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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Arbeit. Ihr stammt aus einer guten Freibauernfamilie. Ihr wurdet am St. John’s in Cambridge erzogen, wo Ihr es zu einem vielbewunderten Theologen hättet bringen können, aber Ihr schlugt alle respektablen Gelegenheiten aus.«
    »Schöpferische Neigungen einer stärkeren Art gaben mir Anlaß, meine Sinne zu erforschen, Milord, sowie die Geographie der Welt. Ich habe kein Talent als für das, welches das Böse genannt wird, und in Euren Diensten, Sir, bin ich befähigt, meine Studien weiterzuverfolgen. Ich habe viele Berufe erwogen, aber alle scheinen mir fade und wertlos. Die Vertreter der verschiedenen Berufe, die ich kennengelernt habe, gefallen mir nicht, und ich glaube, daß mein eigener Beruf in Euren Diensten, Milord, und daher auch im Dienst der Königin so gut wie jeder andere ist, wenn nicht besser. Zumindest – das werdet Ihr mir zugeben – bin ich imstande, das genaue Maß des Bösen, das ich ausführe, zu beurteilen, wenn schon Böses getan werden muß. Diese anderen, diese Gelehrten, Anwälte, Höflinge, Kaufleute, Soldaten und Kanzleiräte, welche als die Säulen unseres Reiches gelten – diese Leute werfen Steine über die Schultern, ängstlich darauf bedacht, nicht hinzusehen, was oder wen sie treffen. Aber ich blicke in die Augen jener, die ich treffe, Milord. Ich sage ihnen, was ich tue, wie ich es mir selbst sage.«
    Lord Montfallcon war ruhig geworden. Quires Rede beleidigte ihn nicht, und Quire hatte ihn darin richtig eingeschätzt. Quire hatte einen Hang zu solchen Ansprachen und liebte es, seine Arbeit mit dem Werk und der Berufung eines Künstlers zu vergleichen. Hätte er versucht, sich zu entschuldigen, wäre er beschwichtigend gewesen, so wäre Montfallcon mißtrauisch geworden. Er beschäftigte Quire wegen seines Einfallsreichtums, seines Mutes und seines Scharfsinns. Der alte Kanzler setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während Quire beim Kaminfeuer stehen blieb. »Nun, Ihr habt mir schlimme Ungelegenheiten bereitet, Quire. Zu einer Zeit, da ich keine weiteren Verwicklungen wünschte. Gleichviel, es ist geschehen.« »Recht so, Milord. Der Sekundant war ein gewöhnlicher Strolch und Raufbold, und wenn er nun zum Schuldigen erklärt und des Landes verwiesen wird, so wirkte er schließlich bei einem Mord mit, selbst wenn er die Tat nicht vorbereitete oder verübte.«
    »Die Geschichte wird von wenigen geglaubt. Sir Christopher gehört nicht zu ihnen. Ich bezweifle im übrigen, daß die Sarazenen der Version lange glauben werden, wenn sie erst ihre eigenen Berichte über den Fall erhalten. Ihr tut gut daran, auf der Hut zu sein, Quire. Sarazenen können rachsüchtig sein.« »Ich bin immer auf der Hut, Sir. Welches ist mein neuer Auftrag?«
    »Ihr müßt zur Küste gehen. Dort werdet Ihr Strandräuber bei einer Galeasse spielen, die morgen mit der ersten Flut von Süden kommen wird. Ich möchte, daß möglichst niemand getötet wird, aber das Schiff muß bei Rye nahe der Flußmündung auflaufen. Ich habe bereits ein schnelles Boot entsandt, um den Lotsen zurückzuhalten und einen unserer eigenen Leute an seiner Statt an Bord zu bringen. Dieser Mann wird Kurs auf Rye nehmen und als Erklärung die zugefrorene Themse angeben.«
    »Ein gutes Argument. Gegenwärtig könnte kein Schiff ohne Gefahr für seine Spanten flußauf oder flußab fahren. Aber welches ist meine Funktion? Dieser Lotse bedarf meiner Hilfe
    nicht.«
    »Es ist keine leichte Aufgabe. Ihr werdet Sorge tragen, daß alles planmäßig abläuft. Dann ist die Aufeinanderfolge offen; ich überlasse die Details Eurer Phantasie.« »Ich bin froh, daß Ihr mir weiterhin vertraut, Sir.«
    »In solchen Angelegenheiten, Quire, habt Ihr Euch stets durch größten Einfallsreichtum ausgezeichnet. Das Schiff des Königs von Polen, die Mikolaj Kopernik , muß bei Rye stranden, der König muß wie von gemeinen Strandräubern gefangen, verschleppt und als Geisel zur Erzielung eines Lösegeldes festgehalten werden. Hier ist eine Porträtskizze von ihm, die ich habe anfertigen lassen. Ist er unserer Sprache mächtig, so muß er in dem Glauben gehalten werden, daß er für nichts weiter als einen ausländischen Würdenträger gehalten wird. Gebraucht Eure Kenntnis der Hochsprache nur, wenn es sein muß, und bedient Euch in der Gegenwart des Königs ansonsten des gewöhnlichen Dialekts. Er muß dann einige Zeit an einem sicheren Ort festgehalten werden; ich werde Euch Nachricht geben, wann und durch welche Methode er freikommen wird.« Quire

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