Glücksboten
wurde, und fragte sich, ob es reiner Zufall sein könne, dass Kitty ihm einen Platz angewiesen hatte, an dem es zog, oder ob sie in Bezug auf ihren lange verschollenen Neffen selbst Zweifel hegte.
Dann saßen sie alle zusammen in Kittys Zimmer. Kittys Bett und der Fernseher wurden so platziert, dass jeder sehen konnte. Thomas verteilte Champagnergläser und Chipstüten, und sie machten es sich bequem.
Zuerst kam die Art klassischer Musik, die Perdita liebte und die Musikfans im Allgemeinen verachteten, dann folgte der Vorspann, und endlich sah man Perditas Cottage von außen. Es sah märchenhafter aus denn je, und sie verstand jetzt, warum die Filmleute so versessen darauf gewesen waren, es zu benutzen. Selbst sie, die über die feuchten Stellen Bescheid wusste, hatte das Gefühl, ein kleines Juwel vor sich zu sehen.
Dann kam der Titel: Gourmet und Gärtnerin.
»Ich hatte keine Ahnung, dass sie die Sendung so nennen würden«, seufzte Perdita. »Wie peinlich!«
»Scht, Liebes. Trink noch etwas Champagner.«
Kitty saß aufrecht im Bett, hochkonzentriert und aufmerksamer, als sie es seit langem gewesen war. Thomas hatte sich eine Dose Bier geholt, da er Bier Champagner vorzog. Roger, der unbequem auf der Sofakante hockte, sagte nichts dazu. Perdita beschloss, nicht länger verlegen zu sein und die Sendung einfach zu genießen.
Es war die reinste Magie. Ihr Haus, das voller Sammlerstücke war, die nicht ihr gehörten, erstrahlte in einem Glanz, den es im echten Leben nie besessen hatte. Ihre Küche sah kompakt und geschmackvoll aus, statt überfüllt und zu eng. Und Lucas war einfach umwerfend.
Als Perdita ihm erklärt hatte, er würde die Frauen mit einem Stock verjagen müssen, hatte sie noch nicht gewusst, wie ungemein fotogen er war. Er wirkte nicht nur extrem attraktiv, sondern auch charmant. Schwelender Unmut wechselte sich mit strahlendem Lächeln ab. Kein Wunder, dass sämtliche weibliche Mitglieder der Crew ihm zu Füßen gelegen hatten.
Lucas gab einen kurzen Überblick darüber, was er kochen würde, dann sah Perdita sich selbst durch ihre eigene Gartentür treten - nur dass es eben nicht sie selbst war und auch nicht ihre Gartentür, es war eine träumerische Kindfrau, und ihre Gartentür war der Eingang zu einem malerischen alten Cottage, das vor Charme und Charakter geradezu aus den Nähten platzte. Woher hatten diese Leute gewusst, dass im Fernsehen alles so wunderbar aussehen würde? Wie hatten sie es hinbekommen, dass alles so wunderbar wirkte?
»Ich sehe ganz hübsch aus, nicht wahr?«, sagte sie, nippte an ihrem Champagner und konnte den Blick nicht von dem Fernsehschirm abwenden.
Aber die Sendung kam erst richtig in Schwung, als sie und Lucas miteinander zu sprechen begannen. Es war das reinste Feuerwerk, das zwischen ihnen gezündet wurde, ein Duell mit Worten, einer reagierte auf die sponaten Bemerkungen des anderen, und sie schleuderten sich gegenseitig verbale Herausforderungen zu. Und das Essen sah einfach wunderbar aus. Alles, was Lucas kochte oder zu kochen schien, erstrahlte im gleichen Glanz. Perditas Gemüse waren frisch, hübsch und appetitlich.
»Wow«, murmelte Thomas, als die Sendung vorbei war. »Ich glaube, ihr Mädels könnt noch ein Glas Champagner vertragen.«
»Es war himmlisch, Liebes. Du siehst so schön aus und Lucas so attraktiv. Ihr seid wirklich ein entzückendes Paar.«
»Ja, das sind sie oder waren es«, stimmte Roger zu und holte etwas aus seiner Tasche. »Seht mal, was ich gefunden habe.« Er lachte. »Ich frage mich, ob ich es an die Regenbogenpresse verkaufen und mein Glück machen könnte.«
Sein Lachen ließ darauf schließen, dass er scherzte, aber er warf Perdita einen höhnischen Blick zu, der sie auf der Stelle vom Gegenteil überzeugte.
»Was hast du da, mein Lieber?«, fragte Kitty unschuldig.
»Es ist ein Bild, das Perdita und Lucas vor einem Standesamt zeigt - ein Beweis dafür, dass die beiden einmal verheiratet waren. Es würde vielleicht einen hübschen Skandal geben, wenn ich diese Katze aus dem Sack ließe, hm?« Wieder lachte er, aber diesmal sah es gar nicht so aus, als wäre es ein Scherz gewesen.
Thomas schwieg. Perdita verkrampfte sich. Es scherte sie nicht mehr, wer über ihre Ehe Bescheid wusste - es war bedeutungslos geworden -, aber sie wollte nicht, dass Kitty eine Menge Unannehmlichkeiten erdulden musste, was vielleicht passieren würde, wenn Roger Kontakt zu den Zeitungen aufnahm.
»Zeig es mir«, verlangte Kitty.
Roger
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