Glücklich gestrandet
und gütig und liebevoll bist.«
»Bin ich das?« Sie nippte an ihrem Wein und hoffte, dass er ihr helfen würde, mit dem Quieken aufzuhören. Marcus war sehr verführerisch.
Er nickte. »Oh ja.«
Sie begann zu lächeln, und obwohl sie versuchte, die Regung zu unterdrücken, wollte sie ihn in Wirklichkeit immer nur weiter anlächeln. »Meine Güte, ist mir heiß!«
»Zieh deine Strickjacke aus.« Er schob ihr die Jacke an einer Schulter herunter, und die andere fiel aus Sympathie mit herunter.
»Ich hasse meine Arme«, gestand sie leise, während sie die Strickjacke über die Rückenlehne ihres Stuhls hängte.
»Ich liebe deine Arme!«, erklärte Marcus überrascht. Er strich mit den Fingern über einen ihrer Oberarme, als könnte er nicht dagegen an, dann legte er die Hände entschieden auf seinen Schoß. »Also, hast du nicht erraten, was ich für dich empfand – für dich empfinde?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich?«
»Du hast dich nicht gefragt, warum ich mir solche Mühe gegeben habe, dir deine Ängste auszureden, warum ich so beharrlich war, dass du uns auf dieser Reise begleitest, und all das?«
»Ich dachte, du wolltest nur nett sein – zumindest als du mir meine Angst genommen hast.« Sie runzelte die Stirn. »Aber warum hast du dann Carole mitgebracht.«
»Als sie mich bat, mitkommen zu dürfen, dachte ich, du hättest gekniffen. Ich war furchtbar wütend – auf dich und auf mich selbst, weil ich so ein Narr war … auf alles. Und ich schätze, ich habe meinen Gefühlen nicht wirklich getraut, wenn ich ehrlich bin«, fügte er ziemlich reumütig hinzu.
»Ich hoffe, Carole bedauert es nicht, mitgekommen zu sein.« Also war es zum Teil Ärger gewesen, der ihn veranlasst hatte, Carole einzuladen. Nun, sie konnte ihm eigentlich keinen Vorwurf daraus machen.
»Ich glaube nicht. Sie wird die Reise als Katalysator sehen, der sie dazu gebracht hat, mich loszuwerden, und sie wird froh darüber sein.«
»Wärst du sie losgeworden, wenn sie dir nicht zuerst den Laufpass gegeben hätte?«
Er zögerte, bevor er antwortete. »Ich kann verstehen, warum du die Frage stellst. Ja, ich wäre sie losgeworden, wenn es notwendig geworden wäre. Ich hätte es so eingefädelt, dass sie es für ihre Idee gehalten hätte.« Er grinste. »Es ist eine Technik, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe.«
Sie kicherte leise. »Ich bin davon überzeugt, du hast im Laufe der Jahre eine Menge Techniken entwickelt.«
Er nickte, immer noch reuig. »Erzähl mir von deiner Tochter.«
»Ist das eine deiner besonderen ›Techniken‹? Das Thema auf ein sichereres Terrain zu lenken?«
»Definitiv.«
»Okay, du sollst deinen Willen haben.« Sie gestattete sich, eine Weile tief in ihre Lieblingsthemen einzutauchen, dann meinte sie: »Jetzt bist du an der Reihe.«
Er lachte leise. »Ich habe keine Tochter oder, was das betrifft, irgendwelche anderen Kinder – zumindest keine, von denen ich weiß. Ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein«, fügte er hinzu, als er Jos hochgezogene Augenbraue bemerkte. »Du liebst Karen offensichtlich sehr.«
»Oh ja. Mehr als alles andere auf der Welt. Selbst als ich Philip noch geliebt habe, hätte ich dasselbe gesagt.«
»Und Philip liebst du definitiv nicht mehr?«
Jo nickte; sie konnte diese Frage jetzt mit mehr Gewissheit verneinen als zu jedem anderen Zeitpunkt seit ihrer Trennung. »Es ist ziemlich schwer aufzuhören, jemanden zu lieben, doch als er mich verlassen hat, ist ein Teil von mir gestorben. Meine Liebe zu ihm ist ohne ihre Blutzufuhr quasi verwelkt.« Sie blickte kläglich zu ihm auf. »Ich rede Blödsinn. Wahrscheinlich zu viel Wein.«
»Dafür hast du noch nicht genug Wein getrunken.«
Er füllte ihr Glas auf, und sie dachte plötzlich, dass er sie vielleicht betrunken machte, um ihr seinen Willen aufzuzwingen. Dann wurde ihr klar, dass sie das Gleiche wollte. Sie nippte vorsichtig an ihrem Glas.
»Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas Schlimmes geschieht, Joanna. Ich gebe dir mein Wort«, sagte er.
So rührend diese Erklärung auch war, Jo nahm sie nicht mit ungeteilter Freude auf. Sie hatte gerade angefangen, sich darauf zu freuen, von diesem sehr, sehr attraktiven Mann verführt zu werden, und jetzt zeigte er sich plötzlich von einer noblen Seite. Wie typisch! Er hat wahrscheinlich Hunderte von Frauen verführt, warum beschließt er ausgerechnet jetzt, damit aufzuhören? Trotzdem, mit ein wenig Glück würde er es nicht als etwas Schlimmes
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