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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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verärgern. Als ich das Gespräch irgendwann doch auf die beiden ungeklärten Todesfälle brachte, sagte er barsch: „Das ist kein Spiel, Joe. Es handelt sich um einen sehr ungewöhnlichen Fall. Der Mörder läuft noch frei herum und wird auch nicht davor zurückschrecken, dich zu beseitigen, wenn du dich weiterhin einmischst. Die zweite Tat deutet daraufhin, dass wir es mit einem völlig skrupellosen und sadistischen Täter zu tun haben.“
    „Mit einem Soziopathen, meinst du wohl“, sagte ich arrogant. Seine Worte hatten mich fatal an Gustavs Ermahnungen erinnert. Diese überheblichen Kriminalbeamten hingen mir allmählich zum Hals heraus.
    „Ich bezweifle außerdem, dass wir auf der Suche nach einem Mörder sind. Ich denke, es gibt zwei Täter“, fuhr er fort, mich zu belehren. „Chefinspektor Mahringer, mit dem ich vorhin telefoniert habe, teilt meine Meinung. Er macht auf mich einen sehr fähigen Eindruck. Ich bin gespannt auf unser morgiges Treffen. Durch deine Einmischung verkomplizierst du die Ermittlungen. Warum willst du meinen Kollegen unbedingt das Leben schwer machen?“
    „Gustav Mahringer war meine erste Liebe. Was sich jetzt zwischen uns abspielt, geht dich nichts an“, sagte ich trotzig.
    „Sei nicht so kindisch, Joe. Du bist wie dein Vater. Wir führen hier kein Melodram auf. Wir haben es mit zwei Morden zu tun.“
    „Wen meinst du mit ‚wir‘?“
    „Die Linzer Kripo und mich. Keinesfalls dich.“
    Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen, hatte ich doch gehofft, wir würden auch dieses Mal gemeinsam ermitteln. Er schien meine Gedanken lesen zu können und streichelte zaghaft meine Hand. Ich schaute ihm kurz in die Augen, bevor ich ihm meine Hand entzog, nach meinem Glas griff und ihm zuprostete.
    Jan stand auf, kippte sein Achtel im Stehen, holte tief Luft, verschluckte sich. Seine Worte gingen in heftigem Husten unter.
    Widerwillig folgte ich ihm hinauf in sein Zimmer im ersten Stock. Kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen, begann ich, ihm von Albert zu erzählen: „Schade, dass du ihn heute nicht näher kennenlernen konntest. Er war und ist Mamas Liebling. Sie verwöhnt ihn bis heute nach Strich und Faden. Franzi wurde immer benachteiligt, war das ungeliebte Kind. Sie ist nicht nur von Walpurga, sondern auch von Philip geschlagen worden. Du solltest dir Albert selbst genauer ansehen. Meiner Meinung nach ist er psychisch krank. Ich tippe auf eine endogene Depression, die hat er bestimmt von seinem Vater geerbt. Diese Adeligen sind alle degeneriert.“
    „Zu viel Inzucht, so wie bei den einsamen Bergbauern“, murmelte Jan.
    „Albert hat sich seit meiner Ankunft sehr eigenartig benommen. Ich fürchte mich ein wenig vor ihm.“ Und dann erzählte ich ihm endlich von Alberts eigenartigem Schuldbekenntnis an jenem Abend vor ein paar Tagen. „Er ist ein Spinner, würdest du sagen. Für mich steht fest, dass er nicht nur an einer Depression leidet, sondern auch an einer schweren Zwangsneurose mit gleichzeitig auftretenden angstneurotischen Symptomen. Wahrscheinlich hat er sogar eine massive Persönlichkeitsstörung.“
    „Aber er ist kein Mörder. Das willst du mir doch gerade sagen, oder?“
    „Genau.“
    “Und Mario?“
    „Vergiss den Jungen. Er ist eine starke Persönlichkeit, sonst hätte er es nicht so gut geschafft, sich in diesem Irrenhaus zu behaupten. Ihm trau ich erst recht keinen brutalen Mord zu.“
    „Ich weiß zu wenig über ihn. Er scheint mir ein bisschen jähzornig zu sein.“
    „Seine Mutter ist lieb zu ihm gewesen, solange sie nüchtern war. Hatte sie zu viel getrunken, jammerte sie ihn an. Ich nehme an, sie hat ihn aus Schuldgefühlen heraus verzärtelt.“
    „Drogenproblem?“
    „Nein. Er ist clean. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
    Wir lagen angezogen auf dem großen Doppelbett. Serner ging mehrmals hinaus auf den Balkon, um eine seiner geliebten filterlosen Gauloises zu rauchen. Ich wollte nicht mehr rauchen. Irgendwann nickte ich ein.
    Im Halbschlaf begann ich wieder, Dr. Braunsperger zu verdächtigen, Philip ermordet zu haben, und klagte die Baronin der Beihilfe an. Allerdings traute ich den beiden den Mord an Heinz nicht zu. Als ich Jan meine neue, im Halbschlaf gewonnene und, wie mir schien, ungeheuer wichtige Erkenntnis mitteilte, lächelte er und strich mir die Haare aus der Stirn.
    „Mir gefällt es gar nicht, dass Victor auf diese Frau so abfährt. Was hat sie nur an sich, das er so unwiderstehlich findet? Begreifst du das,

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