Glueck allein
forderte mich auf, es erneut zu sagen und ich sagte es erneut, als würde es dadurch zur Wahrheit werden. Seine Hüften drückten sich gegen meine und begannen sich zu bewegen. Eine gierige Hitze schoss in meinen Unterleib, ich drückte ihn herunter und zog mich ganz aus. Er stemmte sich auf mich und nach wenigen atemlosen Sekunden waren wir miteinander vereint. Sein Körper lag schwer auf meinem. Er begann sich in mir zu bewegen und ich spürte sofort, dass ich mir mehr Zeit nehmen oder es ganz hätte lassen sollen, denn es brannte wie Feuer in mir. Mica schnaubte in mein Ohr, während das Brennen zu einem quälenden Stechen wurde, als steckten heiße Nadeln in meinem Unterleib. Ich dachte an Leo und dass ich ihn nun einfach hätte bitten können, aufzuhören. Mica hörte nicht auf, sondern wurde schneller.
»Ich kann das nicht«, flüsterte ich unter Schmerzen.
»Warum?«, grunzte er, ohne für eine Sekunde innezuhalten.
»Es tut weh«, presste ich hervor und die Schmerzen wuchsen mit jedem Stoß.
»Es tut mir weh«, wiederholte ich lauter, aber er fuhr ungestüm auf und ab, stieß weiter in mich hinein, und keuchte in mein Ohr. Ich stemmte mich gegen ihn, aber sein Körper war starr wie ein Brett, das auf meinen Unterleib einschlug. Panik ergriff mich.
»Du tust mir weh!«, schrie ich und stieß ihn mit aller Kraft von mir herunter.
»Bist du bescheuert?«, fuhr er mich wütend an und riss an meiner Schulter.
Ich richtete mich auf und zog mir die Decke über die Brust. Die kalte Wand, an die ich mich drückte, ließ mich frieren. Du musst vorsichtiger sein, schallte es in meinem Kopf. Du musst viel vorsichtiger sein. Starr vor Angst sah ich ihn an.
Mica brummte etwas in sich hinein, dass ich nicht verstand, aber verletzend klang. Er riss mir die Decke aus den Händen und ließ sich wütend nach hinten fallen.
»Ich liebe dich trotzdem«, murmelte er nach einer Weile mit geschlossenen Augen.
Ja, antwortete ich ihm innerlich, du liebst mich, wie sehr, hast du mir eben gezeigt. Als sein Atem ganz ruhig wurde, rutschte ich lautlos aus dem Bett. In Sekunden war ich angezogen. Die Angst, er könnte wieder aufwachen, trieb mich aus seiner Wohnung.
Draußen war es fast hell. Außer meinen Schritten auf dem Asphalt war nichts zu hören. Die Bahnhofshallen waren grau und leer. Nur ein Penner schlief an der Wand. Eine Flasche kippte aus seiner Hand. Sein Mund war geöffnet und Speichelfäden zogen sich von seiner Lippe zum Boden.
Es ging mir nicht aus dem Kopf, wie oft Mica und ich uns gesagt hatten, wir würden uns lieben. Wie wir uns unzählige Male berührt und geküsst hatten, als sei es mit uns etwas Besonderes, obwohl wir es beide besser wussten. Als mein Zug quietschend zum Stehen kam, war ich traurig, aber gewiss, Jakob und Florian endlich verstanden zu haben.
Sonntag bei dir?
Vier Tage hat er gebraucht, um drei Wörter zu schreiben.
»Wer?«, fragte Pierre.
»Florian«, sagte ich und verschränkte meine Arme. »Er will mich treffen.«
Wer eine schöne Frau warten lässt, ist es nicht wert, sie nur anzusehen, hatte ich wütend gedacht, als ich seine Nachricht las.
»Und? Hast du ihm abgesagt?«
Erstaunt sah ich ihn an. »Natürlich nicht.«
»Wann trefft ihr euch?«
»Sonntag.«
»Das ist gut, mein Schatz«, flötete Pierre und schritt mit seinen dürren Beinen auf mich zu, »dann kannst du morgen mit mir und meinen Brüdern in die Stadt gehen.«
»Du hast Brüder?«
»Zwei an der Zahl.«
»Sind sie dir ähnlich?«
»Nein.«
Das ließ mich aufhorchen.
»Meine Brüder sind beide größer«, sagte er, »obwohl ich der älteste bin.«
»Hmm, interessant«, murmelte ich. »Aber«, ich besann mich wieder, »nein, tut mir leid, du weißt doch, der Vortrag.«
»Der Vor-hor-trag«, sang Pierre mit ausgebreiteten Armen wie ein Opernsänger.
»Hör schon auf«, bat ich schmunzelnd, woraufhin Pierre seine Vorstellung mit einer demütigen Verbeugung beendete.
»Was ist eigentlich mit Johannes? Kommt er mit?«, fragte ich, wobei ich versuchte neutral zu klingen.
»Kommst du mit, wenn ich ihn frage?« Er zwinkerte.
»Ach was.« Verlegen zupfte ich meine Bluse zurecht. »Wohin wollt ihr überhaupt gehen?«
»In die Unterwelt.«
Überrascht blickte ich auf. »In diesen Schuppen?«
»Ich weiß, alternativ. Passt gar nicht zu mir.« Pierre tippte sich unschuldig gegen die Wange. »Aber meine Brüder... Sie waren früher jede Woche da.«
»Florian auch«, fiel es mir ein. Niemals hatte ich
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