Glücklich gestrandet
zwischen Abneigung für Marcus, weil ihr das das Sicherste zu sein schien, und dem Wunsch, für ihn einzutreten und seine Freundin daran zu hindern, ihn zu verlassen.
»Nun, mir gegenüber war er nicht heldenhaft! Ich dachte, ich kuschel mich zu ihm ins Bett, und er hat mich angefahren, ich solle ihn nicht stören!«
»Er ist wahrscheinlich sehr müde. Er hat mehr oder weniger den ganzen Tag Wache gehalten und hatte nur hie und da eine Stunde frei. Er braucht ein wenig Ruhe, Carole.« Er ist alt, hätte sie hinzufügen können, doch sie unterließ es.
»Er hätte sich auch ausruhen können, wenn ich dabei gewesen wäre! Nachts hat er nie Probleme damit, sondern schnarcht nur vor sich hin!«
»Ältere Männer schnarchen mehr. Ich weiß nicht, warum«, bemerkte Jo versonnen.
»Hm, es ist abscheulich. Ich bin davon überzeugt, dass Tom nicht schnarcht.«
»Da müssten Sie Ed fragen«, entgegnete Jo, deren Mund um die Erlaubnis rang, lächeln zu dürfen. »Aber nicht jetzt!«
»Halten Sie mich für dumm?«
»Ein wenig. Ich finde, Sie sollten warten, bis Sie und Marcus zu Hause sind. Dann werden Sie sicher feststellen, dass die Magie in Ihre Beziehung zurückkehrt.« Als ihr diese Plattitüde über die Lippen kam, huschte ihr der Gedanke durch den Kopf, vielleicht tatsächlich Arbeit als Kummerkastentante finden zu können.
»Ich glaube nicht, dass da je viel Magie war. Ich denke, er will mich nur deshalb, weil ich so jung und hübsch bin.«
»Es ist nicht schlecht, jung und hübsch zu sein«, erwiderte Jo und wünschte, sie hätte nicht das Verlangen, diese Eigenschaften zu besitzen. »Und wenn Sie nur jung und hübsch wären, weiter nichts, hätte er nicht mehr getan, als Sie zum Essen auszuführen.«
»Und ich war absolut versessen auf ihn. Eigentlich bin ich es immer noch.«
Jo antwortete nicht. Ein »ich auch« wäre an dieser Stelle nicht hilfreich gewesen.
»Aber vielleicht hätte ich mit einem jüngeren Mann mehr Spaß.« Carole stützte das Kinn auf die Hand und dachte gründlich nach.
»Sie könnten ein wenig Freiraum haben. Und für eine Weile als Single Spaß haben.«
»Ich war nie Single«, entgegnete Carole, die sich bei dieser Feststellung anhörte, als wäre das eine Leistung.
»Sie sollten es definitiv einmal versuchen. Ich war auch nie Single, bevor mein Mann mich verlassen hat, und obwohl das absolut schrecklich war, hatte ich seither eine Menge Spaß.« Das entsprach der Wahrheit! Es wurde ihr erst bewusst, als sie die Worte laut aussprach.
»Ich denke, ich würde mich komisch fühlen, wenn ich keinen Freund hätte.«
»Sie sollten mit Dora darüber reden. Sie war jahrelang verlobt …«
»Verlobt? Das hat sie mir nicht erzählt.«
»Ach nein? Vielleicht wollte sie nicht, dass irgendjemand davon erfährt, aber darum geht es nicht. Sie hatte jahrelang einen Freund, und jetzt ist sie Single. Ich glaube, sie hat viel mehr Spaß als früher.«
»Dann sind Dora und Tom also kein Paar?«
Zu Jos immenser Erleichterung wählte der Kessel gerade diesen Augenblick, um überzukochen, und Dora erschien in der Tür. »Wo bleibt eigentlich dieser Tee?«
»Das Wasser kocht gerade erst«, antwortete Carole, die nicht aufgestanden war und jetzt auch nicht den Tee aufgoss. »Also, Dora, Sie waren einmal verlobt, ja?«
Dora warf Jo einen entsetzten Blick zu.
»Es tut mir leid«, meinte Jo, »es ist mir einfach rausgerutscht, Dora. Ich habe Carole nur erklärt, dass sie das Singlesein einmal versuchen sollte, falls sie sich von Marcus trennt. Du hast doch Spaß, oder?«
Bevor Dora antworten konnte, begann Carole wieder zu sprechen. »Und dann habe ich sie gefragt, ob Sie und Tom ein Paar seien.«
Jo hätte in diesem Moment am liebsten den brühheißen Teebeutel nach Carole geworfen. »Also, ich finde wirklich, Sie sollten sich nicht an diesem Thema festbeißen, Carole. Eine Bootsreise ist nicht der richtige Ort für Abrechnungen. Ed hätte im Meer sterben können. Bitte, ich möchte keine Szenen hier.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, dass Sie sich nicht von Marcus trennen und nicht versuchen sollen, Tom zu ködern. Versuchen Sie einfach, sich einzufügen.«
»Zu ködern? Was bedeutet das?«, wollte Carole wissen.
»Sie wissen ganz genau, was das bedeutet!« Jos Geduldsfaden drohte nun endgültig zu reißen. »Also, wir benehmen uns jetzt alle wie Erwachsene, halten uns an die Männer, mit denen wir hergekommen sind, und versuchen nicht, einander die jeweiligen Männer
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