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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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und am Ende würde sie finanziell schlechter dastehen denn je.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich wünschte, ich hätte jemanden, den ich fragen kann.«
    »Was ist mit Ihren Eltern?«
    »Meine Eltern verstehen Kitty nicht. Meine Mutter würde sie in ein Heim geben, bevor Sie ›Piep‹ sagen können, und ich glaube nicht, dass ich es verkraften könnte, wenn sie herkämen, ihre Nase in Kittys Angelegenheiten steckten und dann darauf bestünden, dass wir all ihre Möbel verkaufen, um das Geld zusammenzubringen.« Sie sah den Arzt an. »Natürlich würde ich alles verkaufen, um Kitty behalten zu können - es ist nicht so, als hinge ich übermäßig an ihren Sachen -, aber meine Eltern, vor allem meine Mutter, neigen zu voreiligen Entscheidungen.«
    »Kitty hätte nichts dagegen, wenn Sie sich ihre Unterlagen ansähen. Sie könnten Ihren Anwalt fragen.«
    »Das könnte ich.« Das war vielleicht die Lösung. Wenn sie wusste, was in Kittys Testament stand, konnte sie sich entsprechend vorbereiten.
    »Haben Sie sich eigentlich jemals eine Vollmacht geben lassen, wie ich Ihnen vorgeschlagen habe?«
    »Nein.« Sie seufzte. »Ich weiß, es ist dumm, aber im Augenblick ist Kitty immer noch Herrin ihrer Sinne. Ich möchte sie nicht wie eine abhängige Verwandte behandeln, die nicht mehr in der Lage ist, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    »Das ist sehr bewundernswert, Perdita, und Kitty weiß Ihre Diskretion sicher zu schätzen, aber sie könnte morgen einen weiteren Schlaganfall bekommen und außer Stande sein, zu sprechen, zu schreiben oder sich sonst auf irgendeine Art und Weise mitzuteilen. Was werden Sie dann tun?«
    »Was ich tun muss, nehme ich an, was immer das sein mag.«
    »Verstehen Sie, in einem solchen Falle hätten Sie keinen Zugang zu ihrem Geld. Sie müssten vor Gericht gehen, um eine Genehmigung zu erwirken. Sie könnte Millionärin sein und monatelang in einem staatlichen Pflegeheim dahinsiechen, bevor Sie die Erlaubnis bekämen, sie in eine angenehmere Umgebung verlegen zu lassen. Oder Sie könnten sie in ein gutes Heim bringen und selbst dafür aufkommen. Haben Sie sehr viel Geld?«
    »Nein.«
    »Dann regeln Sie das mit der Vollmacht. Es tut mir Leid, so hart zu sein, Perdita, vor allem in einer Zeit wie dieser, aber wirklich, Sie müssen den Tatsachen ins Auge sehen.«
    Perdita kam immerhin so weit, dass sie herausfand, wer Kittys Anwalt war, aber der Mann war im Urlaub. Da sie mit niemanden sonst über Kittys Angelegenheiten sprechen wollte, waren diese Dinge noch immer nicht geregelt, als die Fernsehsendung ausgestrahlt wurde.
    Am Morgen vor der Sendung rief Roger an. Er wollte sich erkundigen, um wie viel Uhr die Sendung ausgestrahlt wurde, sodass er sie mit Kitty zusammen sehen konnte. Als Perdita die Nachricht bekam, unterdrückte sie einen Aufschrei des Zorns und seufzte stattdessen. Es hatte keinen Sinn, sich zu wünschen, sie und Kitty könnten die Sendung allein sehen, weil das eben nicht möglich war. Kein noch so heftiger hysterischer Anfall würde daran etwas ändern.
    Thomas war der derzeitige Pfleger, was eine gewisse Erleichterung darstellte. Wenn Rogers Aufmerksamkeiten zu weit gingen und sie schreien musste, konnte Thomas Roger im Notfall wahrscheinlich verprügeln. Beverley war zwei Wochen bei ihnen gewesen, und obwohl sie ein wahrer Goldschatz und eine exzellente Krankenschwester war, ging sie Perdita einigermaßen auf die Nerven. Perdita vermutete, dass Kitty das ähnlich sah, es aber nicht zugeben wollte. Einmal hatten sie sich ein paar boshafte Sticheleien diesbezüglich gegönnt, und Kitty hatte gemeint: »Wenn sie noch einmal ›Hoppla-hopps‹ sagt, schreie ich!« Aber je kränker sie wurde, umso weniger beklagte Kitty sich. Sie versank in sich selbst, bei absolut klarem Verstand und ungebrochener Höflichkeit und Liebenswürdigkeit ihren Besuchern gegenüber, aber dennoch war sie irgendwie weniger als sie selbst.
    Der Gedanke an die Fernsehsendung munterte sie jedoch ungeheuer auf. Sie begrüßte Roger recht warmherzig, wies ihm einen Platz an und wandte sich dann an Thomas. »Seien Sie so gut und sehen Sie im Keller nach, ob Sie nicht etwas Champagner ausgraben können. Wir haben ein paar Flaschen getrunken, als die Filmmannschaft da war, aber es müsste noch etwas übrig sein. Stellen Sie zwei Flaschen in den Kühlschrank, wir können sie dann später während der Sendung trinken.«
    Perdita sah, dass Roger an das falsche Ende eines unbequemen Sofas verwiesen

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