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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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darum.“
    „Okay.“
    „Danke dir. Ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren.“
    „Hey, Darling, das war echt super“, lobte ich meinen Liebsten, wurde aber gleich wieder ernst. „Nehmen wir einmal an, Gustav hat recht. Vielleicht hat der Heinz zufällig gesehen, wie Philip niedergestochen wurde?“
    „Erpressung?“
    „Er hat andauernd irgendwelche Leute erpresst. Das hat Walpurga ja vorhin selbst zugegeben.“
    Jan schien nicht viel von meiner Theorie zu halten. „Ist dir klar, dass du damit Albert unterstellst, auch Philip umgebracht zu haben?“
    So absurd, wie es aus Jans Mund klang, war meine Überlegung gar nicht. Zumindest war Albert bisher der einzige, der so etwas wie ein Geständnis abgelegt hatte.
    Ich lotste Jan schlecht und recht von der Autobahnabfahrt in die Innenstadt. Wir verfuhren uns nur einmal bei der Abzweigung zum Linzer Bahnhof.
    „Du bist eine typische Bahnfahrerin geworden“, scherzte Jan. „Dich zieht es in jeder fremden Stadt zuerst einmal zum Bahnhof.“
    „Ich wollte dir nur eine der neueren Linzer Sehenswürdigkeiten zeigen.“
    Er warf einen Blick auf die Glas- und Stahlkonstruktion und murmelte: „Interessanter Bau. Kein übler Architekt. Man merkt, dass Linz europäische Kulturhauptstadt ist.“
    Als wir bei der Justizanstalt angelangt waren, umarmte ich Jan. „Danke, dass du diesen Besuch für mich gecheckt hast.“
    Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und öffnete mir galant die Tür des Grauen Hauses. Die Sicherheitskontrollen schienen mir dieses Mal weniger streng und genau zu sein als bei meinem letzten Besuch. Bester Laune betrat ich mit Jan den Besucherraum.
    Franzi erwartete uns bereits. Heute war sie ordentlich gekleidet. Sie trug ein enges, tief ausgeschnittenes dunkelblaues Kleid, das ihre Figur gut zur Geltung brachte. Außerdem hatte sie sich geschminkt. Sie wirkte um mindestens fünf Jahre jünger als vor ein paar Tagen. Meine Freundin hatte sich eben nicht so sehr verändert. Kaum tauchte ein Mann auf, brachte sie ihre Reize zur Geltung.
    Während unseres Gesprächs hatte sie nur Augen für Jan. Ja, sie flirtete regelrecht mit ihm, senkte verschämt die Lider, als er sie fragte, ob sie es denn hier so halbwegs erträglich fände. Was für eine blöde Frage! Hätte ich sie gestellt, wäre sie mir bestimmt an die Gurgel gegangen.
    Ich musste zugeben, dass Jan sie sehr geschickt befragte. Als er sie mit Marios geplatztem Alibi konfrontierte, verwickelte sie sich in Widersprüche. Einerseits gestand sie, Marios erboste Stimme unten im Salon gehört zu haben, andererseits behauptete sie, das wäre mindestens eine Stunde vor Philips Tod gewesen. Angeblich hatte Mario mit Philip wegen der Finanzierung des Umbaus seiner Bar gestritten und war wütend und unverrichteter Dinge abgezogen.
    „Er kann Philip gar nicht umgebracht haben. Ich habe dieses Arschloch später noch mit Albert diskutieren gehört. Ich weiß nicht mehr, worüber die beiden geredet haben. Es hat mich nicht sehr interessiert. Ich habe, wie gesagt, meine Sachen gepackt. Und als ich endlich fertig war, hörte ich, wie Albert den Salon verließ. Philip war da noch am Leben, denn seine Schreie hörte ich erst viel später.“
    „Wie lange haben Sie denn zum Packen gebraucht?“, fragte Jan.
    Sie ging ihm in die Falle. „Höchstens eine halbe Stunde“, sagte sie, ohne nachzudenken.
    „Und was haben Sie vorher in Ihrem Zimmer gemacht? Sie waren mindestens eineinhalb Stunden lang oben, behaupteten aber vorhin, Sie wären nur rauf gegangen, um Ihre Sachen zusammenzupacken.“
    „Was wollen Sie damit andeuten?“, fauchte sie Jan an, schenkte ihm aber gleich darauf wieder einen lasziven Blick.
    „Wenn Mario eine Stunde vor Albert mit Philip im Salon war, dann müssen Sie mindestens eineinhalb Stunden mit Packen verbracht haben.“
    „Haben Sie eine Ahnung, wie lange eine Frau braucht, um die richtige Garderobe auszuwählen!“, sagte sie mit einem triumphierenden Lächeln.
    So würden wir nicht weiterkommen. „Warum nimmst du Albert in Schutz?“, schaltete ich mich ein.
    „Halt die Klappe, Joe. Du weißt nichts. Absolut nichts. Bildest dir nur ein, alles zu durchschauen. Schon als Kind hast du mich damit zur Weißglut gebracht“, sagte sie zu mir.
    „Ich finde es etwas eigenartig, dass Sie Philip, Mario und Albert so eindeutig an ihren Stimmen identifizieren konnten, Joe gegenüber aber behauptet haben, dass Sie nicht wissen, mit wem Philip gestritten hat, bevor Sie runter in den

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