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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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waren sogar mehrere TV-Teams angereist.
    Ich entdeckte Wolfi, den jungen Beamten, der mit Gustav bei uns oben im Schloss gewesen war. Er stand etwas verloren am Ende des Parkplatzes. Als er mich erkannte, kam er näher.
    „Sie dürfen da nicht rein.“ Er deutete auf die Absperrbänder.
    „Habt ihr eine Leiche gefunden?“
    Er nickte. „Eine entsetzliche Geschichte. Das ist nichts für eine Dame.“
    „Sie vergessen, dass ich seinen Kopf entdeckt habe. Das war auch kein besonders erbaulicher Anblick. Ich kann mich auch an den Chefinspektor wenden. Er wird mir sicher Auskunft geben“, log ich unverschämt. „Allerdings befürchte ich, er wird nicht gerade erfreut sein, wenn ich ihn bei der Arbeit störe. Wo ist er überhaupt?“
    Wolfi deutete flussabwärts und begann zögernd von den grausigen Funden zu berichten: „Wir nehmen an, dass es sich bei den Leichenteilen, die wir inzwischen rausgefischt haben, um die Körperteile vom Fischer-Heinz handelt. Der Mörder dürfte beim Zerstückeln der Leiche sehr systematisch vorgegangen zu sein. Er hat nicht nur den Kopf fein säuberlich vom Rumpf getrennt, sondern auch den Körper in Taillenhöhe durchgesägt. Arme und Beine hat er an den Gelenken noch einmal durchgeschnitten. Danach hat er jeden Körperteil in einen schwarzen Müllsack gesteckt, mit einem Stein beschwert und versenkt.“
    „Warum hat er den Kopf nicht auch verschwinden lassen? Die ganze Mühe war doch umsonst.“
    „Nehme an, er ist gestört worden.“
    Ich ermunterte den aufgeregten Wolfi weiterzuerzählen. Wenn Menschen sehr erregt sind, pflegen sie viel zu reden. Auch viel Unsinn. Ich war jedoch dankbar für jede Information, selbst wenn sie nicht viel brachte.
    „Da die Steine von sehr unterschiedlicher Größe waren, hat es manche Säcke abgetrieben. Erst die kleine Wehr unten bei der Ager hat sie abgefangen. Obwohl alle Säcke oben zugeknotet waren, haben die Säcke mit dem Ober- und Unterleib nicht so lange dicht gehalten wie die, in denen sich die Gliedmaßen befunden haben.“
    „Und wer hat die Leichenteile entdeckt?“
    „Eine von diesen verrückten Schwimmerinnen, die das ganze Jahr über nicht auf ihr morgendliches Bad im See verzichten wollen. Die arme Frau hat einen schlimmen Schock erlitten. Sie ist nicht mehr die Jüngste und war nahe an einem Herzinfarkt. Die Haut des Toten hatte sich an einigen Stellen des Oberkörpers bereits abgelöst. Der ganze Brustkorb sah gefleckt aus. Echt widerlich. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen …“
    Eine Hand legte sich von hinten auf meine rechte Schulter. Erschrocken zuckte ich zusammen.
    „Geh wieder an die Arbeit, Wolferl.“
    Gustav sagte es nicht unfreundlich, doch ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er nicht gerade amüsiert war.
    „Du kannst es einfach nicht lassen?“, sagte er zu mir, als sich der junge Beamte verlegen von mir verabschiedet hatte.
    „Ich bin rein zufällig hier vorbeigekommen. Ich war in Linz bei Franzi“, beteuerte ich.
    „Lass meine Leute in Ruhe, Joe! Wenn du Fragen hast, wende dich an mich. Ist das ein für alle Mal klar?“
    Ich nickte, gab mich kleinlaut. Am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt. Im Grunde war ich ein sehr friedfertiger Mensch, doch Gustav schaffte es nach wie vor, meine schwer unterdrückte aggressive Ader zum Vorschein zu bringen.
    Als das Schweigen zwischen uns fast unerträglich wurde, fragte Gustav in freundlicherem Ton: „Was willst du wissen?“
    „Glaubt ihr, dass er im Bootshaus der Welschenbachs umgebracht worden ist?“
    „Das wissen wir nicht hundertprozentig. Die Vermutung liegt jedenfalls nahe.“
    „Ist er mit einer Motorsäge attackiert worden?“
    „Zerstückelt, meinst du wohl. Die Streifen und Kratzer an den Schnittstellen bilden ein sich regelmäßig wiederholendes Muster, am Rumpf sind sie fast glatt poliert. Und so was schafft man nur mit einer Motorsäge.“
    „Eine Motorsäge ist leicht zu bedienen. Auch eine Frau könnte den Leichnam zersägt haben“, sagte ich nachdenklich.
    „Noch weitere gute Ratschläge?“
    „Ein andermal. Wir sehen uns.“ Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ließ ihn stehen und ging zurück zu Marios Wagen.
    Sommer 1979
    Nach dem Abendessen fahren Franzi und Joe mit dem Bus nach Lenzing ins Kino. „Schade, dass Willi und Gustav keine Zeit haben, uns zu begleiten“, sagt Joe schadenfroh.
    „Wenn diese Trottel es vorziehen, an der Siegesfeier dieses blöden Fußballturniers teilzunehmen, bitte schön. Wir werden uns

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