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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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binden. Peter Storm zündete sich eine Zigarette an. Dabei überlegte er. Dann sagte er: »Respekt, Herr Thürnagel, Leute wie Sie sind für meinen Betrieb wie geschaffen. Hören Sie …«
    Und nun entwickelte der gewiefte Geschäftsmann im Handumdrehen vor dem überraschten, erstaunten, ja verwirrten Wilhelm ein fertiges Konzept. Wilhelm könne, sagte Storm, mit jeder Förderung durch die Firma rechnen. Wilhelm brauche vor allem Freizeit für seine Lernerei. Er könne nicht nur nachts über seinen Büchern hocken. Oder an den Wochenenden. Er habe auch Stunden der Erholung nötig. Das ließe sich aber nur so machen, daß Wilhelms Arbeitszeit bei der Firma verkürzt würde – ohne Lohnausfall selbstredend.
    »Ohne Lohnausfall?« fragte Wilhelm verblüfft.
    »Ohne Lohnausfall, Herr Thürnagel.«
    »Aber das kann doch kein Mensch von Ihnen verlangen.«
    Peter Storm lächelte. Es war ein Lächeln eines erfolgreichen Geschäftsmannes – teils gewinnend, teils eiskalt. Menschen, die nicht von Geschäften leben, bringen ein solches Lächeln einfach nicht zustande.
    »Ich würde dafür ja auch etwas von Ihnen erwarten«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Daß Sie meiner Firma auch als fertiger Ingenieur nicht den Rücken kehren würden.«
    »Sicher nicht.«
    »Gut, dann ist das klar«, nickte Storm. »Ich weiß, daß man sich auf Ihr Wort verlassen kann. Trotzdem haben Sie aber bestimmt nichts dagegen, daß wir, wie das im Geschäftsleben üblich ist, über das Ganze noch eine kleine schriftliche Vereinbarung abschließen – der Ordnung halber.«
    Wilhelm war von allem ganz benommen.
    »Wie Sie meinen, Herr Storm.«
    »Schön, dann lasse ich das vorbereiten«, sagte der Chef und warf die Zigarette in einen Aschenbecher, der verdeckt mit Wasser gefüllt war, so daß ein kurzes leises Zischen hörbar wurde. »Das wär's auch schon. Sie können wieder an die Arbeit gehen.«
    Wilhelm erhob sich, wobei er sagte: »Ich kann das alles noch gar nicht glauben. Träume ich wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Sie machen das, obwohl ich mich weigere, in Ihrer Firmenmannschaft zu spielen?«
    »Weigern Sie sich denn immer noch?«
    Nur noch mit halbem Herzen entgegnete Wilhelm: »Ja.«
    Und nun stand er da und wartete darauf, daß der Chef alles widerrufen würde. Das erfolgte aber nicht. Wilhelm irrte sich. Er hätte eben wissen müssen, daß ihn der Chef längst im Sack hatte. Das bißchen Psychologie, das dazu nötig war, schüttelte ein Mann wie Storm sozusagen aus dem Handgelenk.
    »Dann muß ich mich eben mit Ihrer Weigerung abfinden«, sagte Storm achselzuckend. »Das ändert aber nichts an unserer soeben abgesprochenen Vereinbarung. Jeder Mensch hat einen freien Willen.«
    »Das ändert nichts an dieser Vereinbarung?« fragte Wilhelm ungläubig.
    »Nein.«
    Wilhelm wurde rot. Er fing an, sich zu schämen.
    »Sehen Sie, Herr Storm«, sagte er, »es ist ja so, daß ich gar kein Gewinn für die Mannschaft wäre …«
    »Das müssen Sie wissen, Herr Thürnagel.«
    »Mir fehlt jede Kondition, und die könnte ich mir nur durch stetes Training aneignen. Dazu habe ich aber keine Zeit.«
    »Wieso keine Zeit?« fragte Storm.
    »Weil ich lernen muß, lernen, lernen, lernen.«
    »Das sehe ich ein«, sagte Storm mit dem ihm eigenen Lächeln. »Aber haben wir nicht gerade eine Regelung getroffen, die Ihnen diese Zeit verschafft, Herr Thürnagel?«
    Wilhelm spürte die Daumenschrauben, die ihm da einer angelegt hatte – Daumenschrauben mit Herz sozusagen.
    In einem letzten Aufbäumen beklagte er sich: »Sie lassen mir keinen Ausweg, Herr Storm.«
    Storm schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie das so sehen, Herr Thürnagel, wollen wir nun wirklich über die Sache kein weiteres Wort mehr verlieren …«
    Nun schüttelte Wilhelm den Kopf.
    »Nein, so geht das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie mich für undankbar halten müssen.«
    Peter Storm spürte, daß er dem Sieg ganz nahe war.
    »Nein«, sagte er, »das tue ich nicht, Herr Thürnagel. Sie können diesbezüglich außer Sorge sein.«
    »Aber das ist nicht normal.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil jeder andere Mensch mich in diesem Licht sehen würde.«
    »Ich nicht.«
    Wilhelm schwieg kurz, senkte den Kopf, seufzte und sprach das entscheidende Wort: »Dann habe ich keine andere Möglichkeit mehr – ich spiele.«
    Storm gelang es, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Geschäftsleute müssen dazu stets in der Lage sein. Zu ihrem mimischen Rüstzeug gehört es, daß sie, wenn sie einen

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