Glücksboten
schön gestalten wie zuvor.
Abermals tauchte Lucas in Perditas Gedanken auf. Sie erinnerte sich an jenen kalten Frühlingsnachmittag, als sie verzweifelt jemanden gebraucht hatte, der ihr half, Kitty ins Haus zu bringen. Lucas war erschienen. Sie schloss die Augen. Sie hatte damals gewusst, dass das Leben nie wieder dasselbe sein würde. Kittys Tod war ein weiterer Wendepunkt und ein endgültigerer, einer, der ihr Leben für immer verändern würde.
Immer noch in Gedanken bei Lucas, kam ihr die Idee, ihn zu bitten, das Essen für die Beerdigung zu arrangieren. Er würde die Notwendigkeit festlicher Canapés, eleganter kleiner Bouchées zusätzlich zu den gehaltvolleren Quiches und Samosas verstehen, Dinge für jene, die weit gereist waren, um Kitty die letzte Ehre zu erweisen. Sie würde ihn bitten, das zu tun, sie konnte das Hotel bezahlen, und auf diese Weise blieben ihr endlose Diskussionen mit ihrer Mutter erspart, ob es sich ziemte, Champagner bei einer Beerdigung zu servieren, oder ob Räucherlachs denn wirklich notwendig sei. Sie würde ihrer Mutter erlauben, einen Früchtekuchen zu backen. Darauf verstand sie sich blendend, und auf diese Weise hätte sie etwas zu tun.
Perdita stand auf und reckte sich. Es kam ihr so vor, als hätte sie eine lange Zeit gesessen. Sie ging ans Fenster, blickte hinaus auf den Rasen, den Thomas frisch gemäht hatte und der jetzt mit Tau benetzt war. Der Garten sah wunderbar aus, obwohl es Perdita immer mit einer gewissen Traurigkeit erfüllte, wenn der Sommer langsam dem Herbst wich. Sie wusste nie ganz genau, warum das so war; wie sie zu Kitty immer wieder gesagt hatte; es war nicht so, als hätte sie etwas gegen den Winter. Es war lediglich die Wende des Jahres, die sie melancholisch stimmte.
Thomas kam mit Tee und Keksen. Damit hatte Kitty immer ihren Tag begrüßt, und es schien nur richtig zu sein, dass Thomas und Perdita es jetzt genauso hielten.
»Sie sollten anfangen, Ihre Anrufe zu tätigen. Sie müssen den Arzt verständigen und dann Ihre Eltern.« Er war in diesem Punkt sehr entschieden, als wüsste er, dass sie es vorgezogen hätte, die entsprechenden Vorkehrungen in Gang zu setzen, bevor sie ihre Eltern verständigte. »Wenn die beiden auf der anderen Seite der Welt sind, werden sie ein paar Tage brauchen, um hierher zu kommen. Sie werden längst alles geregelt haben, bevor sie ankommen.«
Perdita nickte. »Ich werde eine Liste erstellen.«
»Und Roger. Sonst wird er wie gewöhnlich hier auftauchen. Wenn ich je einen Geier gesehen habe ...«
»Er ist Kitty doch nicht auf die Nerven gegangen, oder? Er hat ihr die letzten Tage nicht versauert?«
Thomas schüttelte den Kopf. »Oh, nein. Sie hat sich von ihm Anthony Trollope vorlesen lassen. In winziger Schrift gedruckt. Sie ist dann in der Regel eingedöst.« Er kicherte. »Er hat mir direkt Leid getan, wie er sich mit den langen Worten abmühte.«
Perdita lachte leise. »Okay, ich werde ihn anrufen.« Sie nahm einen Block und einen Kuli von Kittys Nachttisch. »Also, wen soll ich sonst noch auf die Liste schreiben? Arzt, Beerdigungsunternehmer, die Zeitungen wegen einer Anzeige ...«
»Lucas«, unterbrach er sie entschieden. »Sie müssen Lucas sofort verständigen. Er hat Kitty geliebt. Sie dürfen nicht zulassen, dass er es von jemand anderem erfährt.«
Perdita seufzte. »Sie haben Recht.« Sie griff nach dem Telefon auf dem Nachttisch. »Ich rufe ihn gleich an.«
Thomas zog eine Augenbraue in die Höhe. »Oder Sie könnten bis acht Uhr warten. Es hat keinen Sinn, ihn mit der Nachricht zu wecken. Es sei denn, Sie wollen, dass er sofort herbeigestürzt kommt und Sie tröstet.« Er hielt inne. »Er wird kommen, das wissen Sie.«
»Ich hatte die Uhrzeit völlig vergessen. Ich dachte, es sei schon später. Ich brauche ihn nicht, damit er mich tröstet.«
Punkt acht rief Perdita Lucas an. Sie brauchte nichts zu sagen. Sobald er ihre Stimme hörte, wusste er, was geschehen war. »Ist alles in Ordnung mit dir? Ich werde da sein, sobald ich mir etwas angezogen habe.«
Immer noch konnte Perdita nicht weinen.
Als Lucas eintraf, hatte sie Arzt und Bestatter bereits angerufen. Während es ihr seinerzeit makaber erschienen war, war Perdita jetzt dankbar dafür, dass eine jüngst verwitwete Freundin Kittys ihr einen Beerdigungsunternehmer empfohlen hatte. »In einer solchen Zeit wollen Sie nicht in den Gelben Seiten suchen«, hatte sie gesagt. »Glauben Sie mir, ich weiß das. Und die Leute waren sehr freundlich
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