Glücksboten
was ist hier los?«
George kam wie ein Kastenteufel hinter dem Tisch hervor. Er sah voller Erstaunen von einem zum anderen. »Ich weiß ja, dass ihr beiden euch kennt, aber das hier sieht langsam wie ein Ehestreit aus!« Er hatte bei einigen Episoden von The Bill mitgearbeitet und kannte den Jargon.
»Nun, das ist kaum überraschend«, meinte Lucas. »Wenn man bedenkt ...«
Ihre Augen fochten einen stummen Kampf aus. Sie begriffen in derselben Sekunde, dass Lucas um ein Haar der ganzen Welt via Fernsehen mitgeteilt hätte, was sie beide unbedingt geheim halten wollten. Erheiterung funkelte in seinen Augen auf, und seine Lippen zuckten krampfhaft.
»Wenn man was bedenkt, Lucas?«, fragte Perdita, deren Gesichtsausdruck tiefernst war, solche Anstrengung kostete es sie, nicht in Gelächter auszubrechen.
»Wenn man bedenkt, was für eine sehr ... sehr ... nervtötende Person du sein kannst!«
Kapitel 18
P erdita brachte sich so schnell wie möglich aus der Schusslinie. Sie wollte Lucas nicht wieder gegenübertreten, bevor die Erinnerung an diesen besonderen Augenblick vergessen war. Eine Sekunde lang waren sie verbündet gewesen - sie beide gegen den Rest der Welt. Für einen verrückten, idiotischen Augenblick gestattete sie sich, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn ihr Bündnis echt gewesen wäre und nicht nur für den Bruchteil einer Sekunde Sendezeit Bestand gehabt hätte.
Beverley war nicht in der Küche und bemerkte Perditas Ankunft nicht, und zum ersten Mal ging Perdita nicht sofort zu Kitty hinein. Sie stahl sich hinauf in eins der Dachzimmer, von denen man eine wunderbare und beruhigende Aussicht hatte. Sie hatte das Bedürfnis zu sehen, wie die Sonne die Bäume und die Hügel vergoldete und aus den Feldern eine grüne Samtdecke machte. Perdita wollte selbst wieder einen Sinn für die Proportionen gewinnen.
Sie war mehr schockiert als verärgert, Roger dort vorzufinden. Er hatte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber in der Hand und ging einen Schrank mit Porzellan durch.
»Hallo«, fragte sie einigermaßen atemlos. »Was machst du da?«
Er drehte sich um. »Oh, Perdita. Schon zurück? Ich wollte dir eine schöne Tasse Tee aufbrühen.«
»Das ist ein netter Gedanke, aber was tust du hier oben? Hat Kitty dich überredet, etwas für sie zu suchen?«
Er zögerte einen Sekundenbruchteil. »Ähm, ja - ich meine, in gewisser Weise. Sie hat neulich mal ein paar Fotografien erwähnt, und ich dachte, ich sehe mal nach, ob ich sie für sie finden kann.« Er spürte Perditas Unbehagen. »Es wird eine Menge Arbeit anfallen, wenn die Zeit kommt.«
»Wie meinst du das? Welche Zeit?«
»Wenn Kitty stirbt. Das alles wird katalogisiert werden müssen, und man muss ein vernünftiges Inventarverzeichnis erstellen.«
»Ich nehme an, du hast Recht, aber sie ist noch nicht gestorben.«
»Aber, Perdy.« Perdita hasste die Verballhornung ihres Namens. »Es wird nicht mehr lange dauern, oder? Sie ist sehr hinfällig.« Er legte ihr eine Hand auf den Arm. Sie trat ans Fenster, zum Teil, weil sie sich vor seiner Berührung schützen wollte.
»Sie ist nicht besonders hinfällig. Sie hat sich ganz wunderbar von ihrem Schlaganfall erholt. Sie wird vielleicht noch Jahre leben.«
Er atmete scharf aus. »Oh, komm schon! Ich möchte nicht hart wirken, aber sie wird bald sterben! Du musst dich den Tatsachen stellen!«
»Ich weiß, aber dieser Tatsache muss ich mich nicht stellen, bevor es passiert.«
»Du musst gewisse Vorbereitungen treffen«, beharrte er sanft. »Denn ich glaube nicht, dass die Dinge ganz so sein werden, wie du es erwartest, wenn sie stirbt.«
»Wovon redest du?«
»Ich denke, ich sollte dich warnen - damit es kein Schock für dich wird -, dass Tante Kitty mir gegenüber klar gemacht hat, dass ich in ihrem Testament auftauche. Mit einem beträchtlichen Legat.«
»Aber warum sollte ich mich darauf vorbereiten, dass Kitty dir etwas hinterlassen möchte?«
»Du verstehst immer noch nicht, oder? Ich spreche nicht von nominellen hundert Pfund oder was immer alte Damen heutzutage für großzügig halten, ich spreche davon, dass der größte Teil, wenn nicht ihr ganzer Besitz an mich fallen wird.«
Perditas Mund war trocken geworden. Sie war entsetzt, nicht weil er Kittys Alleinerbe sein könnte, sondern weil er bereits daran dachte, bevor Kitty auch nur in ihrem Grab lag. »Was?« Ihre Stimme war nur ein Krächzen, als hätte sie den Staub vom Dachboden in den Hals bekommen.
»Ich bin, wie du weißt, ihr
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