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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Zeit, das Frühstück in Ruhe einzunehmen. Was müßt Ihr heute tun?«
    »Heute? Aber das mußt du besser wissen als ich. Sag es mir.«
    »Es gibt keine Audienzen und Verpflichtungen bis zum Mittag, wenn wir mit dem Gesandten des Lyonnais und seiner Gemahlin speisen.«
    »Du meine Güte!« Glorianas Kopf verschwand, aber ihre ge
    dämpfte Stimme sprach weiter: »Und bis dahin sind wir frei?« »Frei«, sagte Una und fügte pflichtbewußt hinzu: »Es sei denn, Ihr wünscht die Zeit dem Aktenstudium zu widmen. Andernfalls könnten wir uns ein Forschungsabenteuer gönnen. Nur wir zwei. Wenn Ihr geneigt seid …«
    »Wie?« Der Kopf erschien wieder und blickte mit großen Augen. »Was?«
    »Ich habe eine Entdeckung gemacht, die ich mit Euch teilen würde. Der Palast ist uralt, wie Ihr wißt.«
    »Manche sagen, so alt wie Albion. Zur gleichen Zeit gegründet wie das Neue Troja.«
    »Richtig. Alte Gebäude und Dächer, so heißt es, liegen heute unter der Erde, überlagert von späteren Strukturen.«
    »So gehen die Spekulationen der Gelehrten. Was hat das zu bedeuten, Una? Hast du ein antikes Gewölbe entdeckt?« »Mehr. Die geheimen Gänge …«
    »Die sind kein Geheimnis. Als Mädchen habe ich sie alle
durchstreift. Sie führen nirgendwohin. Die meisten enden an
nackten Wänden.«
»Was ist hinter diesen?«
    »Wenn dahinter etwas wäre, was wir nicht kennen, so würde Montfallcon es wissen. Es ist sein Geschäft.«
    »Wenn Montfallcon etwas darüber weiß, so weigert er sich, darüber zu sprechen. Ich habe ihn aushorchen wollen. Er antwortete unbestimmt, vielleicht absichtlich. Er verweist auf die Oberfläche, gibt die Möglichkeit gewisser Tiefen zu, aber nicht mehr.« »Das ist sein Temperament, denke ich.«
    »Freilich. Nun, dann haben wir ein Geheimnis, an welchem Montfallcon nicht teilhaben wird – wie er sich dazu auch stellen mag.«
    »Oh, ein solches Geheimnis würde mir gefallen!« Gloriana stieß die Vorhänge zurück, schwang die Beine heraus und kam barfuß und in zerknittertem weißen Leinen zu ihrer Freundin, um sie in ihre kräftigen Arme zu schließen und beinahe vom Boden zu heben. »Una! Flucht!«
    »Ohne daß jemand weiß, wohin wir gehen. Ich fand den Eingang kurz nach meiner Rückkehr aus Scaith. Er führt zu unterirdischen Teilen, voll von alten Relikten und Zeichen einer Vergangenheit, die unsere Geschichtsschreibung kaum erwähnt.« »Wir können diese Gänge besuchen? Du kannst mich führen?«
    »Wenn Ihr wollt. Wir sollten uns derbes Zeug anziehen, denke ich. Als Verkleidung, zum Schutz gegen Kälte und weil es aufregender sein würde.«
    »In der Tat. Wir werden als junge Männer gehen. In unseren Kostümen.«
    »Ich dachte das gleiche. Mit Degen und Dolchen und feder
geschmückten Baretten.«
»Ja, mit Stiefeln und ledernen Wamsen. Jetzt?«
»Der Augenblick gehört uns.«
    »Dann ergreifen wir ihn!« Gloriana küßte ihre Freundin auf den Mund. »Und dann, wenn wir erforscht haben, können wir es einigen Gefährten erzählen. John Dee? Was meinst du? Wheldrake?«
    »Es mag am besten sein, wenn wir dies alles für uns behiel
ten. Ich werde Euch zeigen, warum.«
»Du hast unsere Kleider, Una?«
»Wo sie immer sind. In der Truhe.«
»Und Laternen? Werden wir Laternen brauchen?«
»Gewiß.«
    Gloriana hob die Brauen. »Wie, wenn es Gefahren gäbe? Brüchige Stufen, Fallgruben, einstürzende Decken und Böden?« »Wir werden solchen Stellen aus dem Wege gehen. Ich habe die Gänge bereits erforscht und kann Euch führen.« Una wußte, daß die Königin nicht der eigenen Gefahr achtete, sondern an ihre Verantwortung als Grundstein und Bollwerk des Reiches dachte. »Ob wir Dämonen antreffen werden, Una?«
    Froh über Glorianas Eifer und bestrebt, ihn um jeden Preis zu
    erhalten, rief Una: »Nur solche, die wir mit Mut und Schwert bezwingen können, weil unsere Herzen tugendhaft sind!« »Wo ist der Eingang?« Gloriana öffnete die Truhe und zog die Verkleidung heraus, die sie schon einmal gebraucht hatten, als sie auf die Idee verfallen waren, gemeinsam Mädchen aus dem Gesinde den Hof zu machen.
    »Dort im Nebenzimmer«, sagte Una und deutete in die Richtung. »Ein tiefer Wandschrank, den ich kaum benutzt habe. Er führt in einen schmalen Gang, von dessen Vorhandensein ich wußte. Ein paar Stufen führen zu einer versperrten Tür, die früher einmal ins Freie führte. Es gibt viele solcher alten Fluchtgänge und Türen.«
    »Ja, ich weiß. Zur Zeit meines Vaters erfreuten sie sich großer

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