Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
»Das wäre doch der beste und unauffälligste Weg. Auch für ihn. Möchtest du es vorziehen, daß er zusammengeschlagen wird? Sicher nicht. Sprich deshalb mit ihm. Auf dich hört er doch? Oder nicht?«
    Marianne blickte ihre Mutter eine ganze Weile an. Stille herrschte in der großen Küche. Nur das leise Summen eines heißen Wasserkessels, in dem jederzeit Würste warm gemacht werden konnten, war zu hören. Dann sagte Marianne langsam: »Doch, das tut er, auf mich hört er. Aber«, fuhr sie, schneller werdend, fort, »darauf möchte ich verzichten. Mir schwebt etwas anderes vor, nämlich die richtige Lösung …«
    Damit wandte sie sich zur Tür.
    »Was willst du?« rief ihr Theo nach. »Die Polizei anrufen?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Sieh's dir selbst an.«
    Marianne verließ rasch die Küche, betrat das Gastzimmer und ging zum Tisch sechzehn. Ihr Vater traute seinen Augen nicht. Er schob sich hinter seine Theke. Die Telefonnummer des zuständigen Polizeireviers kannte er auswendig. Sie bestand aus sechs Ziffern. Er nahm den Hörer ab und wählte die ersten fünf Ziffern. Vor der sechsten und letzten hielt er an, legte den Hörer neben den Apparat und wartete auf den Notfall. Sollte dieser eintreten, würde die Verbindung mit der Polizei in Sekundenschnelle hergestellt sein.
    Wilhelm hatte die Illustrierte bereits einige Zeit wieder aus der Hand gelegt. Deshalb erblickte er nun Marianne schon als sie aus der Küche ins Gastzimmer trat und durch das Lokal, wie er glaubte, auf ihn zukam. Sein Gesicht leuchtete auf. Doch dann stutzte er. Er hatte sich geirrt. Marianne strahlte nicht, wie sonst immer, zurück, und sie kam auch nicht auf ihn zu. Sie bog ab zum Tisch sechzehn. Kannte sie die Kerle dort? Ein unangenehmes Gefühl beschlich Wilhelm.
    Die Platte dieses Tisches war leer. Der Kellner hatte immer noch nicht die Lage Bier gebracht.
    Ted, Robert und Mike starrten Marianne irritiert an, als sie sich vor ihnen aufbaute. Es gehörte nicht ins Konzept der drei, daß das Mädchen das Gespräch – oder was immer – mit ihnen suchte.
    Marianne fackelte nicht lange.
    »Ihr bezahlt jetzt«, sagte sie.
    »Was?« entgegnete Ted verständnislos.
    »Und dann verschwindet ihr.«
    Ted blickte Mike an, Mike Robert, Robert Ted.
    »Habt ihr gehört?« fragte Ted.
    »Wir sollen bezahlen«, sagte Mike.
    »Und dann verschwinden«, sagte Robert.
    Nach ein, zwei Sekunden Pause brach das Trio in gröhlendes Gelächter aus. Ted schlug sich sogar auf die Schenkel. Er schien seine alte Form völlig wiedergewonnen zu haben.
    Teds Gelächter war aber nicht echt. Urplötzlich brach er es ab und herrschte Marianne an: »Hast du sie nicht alle?«
    Er tat es zu laut, so daß ihn Wilhelm hören und verstehen konnte. Das war ein Fehler von Ted. Wilhelm schoß hoch. Doch schon schien ihn über die vier oder fünf Meter Distanz zwischen Tisch sechzehn und Tisch dreizehn hinweg der Zeigefinger Mariannes geradezu aufzuspießen.
    »Sie bleiben sitzen!«
    Widerstrebend sank er wieder auf seinen Stuhl nieder. Von nun an regte sich aber Teds Instinkt wieder und sagte ihm, wovon sein Los abhing: vom schwachen Zeigefinger eines Mädchens. Sollte dessen Funktion einmal ausbleiben, war es um Ted Bückens geschehen.
    Marianne winkte dem Kellner.
    »Die Herren wollen zahlen.«
    »Wer sagt dir denn das?« maulte Robert.
    Heinrich hatte in der Aufregung seinen Rechnungsblock auf der Theke liegen lassen und mußte noch einmal zurückgehen, um ihn zu holen.
    »Wir kriegen noch eine Runde. Die ist schon bestellt«, ließ Mike in drohendem Ton Marianne wissen.
    »Nichts mehr kriegt ihr!«
    »Warum denn nicht?« fragte Ted überraschend lahm.
    Die Luft schien plötzlich raus zu sein bei ihm. Das konnte auch seine Spießgesellen anstecken. Noch wehrten diese sich aber gegen jede Infektion. Sie wußten ja nicht, was auch ihnen drohte, wenn Marianne den Dingen ihren Lauf lassen würde.
    »Weil ihr genug getrunken habt«, sagte sie, »und hier nur noch Unfrieden stiften wollt.«
    »Wer hat das behauptet?« plusterte sich Mike auf, dann zeigte er auf Wilhelm. »Etwa dieser Heini?«
    Schon schwebte Marianne wieder der Ruf ›Sitzenbleiben!‹ auf den Lippen, aber sie konnte sich ihn sparen, denn Wilhelm rührte sich überhaupt nicht. Daraus war für Marianne ersichtlich, daß ihn Beleidigungen, die ihm selbst galten und eine gewisse Grenze nicht überschritten, kalt ließen; sie gingen ihm bei dem einen Ohr rein und bei dem anderen wieder raus.
    Der Kellner kam mit

Weitere Kostenlose Bücher