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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Abwaschen. Sie schmiert ein paar Brote und macht eine Thermoskanne voll mit Tee, als die Mädchen sie in ihren Plan einweihen.
    Franzi verschwindet kurz. Als sie mit einem prall gefüllten Plastiksack in der Hand zurückkehrt, hat sie es plötzlich sehr eilig, an den See hinunterzukommen.
    „Let’s go“, sagt sie grinsend zu Joe.
    Kaum haben sie es sich im Bootshaus gemütlich gemacht, die Luftmatratzen aufgeblasen und die Schlafsäcke darauf ausgebreitet, hören sie eine brummige Männerstimme.
    „Regen lockt die Aale an“, trällert der besoffene Fischer-Hans, als er kurz vor Mitternacht sein Zeltdach unter den Ästen der alten Eiche aufspannt.
    Die Mädchen verziehen verärgert die Gesichter.
    „Scheiße! Wollten wir nicht die halbe Nacht lang wach bleiben? Ein paar Tschik rauchen, unsere Wurstbrote essen und die Flasche Rotwein leeren?“ Franzi sieht Joe frustriert an. „Daraus wird wohl nichts werden. Der Fischer-Hans wird sicher bis zum Morgengrauen hier bleiben und auf Aale warten.“
    Der Fischer-Hans hat inzwischen ein Glöckchen auf seiner Angel angebracht.
    „Wozu soll das gut sein“, fragt Joe.
    „Damit er in aller Ruhe ein Nickerchen machen kann. Sobald ein Aal anbeißt, wird ihn das Bimmeln des Glöckchens wecken“, sagt Franzi leise.
    „Ich mag diese ekeligen Viecher nicht“, flüstert Joe.
    „Sehen aus wie lange, glitschige Schwänze. Aber Mama liebt fette Aale. Bestimmt steht in den nächsten Tagen Aal gebraten, Aal gekocht, kalter Aal und Aalsuppe auf dem Speiseplan“, sagt Franzi.
    „Falls er heute Nacht was fängt“, wirft Joe ein.
    Nachdenklich öffnet Franzi die Weinflasche. Nach ein paar Schlückchen Rotwein hat sie eine geniale Idee. „Er hat uns noch nicht bemerkt. Der ist blau wie ein Veilchen. Lass mich nur machen.“
    Vorsichtig öffnet sie die Tür des Bootshauses und beginnt, kleine Steine und Äste, die vor der Hütte herumliegen, aufzusammeln. Die Hälfte ihrer Beute gibt sie an Joe weiter, die sofort kapiert, was ihre Freundin vorhat. Beide werfen Steinchen und Stöckchen nach der Angel. Ihre Schadenfreude ist groß, wenn der Fischer-Hans durch das Bimmeln des Glöckchens aufschreckt und dann feststellen muss, dass wieder kein Aal angebissen hat.
    Nach dem zehnten Fehlalarm kracht der alte Liegestuhl unter ihm zusammen, als er sich stöhnend hineinfallen lässt. Fluchend und schimpfend packt er sein Angelzeug zusammen und macht sich auf den Heimweg. Franzi umarmt Joe stürmisch und zündet sich eine Zigarette an.
    Der Regen lässt nach. In der Ferne halten Frösche im Schilf ihre nächtliche Konferenz ab. Die Nacht ist kühl, aber sternenklar. Die Grillen beginnen wieder zu zirpen.
    „Der Sommer ist zurückgekehrt“, sagt Joe.
    Franzi und Joe rauchen, trinken und tuscheln bis vier Uhr morgens. Joe gesteht ihrer Freundin, dass sie sich seit kurzem selbst befriedigt. Franzi hält Selbstbefriedigung für Kinderkram. Empfiehlt ihrer Freundin, es demnächst mal mit einem Mann zu versuchen. „Probier’s mit Gustav“, sagt sie kichernd. „Der ist sicher auch noch Jungfrau so wie du.“
    Obwohl Joe vor Neugier fast platzt, wagt sie es nicht, ihre Freundin zu fragen, ob und wie oft sie es schon mit einem Jungen gemacht hat.
    Franzi beantwortet ihre unausgesprochene Frage im nächsten Satz. „Du hast nicht wirklich was versäumt“, sagt sie. „Es ist nichts Besonderes, glaub mir. Schwänze sind fast genauso ekelig wie Aale.“
    „Mit wem hast du ge…bumst, meine ich?“, stammelt Joe neugierig.
    Franzi trinkt den letzten Rest Rotwein aus der Flasche, dreht ihrer Freundin den Rücken zu und schläft, ohne geantwortet zu haben, ein.
    Gut verpackt in ihren Daunenschlafsäcken, schlafen sie seelenruhig und ungestört ihren Rausch aus.

14. Kapitel
    Schweigend verließen Jan und ich die Justizanstalt. Erst im Auto wagte ich einen kleinen Scherz: „Sie ist noch verrückter als Victor. Hüte dich vor unserer Familie, kann ich nur sagen.“
    Jan entkam ein erleichtertes Lachen. Doch er sagte kein Wort, schien sich auf den regen Verkehr in der Linzer Innenstadt zu konzentrieren. Sobald wir auf der Autobahn waren, schlug ich vor, bei der nächsten Raststätte Halt zu machen.
    Mir ging das Gespräch mit Franzi nicht aus dem Kopf. Ich versuchte, mich an Philip Mankur zu erinnern. Dieser Mann war mir damals nicht wichtig gewesen. Ich hatte nur sehr verschwommene Bilder von ihm. Da Jan keine Ahnung hatte, was für ein Mensch Philip gewesen war, bemühte ich mich, ihn in all

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