Glücklich gestrandet
bevorzugte Art von Dinnerpartys hatte ebenfalls hier stattgefunden.
Jetzt wandte sie sich dorthin, wo seit ihrem Einzug in das Haus vor über zwanzig Jahren ihr Rayburn der Quell von so viel Wärme und Nahrung gewesen war. Er war durch eine gewöhnliche Herd- und Backofenkombination ersetzt worden, mit mattschwarzen Türen und Abdeckplatten über den Brennern. Über diesem schwarz-silbernen Monstrum zog sich ein gemalter Fries von Kornblumen und Mohnblumen hin.
»Ich nehme an, diese Schablonenmalerei ist gerade wieder in Mode«, meinte Dora, die sie genau musterte. »Sie sind nicht besonders gut gemacht. Ich frage mich, ob sie bei den Schranktüren auch selbst Hand angelegt hat?«
Die Schranktüren waren ebenfalls mit einer Art Farbeffekt dekoriert. »Ich denke, das nennt man ›gebürstet‹«, sagte Jo. »Ich erinnere mich, etwas darüber gelesen zu haben.«
»Es ist abscheulich«, befand Dora. »Wenn das das Werk der Perle ist, ist sie nicht sehr geschickt mit einem Pinsel.«
»Nein«, stimmte Jo zu. »Dora, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich für einen Moment nach draußen ginge? Ich muss mich ein wenig sammeln. Ich glaube langsam, es war ein Fehler zurückzukommen. Wie wär’s, wenn du schon mal oben auf dem Dachboden herumstöberst und feststellst, ob du diese Bänder von dir und Karen finden kannst?«
Jo setzte sich auf die Bank im Garten, deren hinterer Teil noch nicht verändert worden war. Die Wirklichkeit hatte sie wie ein Schlag ins Gesicht getroffen, und sie musste sich erholen. Als sie Philip verlassen hatte und auf das Kanalboot gezogen war, hatte sie das Gefühl gehabt, alle Fäden in der Hand zu halten. Ihr war nicht wirklich klar gewesen, dass all diese Dinge, die dreißig Jahre lang ihr Zuhause ausgemacht hatten, für immer verloren waren. Und dass sie so, wie sie sie kannte, bald nicht mehr existieren würden.
»Ich hätte bleiben sollen«, murmelte sie. »Ich hätte mein Haus nicht verlassen sollen. Ich habe es geschaffen.« Jedes Möbelstück hatte sie entweder gekauft oder restauriert oder es mit Liebe in etwas Nützliches verwandelt. Jetzt war der Küchentisch gegen eine Edelstahlmonstrosität ausgetauscht, und ihr geliebter Rayburn, der Ernährer aller Lebewesen, angefangen von Menschen bis hin zu Kätzchen, war ersetzt worden durch eine gefälschte Version seiner selbst. Es war grauenhaft.
Eine Träne glitt ihre Wange hinunter, und als sie sie wegwischte, zwang sie sich, aus den Tiefen ihrer Trauer wieder emporzutauchen. Dies war nicht der Weg nach vorn; sie konnte sich einen solchen Luxus nicht leisten. Sie hatte Zeit für ihre Tränen und ihre Wut gehabt, jetzt musste sie leben.
Jo holte tief Luft, stand auf und begab sich auf die Suche nach Dora.
Jo fand sie im Wohnzimmer. Durch Balkontüren blickte man über einen großen, gepflasterten Bereich in den Garten hinaus. Der Garten dahinter begann zu seiner vollen Pracht zu erblühen.
Dora erinnerte sich, dass Jo eine Menge Zeit auf den Garten verwandt hatte. Wahrscheinlich betrachtete sie ihn jetzt mit sehr gemischten Gefühlen, überlegte sie.
»Schöne Terrassenmöbel«, stellte Dora fest.
»Ja. Sollen wir sie mitnehmen? Wir könnten sie auf dem Deck gebrauchen. Es wäre hübsch, bequeme Sitzmöbel zu haben.«
»Würden sie in den Wagen passen?«
»Wahrscheinlich nicht, und du hast recht: Wir können nicht ohne Absprache irgendetwas mitnehmen.«
»Das habe ich nie gesagt!«, protestierte Dora.
»Ich weiß, aber du hast es gedacht. Lass uns jetzt meine Kleider zusammensuchen. Er weiß, dass ich sie mitnehme. Außerdem den größten Kochtopf und meine Omelettpfanne. Sie werden auf der Fahrt nach Holland nützlich sein … für wen auch immer. Hast du die Bänder gefunden?«
»Ja, sie sind in meiner Tasche. Und du darfst Karens Führerschein nicht vergessen, obwohl du definitiv mehr als das mitnehmen könntest«, erklärte Dora, erleichtert darüber, dass Jo es nicht vorhatte, denn ihr wäre es so vorgekommen, als hätten sie diese Dinge gestohlen.
»Ich hole ihn jetzt. Er steckt in einem Ordner in diesem kleinen Sekretär.« Jo durchquerte den Raum zu dem kleinen Möbelstück, auf das sie eine Ewigkeit gestarrt hatte. »Ich habe keine Ahnung, warum Philip ihn nicht finden konnte.« Sie öffnete eine Tür des Sekretärs, und alle möglichen Papiere fielen heraus. Jo zwang sich zu einem Lachen – das war besser als Tränen. »Siehst du! Absolut einfach, ich habe den Führerschein bereits in der Hand.«
Zu Doras
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