Glücklich gestrandet
wirkte.
Tom schloss sich der Planungssitzung an, die am Tisch stattfinden würde, während Jo und Dora mit dem Abwasch anfingen.
Irgendwann gähnte Jo herzhaft. »Um wie viel Uhr müssen wir morgen parat stehen, Marcus?« Sie hatte beschlossen, ihn normal zu behandeln. Schließlich lag eine lange Fahrt vor ihnen, die ihr ohnehin schon genug Stress bereitete.
Er sah sie verblüfft an. »Warum? Kommst du doch mit?«
Seine Frage hing einen Moment lang in der Luft. »Natürlich«, antwortete Jo, nachdem sie kurz gestutzt hatte. »Warum sollte ich nicht mitkommen? Wäre es dir lieber, ich würde hierbleiben?«
Jetzt zögerte er, bevor er antwortete. »Ich dachte, du hättest deine Meinung geändert, das ist alles.«
»Nun, das habe ich nicht«, erwiderte Jo, doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn zu fragen, wie um alles in der Welt er auf diese Idee gekommen war, fand sie. »Also, um wie viel Uhr?«
»Ähm, hm, Hochwasser ist um sieben, und ich möchte etwa zwei Stunden vorher aufbrechen, um den Ebbestrom voll zu nutzen. Das bedeutet, die Abfahrt ist um fünf – also nehme ich an, wir sollten gegen halb fünf aufstehen.«
»In Ordnung«, sagte Jo und hoffte, dass man ihr ihr Entsetzen nicht anmerkte, während Dora aufkeuchte.
»Nicht alle müssen so früh aufstehen«, meinte Ed beschwichtigend, »Marcus und ich und der junge Tom werden schon allein zurechtkommen.«
»Nein, ich werde ebenfalls aufstehen«, beharrte Jo gähnend, »aber ich verschwinde jetzt vielleicht besser in meine Koje. Ich bin ziemlich müde.«
»Dann holen wir nun das Wasser, ja, Dora?«, fragte Tom. »Wir können es zusammen tragen.«
Jo überlegte. Vielleicht würde ihr ein wenig frische Luft vor dem Schlafengehen guttun. »Nein, ich erledige das mit dem Wagen. Ich rufe euch dann vom Parkplatz an, und ihr könnt mir helfen, es zurückzutragen.«
»Wir werden alle drei gehen«, erklärte Dora energisch. »Es wird nicht lange dauern.«
Während Dora, Tom und Jo über die Mole zu dem Wagen hinübergingen, wollte Dora wissen: »Wie stehen die Chancen, dass Carole bei unserer Rückkehr mit dem Abwasch fertig ist?«
»Schlecht«, meinte Tom. »Sie ist ein Luxusweibchen.«
Dora sah ihn an. Lag da ein Anflug von Bewunderung in seiner Stimme? Und wenn ja, warum machte es ihr etwas aus?«
»Mir tut sie eigentlich leid«, bekannte Jo. »Sie muss mit lauter Leuten, die sie nicht kennt, zur See fahren. So etwas muss beängstigend sein.« Und ihr Freund ist ein mürrischer, ungehobelter Kerl, fügte sie im Geiste hinzu. Sie fragte sich, ob er zuvor nur deshalb so freundlich gewesen war, weil er hatte sicherstellen wollen, dass sie mitkam und er eine Chefköchin und Flaschenspülerin an Bord haben würde. Wie berechnend! Ihr Mitgefühl mit Carole wuchs.
»Du bist einfach zu nachsichtig«, erklärte Dora. »Sie hat sich vermutlich selbst eingeladen, wir sitzen alle im selben Boot – wenn du mir den Ausdruck verzeihst –, und sie ist erwachsen. Carole könnte sich wenigstens Mühe geben, sich anzupassen.«
»Ich hätte an Wasser denken sollen«, fuhr Jo fort. »Schließlich kann es nach einigen Tagen aus dem Kran ein wenig seltsam schmecken.«
»Das Wasser aus dem Kran ist in Ordnung«, erklärte Tom energisch. »Es wird nur schal, wenn es eine Weile in den Rohren liegt, und wir sind nicht lange fort. Es ist nur eine kurze Fahrt über die Nordsee.«
»Nichts ist jemals so einfach wie es scheint, Tom«, sagte Jo. »Glauben Sie mir. Ich bin eine exzentrische alte Frau. Ich kenne mich aus.«
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Kapitel 17
N achdem sie im Badezimmer gewesen war, ging Jo in die kleine Kabine, die bis dahin den Namen »Rumpelkammer« getragen hatte. Es wäre töricht gewesen, Dora für so kurze Zeit umziehen zu lassen; daher hatte sie darauf beharrt, selbst für die Dauer der Fahrt dort einzuziehen. Sie würde bald wieder in ihrer eigenen Kabine sein, die für die nächsten Tage von Marcus und Carole bewohnt werden würde.
Die ehemalige Rumpelkammer war gar nicht übel, dachte Jo, während sie die Tür schloss. Als sie sie ausgeräumt und hübsch hergerichtet hatten, hatte sie vorgehabt, Tom hier einzuquartieren. Doch er teilte sich nun mit Ed das Vorpiek. Jetzt hatte Dora, wie Jo bemerkte, eine Auswahl von Cremes und Lotionen auf das Regal gestellt, einen Teddybär auf die Koje gesetzt und eine Nummer der Zeitschrift heat auf den kleinen Nachttisch gelegt. Darauf stand eine Miniaturflasche
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