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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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aufgegeben.« »Soviel habe ich heute gelernt.« »Ihr benötigt also einen neuen Gönner, wie?«
    »Das sagte ich nicht, Sir. Aber ich sage Euch dies: Wenn Ihr bereit seid, meines Lebens zu schonen, und mich unverletzt ziehen laßt, dann werde ich Euch jeden Dienst erweisen, den Ihr von mir verlangt, ausgenommen die Ermordung der Königin.« »Jeden Dienst, Quire?«
    »Einen, Sir. Nicht mehr. Einen Dienst für mein Leben. Das ist nur billig.«
    »Mindestens soviel seid Ihr mir bereits schuldig. Für das Le
ben meines Neffen.«
»Ich sagte nicht, das ich ihn tötete.«
    »Aber Ihr tatet es. Ich gab ein gutes Stück Geld aus, um Licht in diesen mysteriösen Fall zu bringen, nachdem ich einen ersten Hinweis erhalten hatte.«
    »King – so hieß er, glaube ich – ist dafür in Newgate einge
kerkert – oder bereits deportiert.«
»Und Ihr seid frei, wie Euer Knappe.«
    Quire zuckte die Achseln. »Sagen wir, daß ich mit diesem Handel einverstanden bin. Eine Gefälligkeit für sein Leben, eine Gefälligkeit für mein eigenes. Ihr macht bereits einen Profit von hundert Prozent. Welche zwei Gefälligkeiten kann ich Euch erweisen, Sir?«
    »Keine. Ich habe Euren Vorschlägen nicht zugestimmt. Doch wäre ich unter Umständen bereit, alle Schuldposten bis zu diesem Augenblick abzuschreiben. Und Euch statt dessen meine Gönnerschaft anzubieten.« Prinz Sharyar lachte fröhlich und wandte sich mit ausgestreckten Armen um, beinahe so, als wollte er Quire in die Arme schließen. »Ein Gönner, der Eure Kunst zu ehren versteht, Kapitän Quire! Der Euch die größtmöglichen Gelegenheiten zur Ausübung und Erweiterung Eurer Kunst bietet. Montfallcon wollte Euch nicht ehren. Ich werde es tun.« »Aber welches ist der Auftrag, Milord?«
    Der Sarazene war hingerissen von seiner eigenen Idee. Freudentränen glänzten in seinen Augen, als er seinen potentiellen Protege betrachtete. »Albion«, sagte er.
    Kapitän Quire setzte den Hut auf und kratzte sich im Nacken. Sein Schicksal und seine Stimmung hatten in den letzten Stunden drastische Schwankungen erlebt, und ihm war jetzt, als habe er für diese Gelegenheit gebetet, und sie sei ihm gewährt worden. Er verstand in groben Umrissen, was der Sarazene von ihm wollte, aber der Auftrag war geeignet, ihn zu entmutigen. »Gloriana?«
    »Sie würde glücklicher sein, wenn sie mit unserem Großkali
fen verheiratet wäre. Die Bürde der Regierungsgeschäfte ist
zuviel für eine Frau.«
»Montfallcon?«
    »In Ungnade.« Ein Achselzucken. »Was immer Ihr wollt.« »Was soll ich im einzelnen tun?«
    »Euer Geschäft wird es sein, den Hof zu korrumpieren. Die Einzelheiten bleiben selbstverständlich Euch überlassen Erpressung, Zauber, Täuschung, Mord, was Ihr wollt –, solange Ihr unter Glorianas Gefolgsleuten Zynismus und Verzweiflung, Mißtrauen und Laster verbreitet.« Seine Stimme hob sich bei dieser Aufzählung wie in einer Hymne, die er mit einem Ausblick beschloß, in welchem er Quire das eine anbot, was dieser begehrte: respektvolle Achtung vor seiner Größe im selbstgewählten Beruf. »Wir garantieren Euch das Leben und diese Gelegenheit, Kapitän Quire. Auch unser Gold.«
    Je länger Quire den Vorschlag durchdachte, desto mehr wuchs eine tiefe Erregung in ihm. Aber noch schwankte er. »Ihr wollt mich durch Schmeichelei gewinnen, Milord?« »Ich habe Eure Talente bereits gewürdigt. Das Gold würde notwendig und nützlich sein, auch Euch.« Er hatte Quire mißverstanden.
    Quire zog sich den schwarzen Stulpenhandschuh von den
Fingern. »Ich fragte nach einem bestimmten Auftrag.«
»Wenn ich Euch präzise Anweisungen gäbe, könntet Ihr zu
Montfallcon gehen und …«
»Montfallcon ist nicht länger mein Herr.«
»Und ich?«
»Ich warte noch immer, daß Ihr mir etwas über den Plan
sagt.«
»Ihr schwört Stillschweigen?«
    »Ich werde nichts zu Montfallcon sagen, solltet Ihr das meinen.«
    »Der Großkalif wünscht Gloriana zur Gemahlin zu nehmen, so daß Arabien und Albion einander in allen Dingen ebenbürtig sein sollen. Mit dieser Macht würde er die Tatarei mit Krieg überziehen und unseren Erbfeind für alle Zeiten zerschmettern. Doch ehe er das tun kann, müssen Glorianas Höflinge die Schwäche ihrer Königin sehen; der Adel muß ebenso wie das gemeine Volk das Vertrauen in ihre Allmacht verlieren. Der Hof muß als schwach und korrupt bloßgestellt werden. Montfallcon muß in Ungnade fallen oder in den Augen der Königin diskreditiert werden – sie hört nur auf ihn und den

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