Glücksboten
Geld.«
Kitty und Perdita tauschten schuldbewusste Blicke. »Natürlich«, murmelte Perdita.
»Und obwohl Sie sehr gewissenhaft dafür sorgen, dass ich meine beiden freien Nachmittage bekomme, was man von anderen Leuten nicht behaupten kann, habe ich doch nie die Zeit, mir die Haare machen zu lassen. Das habe ich auch zu Ronnie gesagt.«
»Ah.« Perdita wurde klar, dass die Fernsehsendung zwar noch Monate nicht aktuell sein mochte, dass Beverley aber wirklich einen Haarschnitt brauchte, und Ronnie war ein mitfühlendes Herz. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war jetzt fast sieben. »Also, ich muss vorher schnell in die Badewanne springen. Ich starre vor Schmutz und stinke wahrscheinlich obendrein. Und ich muss mir noch ein Sandwich nehmen, ich bin halb verhungert.«
»Du wirst doch nicht in der Badewanne ein Sandwich essen?«, protestierte Roger.
Perdita nickte und hievte sich hoch. »Wenn ich einschlafe, kann Ronnie mit Ihnen anfangen, Beverley.«
»Und wann sollen wir essen?«, fragte Roger klagend.
Als Perdita fast eine Stunde später nach unten kam, fand sie Ronnie im Wohnzimmer vor. Roger war nirgends zu sehen, aber Beverley saß auf einem Hocker mit einem Umhang um den Hals. Kitty saß in ihrem Rollstuhl und beobachtete mit augenscheinlichem Interesse, wie Ronnie seine Scheren schwang. Etwas an ihr war anders. Dann ächzte Perdita nur noch.
»Kitty! Du hast dir die Haare schneiden lassen!«
»Ich fand, es sei Zeit für einen neuen Look«, erklärte sie ein wenig selbstgefällig. »Gefällt es dir?«
Perdita sah sie an. Kitty hatte ihr Haar zu einer Krone um den Kopf geschlungen getragen, seit sie sie kannte. Jetzt wellte sich eine kurze, duftige Ponyfrisur sanft um ihr Gesicht. Es sah wunderbar aus.
»Das ist einfach sagenhaft! Was um alles in der Welt hat dich bewogen, dir von Ronnie die Haare schneiden zu lassen?«
»Ich habe es dir doch erklärt: Ich fand, es sei an der Zeit für einen neuen Look. Und es erspart den Pflegern und dir die Mühe, mir ständig die Haare flechten zu müssen. Thomas«, fügte sie an Beverley gewandt hinzu, »hat das mit dem Flechten nie so richtig hingekriegt. Das bedeutete, dass Perdita es tun musste, und sie hat schon genug um die Ohren.«
»Ich hoffe, du hast dein Haar nicht deswegen schneiden lassen«, seufzte Perdita. Auch Beverley blickte ein wenig besorgt drein.
»Sie hat es getan, weil sie einen neuen Look wollte, Perdita«, warf Ronnie ein. »Sie hat es dir gesagt. Ich finde, sie sieht zehn Jahre jünger aus.«
Perdita lächelte. »Er hat Recht, Kitty. Du siehst keinen Tag älter aus als neunundsiebzig.«
»Was bedeutet, dass Perdita wieder wie achtzehn aussehen wird«, bemerkte Kitty, »wenn Ronnie sie erst in der Mangel hatte.«
Perdita schauderte bei dem Gedanken. »Oh, bitte nicht! Ich war mit achtzehn furchtbar jung und dumm. Mach mir etwas, das mich wie dreißig und raffiniert aussehen lässt.«
Ronnie, der gerade vorsichtig das Haar auf Beverleys Hinterkopf stutzte, biss sich vor Konzentration auf die Unterlippe. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Als Perdita an die Reihe kam, brachte Beverley Kitty ins Badezimmer, um sie fürs Bett fertig zu machen.
»Bis wir zurückkommen, wirst du sicher fertig sein«, meinte Kitty, »bei all der Wascherei, zu der Beverley mich zwingt.«
»Also, Perdita. Was möchtest du haben? Jung und sexy, um diesen Mann auf dich aufmerksam zu machen, den du dir angeln wolltest?«
»Um ehrlich zu sein, ich habe im Augenblick einfach nicht den Kopf, an Männer auch nur zu denken. Kitty beansprucht meine gesamte Freizeit. Ich erinnere mich kaum, wie das Leben vor ihrem Schlaganfall war.
Ronnie zerrte einen Kamm mit weit auseinander stehenden Zinken durch Perditas Haar. »Du wolltest dir einen Mann suchen und den Mädchen erlauben, dich einer Generalüberholung zu unterziehen.«
»Wollte ich das? Würde es dir sehr viel ausmachen, wenn ich aus dieser Abmachung aussteigen würde? Ich habe einfach nicht genug Energie.«
Ronnie schnaubte. »Ehrlich, ihr jungen Frauen. Kein Durchhaltevermögen. Und was ist mit der Partnervermittlung?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Es kostet einfach so viel Anstrengung, jemanden neu kennen zu lernen.« Sie dachte an Roger.
»Vor allem wenn Mr Wonderful in Gestalt von Mr Michelin-Stern auf deiner Türschwelle steht.«
»Was?«
Also, wie wäre es mit Streichholzlänge? Ein Bürstenschnitt würde dir ausgesprochen gut stehen.«
»Ronnie! Was redest du da? Wenn du mehr
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