Glücklich gestrandet
ziemlich heldenhaft«, murmelte Jo, während sie ihre selbst gebackenen braunen Brötchen für Ed mit Butter bestrich. Das Bad im Meer hatte offensichtlich seinen Appetit geweckt.
»Ich habe in der letzten Klasse an einem Segelkurs teilgenommen«, erklärte Tom. »Wir mussten Mann-über-Bord-Techniken üben. Verdammt schwierig! Hatten Sie Angst, Ed?«
»Nun, ich hatte mehrere Dinge auf meiner Seite: Es ist Sommer, also ist das Wasser zwar eiskalt, aber nicht so kalt wie im Winter; es ist Tag, und wir waren nicht mehr auf der Hauptschifffahrtsstraße.« Er schlürfte seine Suppe, bis der Becher leer war. »Ich schätze, ich bin ein bisschen unvorsichtig geworden, weil wir den schwierigen Teil hinter uns hatten.«
»Ich habe Ihnen eine Wärmeflasche gefüllt«, berichtete Jo. »Wenn Sie Ihren Rum getrunken haben, sollen Sie ins Bett gehen und schlafen. Anweisung des Kapitäns.«
»Ich werde nach oben gehen und Marcus fragen, ob ich das Steuer übernehmen soll«, erklärte Tom.
»Eine gute Idee, Junge. Ich schätze, er wird ebenfalls dankbar für eine Pause sein.«
Dora begleitete Tom. Nachdem sie ihn bei dem Rettungsmanöver beobachtet hatte, sah sie ihn in einem etwas anderen Licht. Sie hatte gewusst, dass er sehr tüchtig war und mit Booten umgehen konnte, doch jetzt hatte sie gesehen, wie mutig er war, und das erfüllte sie mit Stolz.
»Soll ich Sie ablösen?«, fragte Tom Marcus beinahe schüchtern.
Als Dora bemerkte, wie die beiden Männer miteinander umgingen, wurde ihr klar, dass sich alles verändert hatte. Auch Tom sah Marcus jetzt in einem anderen Licht. Er war in seiner Achtung noch deutlich gestiegen.
»Das wäre nett. Ich werde mich für eine Weile hinlegen. Sehen Sie, wo wir auf der Karte sind? Dora wird mit Ihnen nach Bojen Ausschau halten, und wir haben auch GPS.«
»Ich schätze, Ed hält nicht viel von GPS«, bemerkte Tom. Marcus hatte ihm das Steuerrad bereits überlassen, war aber noch nicht nach unten gegangen. Er lachte leise.
»›Log, Lot und Ausguck‹ ist eher seine Devise«, antwortete Marcus, »und er hat recht. Wenn all die prächtigen Geräte ausfallen, muss man sich auf seine Augen verlassen.«
»Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht«, gab Dora zu.
»Erklären Sie es ihr«, meinte Marcus zu Tom. »Ich gehe jetzt nach unten, Tom. Zögern Sie nicht, mich zu rufen. Ich werde nur ein kleines Nickerchen machen.«
Als sie allein waren, kehrte Schweigen ein. Dora hätte gern eine lobende Bemerkung über Toms Anteil an dem Rettungsmanöver gemacht, doch ihr fielen die richtigen Worte nicht ein. Sie hatte gerade beschlossen, es einfach auszudrücken, als Carole erschien.
»Was für ein Aufruhr! Sie waren großartig, Tom!«
Dora verspürte einen Stich von Eifersucht, und zwar nicht nur deshalb, weil Carole genau dieselben Worte benutzt hatte, für die sie selbst sich soeben entschieden hatte.
»Ich habe nur meinen Job gemacht, Ma’am«, erwiderte Tom und hörte sich dabei an wie eine Figur aus einem amerikanischen Krimi.
Carole lachte und versetzte ihm einen spielerischen Knuff.
Dora zuckte zusammen. Wie kam es, dass Carole, die Tom kaum kannte, ihm so unbefangen sagen konnte, wie sie empfand? Andererseits war auch sie unbefangen mit ihm umgegangen, als sie im Vorsiek Backgammon gespielt hatten, bevor sie die Veränderung des Motorengeräusches bemerkt hatten.
Fest entschlossen, Carole nicht das Gespräch zu überlassen, fragte sie mit mehr Nachdruck, als sie beabsichtigt hatte: »Was hat es denn nun mit Log und Lot auf sich?«
»Ähm, hm, es ist kein Ausdruck, mit dem ich vertraut bin …«
»Wenn ihr über Seefahrt reden wollt, gehe ich jetzt«, erklärte Carole. »Möchten Sie eine Tasse Tee, Tom?«
Dies war mit Sicherheit das erste Mal, dass Carole jemand anderem als Marcus angeboten hatte, irgendetwas für ihn zu tun, überlegte Dora. »Ich hätte auch gern eine«, warf sie hastig ein, entschlossen, Carole dazu zu bringen, tatsächlich mitanzupacken.
»O Gott, ich wollte nicht für alle Tee kochen!«
»Kommen Sie, seien Sie ein braves Mädchen«, meinte Tom.
Carole setzte einen auf charmante Weise entrüsteten Gesichtsausdruck auf und ging unter Deck.
Dora biss sich auf die Zunge, um nichts Zickiges zu sagen, doch in diesem Moment fiel ihr da nichts ein. »Also, die Sache mit dem Log«, brachte sie schließlich hervor.
»Ach ja. Nun, vorausgesetzt, dass er nicht vom Logbuch des Schiffs gesprochen hat, in dem alles aufgeschrieben wird, was passiert …«
»Wie
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