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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brüllen.
    »Paßt mal auf, der hier will sich morgen ausschließen. Er gehört nicht zur Mannschaft, hat er mir soeben mitgeteilt. Was sagt ihr dazu?«
    Elektriker sind helle Jungs. Dieses Handwerk erfordert Intelligenz. Trotzdem wissen Elektriker nichts von Homer. Das heißt aber nicht, daß nicht auch sie ein homerisches Gelächter anstimmen könnten – so wie jetzt.
    Wilhelm ließ sie lachen und begann sich mit Sorgfalt abzutrocknen. Nachdem es wieder ruhiger geworden war, fragte Udo ihn: »Genügt dir das als Antwort?«
    Wilhelm zuckte nur stumm mit den Achseln. Das hieß unmißverständlich: Gebt euch keine Mühe.
    »Udo«, rief einer, »hast du ihm auch gesagt, daß übernachtet wird in Rüdesheim? Und daß er seine Freundin mitbringen kann? Zahlt alles die Firma!«
    Neuerlicher Gelächterchor.
    Die Vermutung wurde laut: »Vielleicht hat er gar keine an der Hand.«
    »Nein«, bestätigte Wilhelm dies ohne jedes Anzeichen von Verlegenheit, »ich habe keine an der Hand.«
    Rüdesheim, wurde ihm daraufhin gesagt, sei berühmt dafür, daß an einem solchen Problem dort noch keiner gescheitert wäre. Die Rüdesheimerinnen seien von jeher auf alleinstehende Männer geeicht.
    »Tut mir leid«, machte Wilhelm der Debatte ein Ende und ging zur Tür der großen Gemeinschaftsdusche, »kein Interesse. Ihr müßt euch ohne mich amüsieren. Das gilt nicht nur für morgen. In Zukunft steht euch ja auch wieder euer gewohnter Libero zur Verfügung.«
    Damit hielt er den ganzen Fall für erledigt. Doch darin irrte er sich.
    Die Mannschaft fuhr zwar ohne ihn nach Rüdesheim und ließ sich dort ohne ihn vollaufen. Den Mädchen, die dabei waren, wurde ohne ihn das zweifelhafte Vergnügen der paarweisen gemeinsamen Nächtigung zuteil. Am Montag aber, als die neue Arbeitswoche begann, erfuhr Wilhelm rasch, daß es nicht so einfach war, die Belange der Mannschaft hintanzustellen. Der Chef der Firma rief ihn zu sich.
    Peter Storm, dem der ganze Laden – Zentrale in Gelsenkirchen, neun Filialen über das halbe Ruhrgebiet verstreut, eine in Köln – allein gehörte, war ein Fußballnarr. Sein glühendes Interesse am Fußballsport erschöpfte sich nicht nur am Geschehen der Bundesliga, sondern erstreckte sich auch auf das Abschneiden seiner Firmenmannschaft, die er praktisch als sein Eigentum betrachtete. Normalerweise versäumte er kein Spiel seiner Elf. Das Match gegen das Bäcker-Team hatte er allerdings nicht sehen können, da eine Geschäftsreise nach Holland vorgegangen war. Schon am Montag früh ließ er sich aber über dieses Treffen von Udo Holtkamp Bericht erstatten, und die Folge war, daß Wilhelm Thürnagel, wie erwähnt, zum Chef gerufen wurde.
    Peter Storm hatte schon länger ein Auge auf Wilhelm geworfen – aber nicht auf dessen fußballerische Qualitäten, sondern auf die beruflichen. Erstere waren ihm ja unbekannt gewesen.
    »Setzen Sie sich, Herr Thürnagel«, sagte er. »Wie war's in Rüdesheim?«
    Dabei wußte er von Udo Holtkamp schon längst ganz genau, daß diese Frage ins Leere gehen mußte.
    »Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Wilhelm.
    »Wieso nicht? Waren Sie nicht dabei?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben doch am Freitag gespielt?«
    »Ja.«
    »Und wie Sie gespielt haben!«
    Wilhelm heimste das Lob stumm ein. Er ahnte, was kommen würde, da man ihm von der Fußballbegeisterung des Chefs schon einiges erzählt hatte.
    »Warum haben Sie dann am Ausflug nicht auch teilgenommen?« fuhr Storm fort.
    »Aus zweierlei Gründen nicht, Herr Storm: erstens, weil ich nicht zur Mannschaft gehöre; ich bin nur einmal eingesprungen …«
    »Blödsinn!«
    »… und zweitens, weil ich keine Zeit hatte.«
    »Keine Zeit? Es war doch am Wochenende. Was haben Sie denn gemacht?«
    »Gelernt.«
    »Was denn?«
    »Deutsch und …«, sagte Wilhelm, brach aber ab.
    »Und?« ließ Storm nicht locker.
    »Elektrotechnik«, ergänzte Wilhelm.
    »Elektrotechnik? Wozu? Sie sind doch bei uns allen Anforderungen, die an Sie gestellt werden, voll und ganz gewachsen.«
    »Das genügt mir aber nicht, Herr Storm.«
    »Das genügt Ihnen nicht?« Storm blickte Wilhelm neugierig an. »Ich verstehe Sie nicht recht. Was würde Ihnen denn genügen?«
    »Die Position eines Elektro-Ingenieurs.«
    Nun war's heraus, und der Geschäftsmann Storm ordnete das neue Bild, das er sich von seinem Angestellten Thürnagel zu machen hatte, in Gedanken rasch ein in das Gefüge seiner Firma, in deren Interesse es lag, einen solchen Mann nur noch fester an sie zu

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