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Glücklich die Glücklichen

Glücklich die Glücklichen

Titel: Glücklich die Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Reza
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Géraldine kam und hockte sich neben mich. Langsam bekam ich Kopfweh. Sie sagte, alles klar ? – Ja. – Woran denkst du ? – An nichts. – Doch, sag schon. – An nichts. – Doch, sag es mir. – An nichts, glaub mir. Ich wartete, bis ich mich ein bisschen beruhigt hatte, und küsste sie dann, ohne sie irgendwo anders zu berühren. Ich stand auf, zog mir die Klamotten wieder an und sagte, ich gehe nach Hause. Sie sprang auf und sagte, ich auch. Bist du mir böse ? – Nein. Dieses Herumzaudern nervt mich. Diese tranfunzelige Stimme plötzlich. Ich nahm die Treppen mit großen Schritten. Kurz bevor ich oben ankam, sagte sie, Damien ? – Was ? – Nichts. Im Erdgeschoss war die Stimmung gut, es wurde getanzt, Loula Moreno war natürlich schon weg. Am nächsten Morgen im Auto erzählte ich ihr von dem Abend, in groben Zügen. Loula fragte, wie seid ihr auseinandergegangen ? – Ich bin mit dem Wagen zu mir nach Hause gefahren. – Und wie habt ihr euch voneinander verabschiedet ? – Tschüss, tschüss, Küsschen auf die Wange. – Mist, sagte Loula. – Mist, wiederholte ich. Es war gerade mal hell geworden, das Wetter war zum Kotzen. Im Auto hatte ich alles, was man einschalten konnte, eingeschaltet, Scheibenwischer, Antibeschlag, Heizung in alle Richtungen. Ich sagte, im wahren Leben fahre ich Motorroller. Loula nickte. – Ich war mit Rollschuhen unterwegs, als die Kumpel aus meiner Klasse mit dem Fahrrad fuhren, mit dem Fahrrad, als sie Motorroller hatten, und jetzt mit dem Roller, wo sie Auto fahren. Ich bin der Junge, der immer das richtige Tempo anschlägt. Ich sagte, es gibt ein sehr bekanntes Rezept, mit dem man die Frauen flachlegt, das kennt jeder, einfach kein Wort sagen. Die Typen, die Erfolg haben, schweigen und ziehen eine Fresse. Ich finde mich nicht attraktiv und von Natur aus nicht rätselhaft genug, um zu schweigen. Ich rede zuviel, ich labere Mist, ich will die ganze Zeit lustig sein. Sogar bei Ihnen will ich lustig sein. Manchmal werde ich nach einer Reihe von Witzen trübsinnig, weil ich auf mich selber böse bin. Vor allem bei einem Schlag ins Wasser, dann schalte ich auf stur und werde eine Viertelstunde lang finster. Dann kommt wieder der Clown durch. Das kotzt mich an, dieses ganze Verführungstheater. Loula fragte, was für einen Roller hast du ? – Einen Yamaha Xenter 125. Kennen Sie sich mit so was aus ? – Eine Zeitlang hatte ich eine Vespa. Rosa, wie in Ein Herz und eine Krone . Ich kann mir gut vorstellen, wie Sie waren, sagte ich. Sie müssen sehr süß gewesen sein. War der nicht in Schwarzweiß, dieser Film ? Sie überlegte. Dann sagte sie, stimmt. Aber die Vespa sah rosa aus. Vielleicht war sie es ja gar nicht.

Luc Condamine
    – Gestern hab ich Juliette mit der Hundeleine geschlagen, sagte ich. – Du hast einen Hund ?, sagte Lionel. Robert kochte uns in seiner Küche Spaghetti. Mit einem Sugo napoletano. So hab ich sie am liebsten, meine beiden Trottel. Am Tisch in der Küche. Ohne die Weiber. Uns selbst und unseren schlimmsten Seiten ausgeliefert, Zitat Lionel. Ich habe meine Tochter mit der Hundeleine geschlagen, wiederholte ich. Nach einem Streit, den sie mit ihrer Unverschämtheit ausgelöst hat, rief ich, als sie aus dem Zimmer ging, und knall nicht die Tür zu ! Sie knallte die Tür umso fester zu. Ich schnappte mir die herumliegende Leine, fing Juliette im Flur ein und verpasste ihr eine Abreibung. Ich habe es weder bereut noch mich geschämt. Sondern eher Erleichterung empfunden. Dieses Gör terrorisiert das ganze Haus und brüllt uns mit ihrer schrillen Stimme zusammen. Als Anne-Laure erfuhr, dass ich unser Kind mit der Hundeleine geschlagen hatte, entglitt ihr das Gesicht, wortlos. Jetzt setzt sie jiddische Theaterfratzen auf, um mir ihre Verachtung mitzuteilen. Das ist neu. Sie verließ den Raum und kehrte wenige Minuten später mit dem großen strafenden Schweigen der Frauen zurück, um mir die Striemen auf den Armen und einem Teil des Rückens zu präsentieren. Juliette musterte mich abschätzig mit ihrem geschwollenen, geröteten Gesicht und sagte, ich hasse dich. Ich fand sie süß, und ihre Stimme klang normal. Anne-Laure sagte, du brauchst Hilfe. Warum brauche ich Hilfe ? Ich wusste gar nicht mehr, dass du einen Hund hast, sagte Lionel. – Eine lange Ratte. Toller Hund. Richtig gut, dieser Wein. Brunello di Montalcino von 2006. Bravo. Ich habe mit den Frauen überhaupt keine Geduld mehr. Neulich hatte ich meine Mutter am Telefon,

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