selbst ist genauso ein Opfer Quires wie die anderen, von denen er es glaubte. Auch ich sammle Beweise und Indizien, aber nicht so öffentlich wie Montfallcon.«
    »Dann meint Ihr, Kapitän Quire sei ein Bösewicht, den sein Ehrgeiz treibt, nach dem Thron zu schielen?«
    »Ich habe keine große Abneigung gegen Quire. Er würde einen ausgezeichneten König abgeben. Liefen seine Motive den meinigen nicht zuwider, so würde ich ihn dulden. Aber das Gewebe, aus dem Albion gemacht ist, zerfällt vor unseren Augen. Der glanzvolle Gobelin, den Montfallcon wob, darf nicht für alle unerwartet auf einmal fallen und die Wirklichkeit aufdecken, die dahinter liegt – weder der Adel noch das gemeine Volk könnten das hinnehmen. Der Vorhang muß Zoll um Zoll gehoben werden, über einen Zeitraum von Jahren hinweg.«
    »In dem Gobelin sind bereits Löcher. Das ist der Grund, warum so viele Adlige sich auf die Seite der Perrotts schlagen. Sie sehen Fäulnis unter dem Seidenbrokat – oder glauben sie zu sehen.«
    »Hier am Hofe gibt es keine wahre Korruption. Nur die Euphorie einer verwaisten Frau, die vorübergehen wird. Aber Quire hat die Extreme dieser Situation aufgezeigt. Manche betrachten die Gesamtheit – ein wenig Unterhaltung wie diese hier – und denken, sie müsse größere, ungesehene Schrecken repräsentieren. Die Romanze inspiriert die Phantasie und läßt sie wachsen – wird diese Phantasie aber falsch angewendet und sucht nach Häßlichkeit, statt nach Schönheit, dann werden zerstörerische Kräfte freigesetzt.«
    »Ihr teilt Kapitän Quires Abneigung gegen die Romanze?«
    »Das mag sein. Aber ich teile seinen Haß nicht, Alys. Und das Schlimmste, Zerstörerischste von allem ist sein Selbsthaß. Er ist es, der ihn an die Königin bindet, obwohl keiner der beiden es zugeben würde.« »Ihr meint, er liebe die Königin wahrhaft?«
    »Wenn es Quire möglich ist, etwas oder jemanden zu lieben.«
    »Ihr hattet von Oubacha Khan und der Expedition gesprochen, die

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