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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lautstärke.
    Kellner haben, wenn sich etwas zusammenbraut, dafür ein Gespür.
    »Chef«, sagte der Ober, der die Tische in Teds Gegend bediente, zu Theodor, »da hinten stinkt's.«
    »Wo?«
    »Am Tisch sechzehn. Sehen Sie die drei?«
    »Ja.«
    »Die haben den an dreizehn im Visier.«
    »Warum?«
    Der Ober zuckte die Achseln.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber Sie sind sicher?«
    »Absolut.«
    Solche Situationen sind in jedem Gasthaus, das über Betrieb nicht klagen kann, leider gang und gäbe. Oft verzieht sich aber ein Gewitter auch von selbst wieder, ohne daß es zur Entladung kommt. Die Wirte warten daher erst mal gern ab.
    »Aufpassen«, sagte Theodor zum Kellner. »Die Kerle im Auge behalten. Sehen, was wird.«
    »Mache ich«, nickte der Kellner. »Aber wissen Sie, was jetzt schon das Beste wäre?«
    »Was?«
    »Wenn sich der an dreizehn verziehen würde.«
    Wie wahr! Der Ober sah dies so: Am Tisch sechzehn war eine Mordszeche mit saftigem Trinkgeld im Entstehen; am Tisch dreizehn gar nichts.
    Nach dem nächsten Glas Bier begann Ted den Schlachtplan zu entwerfen.
    »Wichtig ist«, teilte er seinen Gefährten mit, »daß er derjenige ist, der anfängt. Dann sieht's für die hier drinnen aus wie Notwehr.«
    Einer erwiderte:
    »Und wenn der Scheißkerl kneift? Er sieht doch jetzt, daß er drei gegen sich hat.«
    »Kneift?« zweifelte Ted, in dem die Erinnerung an das, was er auf dem Klo erlebt hatte, noch nicht verblaßt war. »Das glaube ich nicht.«
    »Und wie willst du ihn soweit bringen, daß er anfängt?«
    »Das machst du«, schlug Ted vor. »Nichts ist einfacher als das. Du läßt nur eine dreckige Bemerkung über ihn und sein Weib hier fallen; das genügt, du wirst sehen.«
    Es war also alles klar. Vorher bestellte sich das Trio aber noch einmal eine Runde Bier.
    »Chef«, sagte der Kellner, der, wie viele Kellner, eine zynische Natur war, zu Theo, als er ihm die leeren Gläser brachte, »nun stehen Sie am Scheideweg. Entweder Sie bewilligen denen noch dieses Bier und dann geht die Schlägerei los – also Personenbeschädigung; oder Sie verweigern denen das Bier und das Lokal muß darunter leiden – also Sachbeschädigung. Wählen Sie.«
    Theo hatte die dritte Möglichkeit nicht vergessen.
    »Sagen Sie denen«, meinte er rasch, »sie müßten sich etwas gedulden, das Faß sei leer. Inzwischen spreche ich mit meiner Tochter.«
    Das tue ich bei der Gelegenheit gern, dachte er, während er in die Küche eilte, um Marianne zu suchen. Doch er konnte sie dort nicht finden; sein Auge fiel nur auf Sabine und die zwei Mädchen, die als Küchenhilfen angestellt waren.
    »Wo ist sie?« fragte er hastig.
    »Wer?« fragte Sabine.
    »Marianne.«
    »Auf ihrem Zimmer.«
    »Was macht sie da?«
    »Sich umziehen. Sie ist fertig hier.«
    Theo unterdrückte einen Fluch.
    »Sich umziehen? Wieso sich umziehen?« Und dann kam der Fluch doch. »Ich brauche sie, verdammt noch mal!«
    »Wozu?«
    »Damit sie mir diesen Scheißthürnagel vom Hals schafft.«
    Überrascht antwortete Sabine: »Genau wegen dem will sie sich umziehen. Und wegen dem«, setzte sie hinzu, »wird sie auch noch ein Wörtchen mit dir reden.«
    »Aber erst ich mit ihr!« stieß Theo hervor, eilte aus der Küche, hastete die Treppe hoch und drang, ohne anzuklopfen, in Mariannes Zimmer ein.
    Zwei Minuten früher hätte er sie noch völlig nackt angetroffen. Jetzt stand sie ihm wenigstens in frischen Dessous gegenüber. Theo hatte aber dafür – schon als Vater – keinen Blick. Außerdem hätte ihm auch die Situation, die drunten im Lokal herrschte, hier keine zeitraubenden Betrachtungen erlaubt.
    »Los!« stieß er hervor. »Beeil dich! Du mußt runter ins Gastzimmer!«
    Marianne war natürlich erstaunt.
    »Das wollte ich ohnehin«, sagte sie.
    »Aber jetzt pressiert's, sonst fließt Blut.«
    Marianne erschrak nicht. Als Gastwirtstochter war es ihr nicht neu, daß manchmal auch Blut floß. Achselzuckend meinte sie: »Und warum sagst du das mir? Ruf doch die Polizei.«
    »Bis die kommt, haben die den vielleicht schon erschlagen.«
    »Wen?«
    »Deinen Thürnagel.«
    Marianne stand nur einen Augenblick wie erstarrt da, dann geriet Leben in sie. Vorher hatte sie sich noch nicht für ein Kleid entscheiden können, aber jetzt riß sie das nächstbeste aus dem Schrank heraus und streifte es sich über. Das dauerte buchstäblich nur Sekunden. Ebenso schnell hatte sie Schuhe an den Füßen. Während sie dann mit ihrem Vater die Treppe hinunterlief, teilte ihr dieser

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