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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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war erheitert. »Ein König? Nun, Sir, ein prächtiges Wild, dem Ihr mich auf die Fährte setzt. Aber für diese Jagd werde ich ein vollzähliges Rudel brauchen.« »Wählt Euch die Leute selbst aus.« »Tinkler, Hogge, O’Bryan …«
    »Ihr beschäftigt noch immer diesen Aufschneider?«
    »Er ist für diese Unternehmung vortrefflich geeignet, hat er doch zwei Jahre in polnischen Diensten gestanden, als Soldat, und seine Kenntnisse der Landessprache möchten uns zugute kommen. Ferner denke ich an Webster …«
    »Nein! Der Schurke unterhält Beziehungen zu gewissen jungen Männern am Hofe. Er könnte später erkannt werden.« »Kinsayder?«
    »Keiner von dieser Bande tintenfleckiger Vornehmtuer ist geeignet. Manche Dummköpfe glauben bereits, sie repräsen tierten die Königin. Dummköpfe, die den Hof nicht kennen, sondern lediglich seinen Abfall.« Montfallcon runzelte nachdenklich die Stirn. »Außerdem sind das Klatschmäuler. Ihr würdet einen ganzen Hühnerhof mit Euch führen.«
    »Gute Kampfhähne, Milord, und tapferer als gewöhnliche Raufbolde.«
    »Freilich, und ehrgeiziger. Und erfinderischer. Ich habe mich ihresgleichen unter dem alten König Hern bedient, aber Ihr seid der einzige halbwegs gesellschaftsfähige Mann, den ich heutzutage in Dienst nehmen möchte, denn Ihr seid nicht wie jene dem Grog, den leichtfertigen Reden und der wahllosen Kumpanei ergeben – wofür diese Leute immer mit der einzigen Münze bezahlen müssen, über die sie reichlich verfügen: mit nichtsnutzigem Geschwätz, Skandalen und ausgeschmückten Anekdoten.«
    Quire befeuchtete sich die Lippen. »Ich habe verstanden, Mi
    lord. Ich werde Eurem Rat folgen und meine Liste später
zusammenstellen.«
»Gebt mir Nachricht, sobald alles getan ist.«
»Das werde ich tun, Sir.«
    »Bewahrt dieses Geheimnis vor Euren Mietlingen, wenn Ihr könnt.«
    »Auch das werde ich tun. Aber es ist kein sorgsam ausgefeilter Plan.«
    »Der beste, der in dieser kurzen Zeit möglich war. Wir müssen uns Polens Freundschaft erhalten. Bedienten wir uns diplomatischer Mittel, so würden sie sogleich erraten, was wir bezwecken. Dieser Plan ist so tollkühn, daß niemand Montfallcons vorsichtige Hand dahinter vermuten wird.« »Aber die Folgen?«
    »Es wird keine unwillkommenen Folgen geben, wenn Ihr Eure Rolle richtig und mit gewohnter Geschicklichkeit spielt.« Quire seufzte. »Mein Degen – dieser Pedant Rhoone nahm ihn mir. Ich werde mich durch die rückwärtige Tür davonma
    chen.« Er zog die Kapuze wieder über den Kopf.
    Montfallcon läutete mit einer Messingglocke nach einem Lakaien. »Clampe: Sag Er Lord Rhoone, er möge Ihm den Degen dieses Mannes geben.« Er stand auf und kam zum Kaminfeuer. »Der Plan paßt in König Herns Zeit«, fuhr Quire fort. »Hoffen wir, daß niemand sich erinnern wird, wie Ihr ihm dientet. Ich entsinne mich …«
    »Ihr wart ein Knabe, als Hern sich das Leben nahm.«
    »Ich verspüre kein Heimweh. Sagte ich dergleichen?«
    Montfallcon strich sich mit den Fingerspitzen über die müden Augenlider. »Ihr und ich, wir gehören beide einem anderen Zeitalter an, bei all den vierzig Jahren, die uns trennen. Es ist eine Ironie, daß wir zusammenarbeiten, um eine Rückkehr zu dieser dunkleren Vergangenheit zu verhindern.«
    Quire ging auf ihn ein. »Oder daß ich, der schändlichste aller Schurken, mit meiner Liebe zu solch altertümlicher Kunst, Vorteil daraus ziehen sollte, daß ich in einer Welt lebe, wo die Justiz so sehr gekräftigt ist. Wo die Tugend regiert.«
    Montfallcon hob den rechten Arm und reckte ihn, dann sagte er mit Bitterkeit: »Ich werde gebraucht, solange Männer wie Ihr auf Erden weilen.«
    Quire dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Im Gegenteil. Es ließe sich anführen, daß ich benötigt werde, während edle Seelen von Eurer Art fortfahren, sich anzustrengen. Sagt Platon uns nicht, wie gefährdet das Alter des vollkommenen Monarchen ist?«
    Montfallcon war verwirrt. Ärgerlich wechselte er das Thema.
»Manche Straßen sind durch den Schnee unpassierbar. Ich
hoffe, Ihr habt gute Pferde.«
»Sie werden gemietet werden müssen.«
»Geld?«
»Freilich.«
    Der Lakai kehrte mit dem Degen zurück, als Montfallcon seinen Schlüssel hervorzog. Quire trat vor, um dem Diener die Waffe aus der Hand zu nehmen. »Danke.« Er stieß die Klinge in die Scheide.
    Montfallcon wartete, bis der Diener ihnen den Rücken gekehrt hatte, ehe er die Kassette öffnete. Als der Mann hinausgegangen war, öffnete er

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