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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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aus jener. Das Geheimnis besteht darin, die beiden in der Hoffnung, daß sie miteinander kollidieren werden, ungefähr zur gleichen Zeit eintreffen zu lassen. So gewinnt keiner einen
    Vorteil über den anderen, und beide reisen in Unwillen ab.«
»Aber der Pole kommt dafür zu früh!« beharrte Tom Ffynne.
»Dann werde ich ihn aufhalten.«
»Wie?«
»Es gibt Mittel. Die Abreise seines Schiffes aus Le Havre
kann verzögert werden.«
»Er wird ein anderes Schiff finden.«
    »Richtig. Dann muß es hier im Lande geschehen …« Ein Klopfen an der Tür ließ die drei Teilnehmer an dem Gespräch stirnrunzelnd aufblicken. »Herein.«
    Ein uniformierter Page trat ein. In seiner ausgestreckten Rechten lag ein versiegelter Umschlag. Er verbeugte sich. »Eine dringende Nachricht von Sir Christopher, Euer Lordschaft.«
    Montfallcon nahm den Umschlag entgegen und erbrach das Siegel, überflog das Geschriebene, und seine Miene verfinsterte sich. »Derselbe Mann, an den ich dachte – der einzige Mann, der in Frage kam –, und nun ist er zum Mörder erklärt und gejagt. Beim Zeus, mir wäre wohler, wenn ich diese Kröte am Galgen sähe.«
    Tom Ffynne lächelte breit. »Ein Diener Eurer Lordschaft? Ein schlechter Diener, wie es scheint.«
    »Nein, nein, der beste, den ich habe. Es gibt keinen anderen, der so schlau ist, so skrupellos und gewitzt. Aber es sieht so aus, als habe er sich übernommen. Ein arabisches Prinzlein! Natürlich! Sir Launcelots Araber!«
    »Wir lassen uns gern aufklären, der Baron und ich«, sagte Tom Ffynne mit einem lustigen Blinzeln, um seinen beiden Freunden zu zeigen, daß er mehr als ein wenig begierig war, den Inhalt des Briefes zu erfahren. Aber Lord Montfallcon ballte das Papier zornig zusammen, um es anschließend im Kaminfeuer zu verbrennen, wo ein breiter Saum weißer Aschenflocken von früheren Verbrennungen anderer Papiere kündete.
    »Mehr gibt es nicht«, sagte er schlau. »Nun gilt es die Rettung meiner Kröte, der unwillkommen vertrauten, ins Werk zu setzen. Wie kann ich das Recht zuschanden werden lassen, dem wir alle dienen?«
    »Dies scheinen geheime und gewichtige Probleme zu sein«, sagte Sir Thomasin Ffynne und wandte sich hinkend zum Gehen. »Wollt Ihr mit mir speisen, Großadmiral? Oder, noch besser, mich heute abend zu Eurem Gast machen?«
    »Mit Vergnügen, Tom.« Lord Ingleborough, der vornehmste dieser Überlebenden, schien unbekümmert über die Worte und Taten des Lordkanzlers. »Bei den Göttern, Perian, ich hoffe, Ihr werdet mit diesen Ränken und Machenschaften nicht die schlimmen alten Zeiten wiederkehren lassen.«
    »Mein Denken und Handeln gilt allein der Verhütung eines derartigen Geschehens, Lord Ingleborough.« Ernst verneigte er sich vor seinen Freunden und wünschte ihnen guten Appetit, bevor er an dem Glockenstrang zog, der Tinkler aus dem Nebenraum herbeirufen sollte, damit er seinem Herrn, Arturus Quire, eine Botschaft überbringe.

    DAS DRITTE KAPITEL

    Kapitän Quire versichert sich künftigen Wohlergehens und allerhöchster
    Gunst und erhält eine unwillkommene Botschaft

    Kapitän Quire setzte sich in seinem grauen, fettfleckigen Bettzeug auf, befreite seinen Fuß von der Decke, in die er sich verstrickt hatte, und starrte das schüchterne junge Mädchen an, das mit einem Korb in den Armen sein schäbiges Zimmer betreten hatte. »Die Wäsche?«
    »Ja, Herr. Ich wurde geschickt, sie zu holen.« Das Mieder, die Unterröcke und der bestickte Überrock waren zu fein für ihren Stand und anscheinend ihre eigene Arbeit. Ein gutes Paar Hüften; sinnliche Züge, trotz ihrer Schüchternheit. Quire grunzte.
    Er zeigte zu dem Hocker, wo seine zerrissenen und blutbefleckten Kleider lagen, schmutzig, feucht, mit Kot bespritzt. Sogar das Hemd war blutig. Er stieß sich das dichte Haar aus der breiten Stirn und starrte sie an, als sie zögernd näher kam. »Meine Kleider sind mir wichtig. Diese Kleider. Sie sind ich. Sie sind meine Opfer. Darum müssen sie gut gewaschen und geflickt werden, mein Mädchen. Wie heißt du?« »Alys Finch, Sir.«
    »Ich bin Kapitän Quire, der Mörder. Die Stadtwache sucht mich. Letzte Nacht schickte ich einen jungen Sarazenen auf den Weg in die Unterwelt. Einen Adligen von vollkommener Gestalt, makellos. Jetzt ist sie mit mehreren Makeln behaftet. Zwanzigmal glitt mein Degen in ihn.«
    »Es war ein Duell, nicht wahr, Sir?« Ihre Stimme bebte, als sie nach den verschmutzten Kleidern griff.
    Er zog seine Klinge unter der Matratze hervor; einen

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