Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
Vom Netzwerk:
zufällig dabei erwischt hatte, wie sie ihre verstaubten Stofftiere abschmuste, hatte mir immer gegraust.
    Ich nahm mir eines von den riesigen roten Kissen, setzte mich und hielt mein Ohr an das Luftgitter neben dem offenen Kamin. Dieser alte Lüftungsschacht war wirklich ideal für einen Lauschangriff.
    Zwar konnte ich nicht Wort für Wort verstehen, doch die paar Satzfetzen, die ich mitbekam, reichten aus, um mir einen Reim zu machen. Es ging vor allem um den Mord am Fischer-Heinz. Gustav hatte bei der Befragung der Hotelangestellten im Unterberger einiges in Erfahrung gebracht. Ein Stubenmädchen hatte ihm eine interessante Geschichte über den Roither-Bauern erzählt. Dieselbe Geschichte hatte ich bereits von den alten Damen im Kaffeehaus gehört. Heinz schien tatsächlich der leibliche Sohn des Roither-Bauern gewesen zu sein. Hatte etwa der Vater den eigenen Sohn umgebracht? Ich konnte das nicht glauben.
    Inzwischen waren die beiden bei einem anderen Thema angelangt. Jan wollte mehr über das Verhältnis zwischen Heinz und Albert wissen.
    Gustav fasste sich kurz: „Sie sind gleich alt, haben zusammen die Volksschule besucht und waren als Kinder befreundet. Als Jugendliche haben sie so manchen Joint miteinander geteilt. Sie haben aber schon damals kaum mehr miteinander geredet. Die Liebe zum Joint war das einzige, was sie gemeinsam hatten, wage ich zu behaupten. Ich war damals sozusagen ein Freund der Familie.“
    Bei dieser eleganten Formulierung musste ich mir ein ironisches Lächeln verkneifen.
    „Habt ihr in seinem Haus irgendwelche interessanten Hinweise gefunden?“
    „Die Durchsuchung von seiner Hütte hat tatsächlich was gebracht. Allerdings haben wir weder Blutspuren noch sonstige Anzeichen einer Gewalttat entdeckt. Die ganze Hütte ist eine einzige Müllhalde. Der Typ hat jahrelang nicht aufgeräumt oder geputzt. Das Klo war verstopft. Es hat fürchterlich gestunken. In der Küche machten sich Fliegen und Schaben über das dreckige Geschirr her. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zuletzt noch dort gewohnt hat. Wahrscheinlich hatte er sich längst eine andere Bleibe gesucht.“
    „Und wie sieht es mit Drogen aus?“
    „Wir sind auf etwas gestoßen, das zumindest auf eine gewisse Verbindung zwischen Heinz und Albert schließen lässt. Wir haben ein paar hundert Gramm Haschisch, Ecstasy-Tabletten und ein viertel Kilo Kokain sowie eine Liste seiner Kunden gefunden. Und dreimal darfst du raten, wessen Name auf dieser Liste steht.“
    „Ich hoffe nicht Mario oder Franzi.“
    „Nein, aber Albert.“
    „Und was schließt du daraus?“
    „Es gab eine zweite Liste. Weniger lang als die erste. Der Heinz verdiente sich mit kleinen Erpressungen etwas dazu. Unter anderem hat er wahrscheinlich die Baronin mit Alberts Drogenproblem erpresst. Sie bezahlte brav überhöhte Preise für die Fische, die er ihr regelmäßig brachte.“
    Plötzlich vernahm ich Walpurgas Stimme. Hatte sie an der Tür gelauscht?
    Sie klang sehr aufgebracht, als sie sagte: „Verzeihung, meine Herren, ich möchte nicht stören. Ich wollte Ihnen gerade einen Kaffee bringen und habe unfreiwillig Ihren letzten Satz mitangehört.“
    Seit wann war sie mit Gustav per Sie, fragte ich mich und überhörte prompt den Beginn von Walpurgas Antwort.
    „… eine völlig harmlose Geschichte, eher eine Art Sozialhilfe meinerseits.“
    „Erpressung gehört zwar nicht zu den schlimmsten, aber zu den widerlichsten Verbrechen. Neid und Geldgier sind dermaßen niedrige Beweggründe“, bemerkte Serner.
    „Ja, natürlich“, warf Walpurga ein. „Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, ich würde wegen fünf, sechs Euro in der Woche einen Menschen umbringen?“ Ihre Stimme wurde schriller, als sie fortfuhr: „Und Albert hat mit dieser schrecklichen Geschichte überhaupt nichts zu tun. Sie verdächtigen ihn hoffentlich nicht ernsthaft?“
    Gustavs Antwort konnte ich leider nicht verstehen. Er sprach sehr leise.
    „Sind Sie wahnsinnig geworden?“, kreischte Walpurga.
    Jan und Gustav beteuerten gleichzeitig, dass weder sie noch Albert ernsthaft unter Verdacht stünden, setzten ihr aber wegen Alberts Drogenproblem weiter heftig zu.
    „Albert ist nicht süchtig. Er experimentiert nur gern mit den verschiedensten Pillen. Es geht ihm um Bewusstseinserweiterung. Fragen Sie ihn selbst. Er kann es Ihnen viel besser erklären als ich.“
    Ob Albert von dieser Erpressung gewusst hatte? Ich bezweifelte es. Walpurga hatte ihren weltfremden Sohn sicher mit

Weitere Kostenlose Bücher