Glücklich gestrandet
einen älteren Mann ist er sehr attraktiv.«
»Oh, er ist tatsächlich attraktiv; ich hätte nur keine Lust, seine Freundin zu sein.«
Wozu Jo Lust hätte, gestand sie sich nicht einmal selbst ein, während sie sich in häusliche Aktivitäten stürzte, um sich abzulenken. Wie konnte eine Frau ihres Alters, die sich mit der Geschwindigkeit eines Geschosses der Menopause näherte, so unangemessene Gefühle für einen Mann hegen, von dem sie nicht einmal sicher war, dass sie ihn mochte? Wie attraktiv die Ursache dieser Gefühle auch war, es musste einen chemischen Grund dafür geben. Sobald sie wieder auf dem Trockenen war, würde sie einen Arzt aufsuchen und sich irgendein Medikament verschreiben lassen. Jo seufzte. Sie hatte nicht immer eine Abneigung gegen Marcus gehabt. Als er mit ihr spazieren gegangen war und ihr ihre Angst ausgeredet hatte, hatte sie ihn sogar sehr gemocht.
»Nun, jetzt werden wir für eine Weile kein Land mehr sehen.« Dora hatte Ed stündlich seine Tasse Tee gebracht, und es war etwa zwei Uhr nachmittags. »Jetzt müssen wir nur noch an den Goodwin Sands und allen Schiffen auf dem Hauptschifffahrtsweg vorbeikommen, und dann haben wir gut lachen.«
»Sind die Goodwin Sands nicht schrecklich gefährlich?«, fragte Dora ihn. »Ich glaube, ich habe schon mal davon gehört.«
»Man kommt damit klar, wenn man gut aufpasst. Es ist nicht nebelig oder windig, und wir haben eine hervorragende Mannschaft. Es kann unmöglich etwas schiefgehen. Cheers!« Ed leerte mit einem einzigen Schluck denn halben Becher.
Etwa eine Stunde später beschloss Jo, sich ihren gemischten Gefühlen, was ihren Skipper betraf, zu stellen und sich zu Ed und Marcus ins Ruderhaus zu gesellen. Tom hatte zuvor eine Stunde am Steuerrad gestanden und sich inzwischen auf die Suche nach Dora gemacht. Carole lag auf Deck. Jetzt, da sie auf See waren und es nicht mehr ganz so warm war, trug sie mehr als nur einen Bikini, und Jo langweilte sich. Ihr war bewusst, dass ihr nicht übel geworden war und dass sie keine Angst hatte, und widerstrebend führte sie dies auf Marcus’ Fähigkeit zurück, ihre Nerven zu beruhigen. Es wäre eine gute Idee herauszufinden, wo sie waren und wo sie hinfuhren, und zu üben, sich im Umgang mit Marcus normal zu verhalten – etwas, das ihr beunruhigend schwerfiel.
»Es ist ein wenig eng hier drin«, bemerkte Ed, als Jo heraufkam.
»Ich gehe gleich wieder, ich wollte mir nur auf der Karte ansehen, wo wir sind«, gab Jo entschuldigend zurück und war dankbar dafür, einen Vorwand zu haben, wieder zu verschwinden.
»Nein, kein Problem. Sehen Sie sich die Karte an, und ich gehe für ein Weilchen nach unten, jetzt, da wir den Hauptschifffahrtsweg passiert haben. Von diesem großen Containerschiff an Backbord sind wir inzwischen klar.«
»Machen Sie ein Schläfchen! In zwei Stunden fängt Ihre Wache an«, sagte Marcus.
Jo dachte an den Zustand des Vorpieks, bevor Dora und Tom es ausgeräumt hatten, und eine Woge des Stolzes und der Dankbarkeit stieg in ihr auf.
»Ich bringe nur schnell diese Becher nach unten …«
Plötzlich schlingerte das Boot heftig nach steuerbord, und Ed stürzte gegen die Tür, die sich unter seinem Gewicht öffnete. Als Nächstes sah Jo, wie Ed ins Leere griff, dann war er verschwunden.
»O mein Gott!«, rief Jo.
»Mann über Bord«, brüllte Marcus, zog den Fahrhebel ganz zurück und schoss dann an Jo vorbei, um die Rettungsboje aus ihrer Halterung zu reißen und ins Wasser zu werfen. »Ich möchte, dass du diese Boje beobachtest und nicht aus den Augen lässt«, blaffte er. »Ich werde das Boot wenden, sodass ich zu ihm zurückkehren und ihn an Bord holen kann. Du lässt die Boje unter keinen Umständen aus den Augen.«
»Ich kann ihn sehen! Seine Jacke hält ihn ein wenig über Wasser.«
»Gut. Jetzt ruf Carole und sag ihr, sie soll Tom hier heraufschicken.«
Jetzt, da der erste Schock vorüber war, fiel ihr der Vortrag, den Marcus ihnen ein halbes Leben zuvor gehalten hatte, wieder ein. Ihre Augen tränten von der Anstrengung, die Rettungsboje anzustarren, und sie rief nach Carole, ohne sie anzusehen. »Carole! Schicken Sie Tom hier herauf. Ed ist über Bord gegangen.«
»Was?« Carole nahm ihre Kopfhörer aus den Ohren.
»Ed ist über Bord gegangen!«, rief Jo mit trockenem Mund. »Holen Sie Tom!«
Glücklicherweise erschien er gerade in diesem Moment aus dem Vorpiek, gefolgt von Dora. Er kam sofort zu Jo. »Was ist los? Wir haben gehört, dass der Motor langsamer
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