Glücklich gestrandet
ließ seine Taschen fallen und nahm beide Eltern in die Arme. »Das ist Dora.«
»Willkommen, Dora«, sagte Toms Vater und griff nach ihrer Hand.
»Kommt doch herein«, warf Toms Mutter ein, die sie auf eine ziemlich geistesabwesende Art auf die Wange geküsst hatte. »Möchten Sie sich gern frisch machen? Oder soll ich Ihnen erst Ihr Zimmer zeigen? Ich sag Ihnen was, ich zeige Ihnen, wo das Bad ist, und Sie können sich zu uns gesellen, wenn Sie so weit sind. Ich muss mich nach einer Reise immer ordentlich waschen.«
Dora dankte ihr und fragte sich, ob die Tatsache, dass sie seit Tagen nicht geduscht hatte, so offenkundig war. Sie wollte sie nicht auf ihren Tee warten lassen, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich den Schmutz abzuwaschen. Es würde ihnen nichts ausmachen, wenn sie sich mit nassem Haar zu ihnen gesellte, davon war sie überzeugt.
Als sie wieder nach unten ging, fand sie Tom und seinen Vater im Wohnzimmer vor. Die Balkontüren standen offen, und eine warme Brise wehte den Duft von Jasmin herein.
»Also, Mum bricht morgen auf?«, fragte Tom gerade. »Dann ist es ja gut, dass wir heute zurückgekommen sind, sonst hätte ich sie verpasst.«
»Sie ist nur für drei Wochen fort«, erwiderte Toms Vater.
»Oh ja«, sagte seine Frau, die mit einem Tablett hereinkam. »Tee, Dora? Ich bin übrigens Myra. Tom stellt uns nie richtig vor. Das ist Brian.«
»Ich wollte ihr ein Glas Wein geben«, erklärte Brian.
»Kann ich beides haben?«, bat Dora. »Mir kommt es so vor, als wäre ein ganzes Leben vergangen, seit ich das letzte Mal eine anständige Tasse Tee bekommen habe.«
»Natürlich«, lachte Myra und stellte einen Becher auf den Tisch neben ihr.
»Es war Doras erstes Musikfestival«, erklärte Tom.
»Oh, hat es Ihnen Spaß gemacht?«, wollte Myra wissen.
Dora spürte, dass Tom sie beobachtete. »Ja, sobald ich den Schock überwunden hatte, dass man mir Drogen angeboten hat, bevor wir auch nur durch die Eingangstore getreten waren …«
»Und all die Nacktheit«, fuhr Tom fort.
»Es war in Ordnung«, beendete Dora ihren Satz. »Toms Freunde waren sehr nett.«
»Nett? Nicht ganz der Ausdruck, mit dem ich sie beschreiben würde.« Myra nahm mit einer Geste, die ihre Gefühle absolut deutlich machte, einen Schluck Tee.
»Nicht meine Bootsfreunde«, erwiderte Tom. »Das waren Leute vom College. Lizzie und diese Clique.«
»Oh, diese Freunde! Ja, die sind nett.«
»Sind Sie jetzt bereit für den Wein?«, erkundigte sich Brian. »Den Tee haben Sie ja schon getrunken.«
Dora lachte. »Wein wäre wunderbar. Ich brauchte nur eine schöne Tasse Tee, um mich wieder wirklich menschlich zu fühlen.«
»Hm«, murmelte Tom. »Das muss ich mir merken.«
Dora, die sich nicht ganz sicher war, was er meinte, wandte sich seiner Mutter zu. »Also, Sie unternehmen eine Trekkingreise? Das klingt aufregend.«
»Nicht wirklich, es ist eine organisierte Tour. Meine Freundin wollte nicht, dass wir einfach Flüge buchen und dann den Rest auf uns zukommen lassen.« Sie seufzte. »Ich muss gleich noch die letzten Sachen einpacken.«
»Woher wissen Sie, was Sie mitnehmen müssen? Nach Peru?«
»Oh, als Tom mit der Schule nach Indien geflogen ist, habe ich eine Ausrüstungsliste erstellt«, erwiderte sie. »Die habe ich seitdem immer wieder benutzt.«
»Du bist nach Indien geflogen, als du in der Schule warst?« Dora war erstaunt. »Wir sind nie weiter gekommen als bis nach St. Albans.«
»Ich habe die Liste im Laufe der Jahre erweitert«, fuhr Myra fort. »Ich fahre zum Beispiel niemals irgendwohin ohne Gaffer Tape. Damit kann man alles flicken. Sind Sie viel gereist, Dora?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich habe ein ziemlich behütetes Leben geführt.«
»Nun, Sie sind jung. Ich bin erst mit über vierzig auf Reisen gegangen.«
»Ich werde nicht so lange warten, bevor ich mich auf den Weg mache«, sagte Tom. »Nur bis ich genug Geld habe.«
Der Gedanke, dass Tom durch die Welt reiste und sie zurückließ, machte Dora plötzlich traurig.
»Da fällt mir etwas ein, ich muss meinen Brustbeutel fertig packen. Es hat etwas wunderbar Befreiendes, keine Handtasche mit sich herumschleppen zu müssen«, meinte Myra zu Dora. »Ich gebe meine Kreditkarte und mein Bargeld in meinen Brustbeutel, stecke ein paar Münzen in meine Tasche, und das war’s.« Sie stand auf. »Ich werde das jetzt gleich erledigen, und bis dahin wird das Abendessen fertig sein.«
»Was gibt es denn?«, fragte
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