Glücksboten
auch sonst geschehen mag und wahrscheinlich geschehen wird, ich glaube, wir sind uns beide einig, dass wir über unsere Ehe Schweigen bewahren. Es wäre ein gefundenes Fressen für die Leute.«
»So sehr es mir widerstrebt, dir jemals Recht geben zu müssen - ich denke, diesmal muss ich es tun.«
Sie hockten sich auf zwei wacklige Bauernstühle, und Lucas öffnete eine angebeulte, antike Dose, in der sich, wenn man dem Aufdruck glauben durfte, früher einmal Ingwerplätzchen befunden haben mussten. Jetzt war sie voller Florentiner.
»Nimm einen. Ich probiere sie als Grundlage für Früchte und Eiscreme aus, aber sie sind möglicherweise zu dominant.«
»Wenn das hier dominant ist, gefällt es mir«, entgegnete Perdita, während sie in eine Waffel aus Mandelblättern, glasierten Kirschen und anderen getrockneten Früchten biss, die auf der Unterseite mit Schokolade überzogen waren.
»Hm. Ich bin mir nicht sicher, ob man die Nüsse nicht zu sehr herausschmeckt. Ich fahre vielleicht besser, wenn ich bei den Ingwer-Sahne-Röllchen bleibe. Also«, fuhr er energisch fort. »Lenk mich nicht ab. Die Aufnahmen fangen diesen Freitag an. Es ist im Augenblick nur eine halbstündige Sendung, aber es wird mindestens drei Tage dauern, sie zu drehen. Wirst du damit fertig werden, trotz deiner Belastung mit Kitty?«
»O ja. All ihre Babysitter sind darauf vorbereitet einzuspringen, wann immer sie benötigt werden. Und Kitty freut sich schon richtig darauf, alles über diese Fernsehsache zu hören.«
»Sie wollen, dass diese Sendung wirklichkeitsnah wirkt, und es sollen auch ein paar Fehlschläge zu sehen sein. Und sie wollen, dass zwischen uns etwas passiert.«
»Aber ich dachte, ich müsse nur mit ein paar dekorativen Knollen in einem Korb hereingestolpert kommen und sie dem Drei-Sterne-Koch überreichen.« Sie hielt inne. »Apropos Stern, ich hoffe, du kriegst ihn.«
Er schnitt eine Grimasse. »Das werden wir erst im Januar nächsten Jahres erfahren. Aber nein, die Fernsehleute wollen, dass ich mich mit dir über das Gemüse unterhalte, dass ich dir erkläre, wofür es benutzt wird und wie es schmeckt.«
»Verdammt! Ich weiß, wie es schmeckt, aber ich weiß nicht, was man damit macht! Ich pflanze es lediglich an!«
»Das habe ich ihnen auch erklärt, aber sie wollten nicht glauben, dass eine Gärtnerin nicht weiß, was aus ihren Produkten wird oder dass es ihr egal ist.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es mir egal ist, nur dass ich es nicht weiß! Hast du es geschafft, sie zu überzeugen?«
»Sie werden dir ein Skript geben, bei dessen Abfassung ich helfe. Sie haben erwidert: ›Macht nichts, sie könnte weniger Gehirnzellen haben als ihr Pekingkohl, und wir würden sie wegen ihres Aussehens trotzdem haben wollen.‹«
Perdita errötete. Ob nun wegen der Schmähung ihrer Intelligenz oder wegen des Hinweises auf ihre äußere Erscheinung, wusste sie nicht.
»Lass es nicht an mir aus«, fügte Lucas hinzu. »Es waren nicht meine Worte.«
»Dein Glück. Wie bald werde ich wissen, was du brauchst?«
»Geh zehn Minuten im Garten spielen. Danach kannst du die Liste haben.«
Perdita nahm sich noch ein paar Florentiner und ging mit ihrem Teebecher hinaus in ihren Schuppen. Als sie zurückkam, um sich Nachschub zu holen, war Lucas fertig. Sie las die Liste durch.
»Ich fürchte, den Portulak kannst du erst Ende nächsten Monats haben, Kubaspinat geht in Ordnung ...«
»Ich weiß. Ich habe vorhin gesehen, dass er blüht.«
»Hauptsache, du weißt die Blüten zu schätzen, sie sind so göttlich schön. Das Gleiche gilt für Sauerampfer, Mausohr und Stielmus. Gekeimte Linsen kannst du ebenfalls bekommen, wenn ich sie jetzt ansetze, und Blattsellerie habe ich auch, aber nicht so viel, daher wirst du vorsichtig sein müssen. Du wirst keine Chance haben, es zu vermasseln und noch mal von vorne anzufangen.«
Er sah gekränkt aus, und sie tätschelte ihm versöhnlich das Knie. »Ich meine«, fuhr sie fort, »die Filmleute können nicht endlose Aufnahmen machen. Schließlich habe ich noch andere Kunden.«
»Ich bin davon überzeugt, sie würden es alle verstehen, wenn du dein Hauptaugenmerk auf die Sendung legen würdest. Ich nehme an, sie werden in der Sendung ebenfalls erwähnt, als Geschäfte, die sich von dir beliefern lassen. Ganz sicher werden sie in der Presse erwähnt werden.« Er sah ihr Stirnrunzeln. »Keine Bange, ich kümmere mich um die hiesige Zeitung - und um alle überregionalen Zeitungen, die Interesse
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