Glücksboten
ein zerbeultes, antikes Kupferding ist.«
Alarmiert von seinem Tonfall, eilte Perdita über den Pfad zu ihrer Gartentür und öffnete sie.
Perditas Küche sah aus wie etwas aus einer Zeitschrift. Alles, was sie je darin benutzt hatte, war verschwunden. Jetzt hing an der Wand ein Holzregal mit drei Fächern; daran schloss sich eine dicke Leiste an, von der an Metzgerhaken eine Reihe von kupfernen Küchengerätschaften herabhingen. Da waren Schöpfkellen, winzige Bratpfannen, ein konisches Sieb, eine Muskatreibe, eine Vierecksreibe, ein Rahmschöpfer und ein Set Rahm-Messbecher. Ein Eierkorb aus Draht in Form eines Huhnes hing neben einem mit den Blüten nach unten herabbaumelnden Strauß Trockenblumen. Die Arbeitsflächen waren größtenteils zugestellt mit ebenso hübschem wie reizlosem Kram: Puddingformen, Milchkrügen, einer alten, riesigen Petroleumlampe, Kupferschüsseln mit rundem Boden, glasierten Steingutbechern mit hölzernen Küchenhelfern und einem Set Vorratsgefäßen. Und nichts davon außer den Holzlöffeln schien im Mindesten brauchbar zu sein.
»Oh, mein Gott!«, hauchte sie. »Das ist ja plötzlich alles wie in Country Living.«
»Ich weiß, du findest es grässlich. Ich konnte sie nicht aufhalten. Sie pochen darauf, dass das Ganze möglichst altmodisch wirken soll, und als sie hörten, dass du derzeit nicht im Haus wohnst, ist ein Set-Designer hergekommen und hat zugeschlagen.«
Perdita sah sich um. »Nun, es sieht hübsch aus, das muss ich zugeben. Aber kannst du zwischen all diesem Kram denn arbeiten?«
Er lachte. »Dir macht es doch für gewöhnlich auch nichts aus, inmitten von Kram zu arbeiten.«
»Nein, aber ich bin ich. Du bist ... du.«
»Ich werde mein Bestes tun. Ich habe versucht, sie dazu zu bewegen, es alles ein bisschen geschmackvoller einzurichten, aber da ich ihnen in letzter Zeit schon ziemlich viel ins Handwerk gepfuscht habe ...«
»Hast du? Wie hast du das gemacht?«
»Oh - hm, ich musste die Sendung einmal verschieben. Wenn die nicht so versessen auf die Idee gewesen wären, hätten sie das Ganze lange aufgegeben.«
»Ich wusste nicht, dass du die Sendung verschieben musstest. Warum hast du das getan?«
»Das hatte nichts mit dir zu tun. Also, während du dich an deine jüngst umgestaltete Küche gewöhnst, mache ich mich auf die Suche nach deinem Kessel und koche uns eine Tasse Tee. Aber geh nicht ins Wohnzimmer.«
Eine andere Aufforderung brauchte sie nicht. Das Wohnzimmer hatte sich genauso verändert wie die Küche. Es war, als hätten sich die Seiten einer Zeitschrift wie ein Mantel über ihr altes Haus gelegt. Als sie alles sorgfältig musterte, erspähte sie hie und da einige ihrer eigenen Sachen, verborgen unter Kelims, Überwürfen und Körben mit Holzscheiten, aber ihre Papiere, ihre Unordnung und alle Spuren ihrer Persönlichkeit waren verschwunden, waren weggeputzt und fortgefegt worden. Der Fußboden wirkte spektakulär; man hatte ihn dermaßen auf Hochglanz gebracht, dass er die meisten Reklamebilder noch weit übertraf.
Sie ging zurück in die Küche. »Wo sind all meine Sachen geblieben? Du hast ihnen doch nicht etwa erlaubt, sie wegzuwerfen?«
»Natürlich nicht. Sie haben sie alle fein säuberlich in den Container am Ende der Einfahrt gepackt. Ich glaube nicht, dass du ihn gesehen hast, da wir von hinten gekommen sind.«
Sie ließ ein leises Stöhnen hören. »Und was ist mit dem oberen Stockwerk? Haben diese Leute das auch zerstört, oder hast du das besorgt?«
Er schien gekränkt zu sein. »Geh selbst und sieh es dir an.«
Oben war alles so, wie sie es hinterlassen hatte. Beinahe enttäuscht kam sie die Treppe wieder hinunter. »Sie haben gar nichts gemacht. Ich hatte ein Lit Bateau mit antiker französischer Seide und Spitze erwartet. Mindestens.«
»Ich habe nicht erlaubt, dass sie nach oben gingen. Ich habe ihnen erklärt, dass ich hier leben müsse und es nicht ertragen könne, wenn sie daran herumpfuschen.«
»Oh. Lebst du denn hier? Ich habe gar nichts von deinen Sachen herumliegen sehen.«
»Es gibt Menschen, die es schaffen, durchs Leben zu gehen, ohne auf Schritt und Tritt ihre Habe zu verstreuen, obwohl dir das seltsam erscheinen muss.«
»Es ist wirklich gut, dass wir nicht verheiratet geblieben sind, Lucas. Wir hätten einander so unglücklich gemacht.«
»Ich bin froh, dass ich nicht mehr das Monopol darauf habe, Unglück zu verursachen. Jetzt komm und trink deinen Tee, und ich erzähle dir das Neueste. Ach, übrigens, was
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