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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lohnt sich doch immer wieder. Und diesmal hatten wir besonderes Glück. An unserem Tisch saßen sogar ein paar Einheimische, das war noch nie der Fall gewesen.«
    »Hattet ihr Spaß?«
    »Großen, obwohl zuerst nur über Bonn und Flensburg geschimpft wurde. Aber dann haben sie mich gefragt, woher ich komme, und als ich Ihnen das mitteilte, streckte mir einer spontan seine Hand her und sagte: ›Mein Beileid.‹ Die anderen folgten prompt seinem Beispiel. Und wißt ihr, weshalb?«
    »Weshalb?« fragten zwei oder drei wie aus einem Munde.
    »Wegen des Spieles im Olympiastadion zwischen den Bayern und Schalke.«
    Nun konnte auch Johann Schuhmacher, der Vierte im Bunde, nicht mehr länger schweigen.
    »Diese Arschlöcher«, sagte er, »die werden schon sehen, wo ihre Würstchen heute bleiben.«
    Wie auf Kommando blickten alle auf die große Uhr an der Wand hinter der Theke.
    Es war drei Uhr durch. In einer knappen halben Stunde würde es also wieder losgehen, losgehen nicht nur im Münchner Olympiastadion, sondern in allen Arenen der Bundesliga.
    Auf manchen Tischen, die von jüngeren Leuten besetzt waren, konnte man Transistorradios stehen sehen. Sie wurden bereitgehalten für ihren Einsatz, wenn der Hörfunk mit den Übertragungen der Spiele beginnen würde.
    »Habt ihr getippt?« fragte Schuhmacher den Freundeskreis.
    Alle bejahten. Schuhmacher gab sich aber damit nicht zufrieden. Er wollte es – gerade heute – ganz genau wissen.
    »Laßt mal sehen«, fuhr er fort, wobei er seinen eigenen Totoschein zum Vorschein brachte und ihn zur allgemeinen Einsichtnahme auf den Tresen legte.
    So konnte sich jeder davon überzeugen, daß Schuhmacher auf dem ganzen Schein jedesmal eine durchgehende Bank auf den Schalker Sieg in München gesetzt hatte.
    Jupp Maslowski, der Obersteiger im Ruhestand, legte seinen Schein daneben. Das gleiche.
    Dann schien jedoch sozusagen Sand ins Getriebe zu kommen. Karl Jaworowski brachte seinen Schein nur zögernd zum Vorschein, Fred Szykowiak, der Maschinenbaumeister, den seinen überhaupt nicht. Beim Waschmittelvertreter Jaworowski lag das, wie sich herausstellte, daran, daß er seine Schalker gegen den FC Bayern München durchaus nicht nur hatte siegen, sondern genauso oft auch mit einem Remis oder sogar mit einer Niederlage hatte abschneiden lassen. Anscheinend war es den Leuten im Hofbräuhaus doch gelungen, ihn zu demoralisieren.
    Johann Schuhmacher maß ihm mit einem vernichtenden Blick.
    »Traurig«, sagte er dabei nur.
    Dann wandte er sich an Szykowiak.
    »Und was ist mit dir, Fred?«
    Fred eröffnete ihm, daß er ihm nicht dienen könne. Er habe seinen Schein nicht dabei, so leid's ihm täte. Der Schein stecke in einem anderen Sakko.
    Schuhmacher reagierte wieder nur knapp.
    »Aha.«
    Von einem solchen ›Aha‹ wurden die Menschen schon immer auf die Palme getrieben.
    »Dein blödes ›Aha‹ kannst du dir schenken, Karl.«
    »Natürlich, Fred«, sagte Schuhmacher, nun auch noch ein provokatives Grinsen beisteuernd.
    »Ich habe nicht anders getippt als du.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Grins nicht so dämlich.«
    »Entschuldige, das ist mir angeboren, dafür kann ich nichts.«
    »Wenn's mir nicht zu dumm wäre, würde ich nach Hause fahren und meinen Schein holen, um ihn dir in den Hals zu stopfen.«
    »Aber dann ginge er dir ja verloren, Fred, und du könntest deinen Gewinn nicht mehr abholen.«
    »Damit du's weißt, ich wollte dir schon lange mal sagen, daß wir eine Demokratie haben, falls dir das neu sein sollte. Jeder kann doch tippen, wie er will. Dich geht das einen feuchten Staub an.«
    »Einen Scheißdreck, meinst du?«
    »Meine Herren«, ließ sich in diesem Moment Theodor Berger vernehmen, »streitet euch nicht. Denkt an unsere Jungens in der Kabine in München, die in wenigen Minuten hinaus müssen aufs Spielfeld.«
    Theo war ein Wirt, der es im kleinen Finger hatte, zum richtigen Zeitpunkt einzugreifen, um Zwistigkeiten unter seinen Gästen im Keim zu ersticken. Das war aber auch notwendig, denn Theos Kundschaft bestand, wie schon erwähnt, zu einem wesentlichen Teil aus Fußballfans, und niemand anders gerät sich so gern und hitzig in die Haare, wie die Anhänger dieses Sports, auch wenn es die besten Freunde sind.
    Maslowski hatte sein Glas leer. Er bekam ein neues. Er wollte einen Schnaps dazu haben. Auch den bekam er.
    »Danke, Theo«, sagte er. »Was hältst du eigentlich von dem Spiel in Dortmund? Haben das deiner Ansicht nach die Borussen schon gewonnen, oder

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