Glücksboten
gewesen waren. Wie der Arzt hatte der Bestatter mit Argwohn Perditas trockene Augen gemustert. Perdita, die sich schmerzlich im Klaren war, dass sie sich nicht so benahm wie erwartet, hoffte, dass sie nicht hartherzig erscheinen möge. Sie sagte etwas Derartiges zu Thomas.
»Ich weiß, ich sollte weinen, ich weiß, die Leute müssen denken, Kitty sei mir egal gewesen, ich sei froh, dass sie tot ist, weil ich mich nicht mehr um sie zu kümmern brauche oder weil ich angeblich ihr Geld erbe. Aber im Augenblick kann ich einfach nicht weinen.«
»Niemand, der Sie länger als fünf Minuten kannte, könnte Sie für hartherzig halten, meine Liebe. Tun Sie einfach, wovon Sie glauben, dass es Ihren Bedürfnissen entspricht, und machen Sie sich keine Sorgen, was die Leute denken. Haben Sie Ihre Eltern schon angerufen?«
Perditas Mundwinkel bogen sich leicht nach oben. »Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das Bedürfnis habe.«
»Wenn ich sie anrufe, werden sie glauben, Sie wären am Boden zerstört. Sie kennen mich nicht - stellen Sie sich vor, wie sie sich fühlen würden, wenn ihnen eine raue, alte Cockney-Stimme mitteilt, dass Kitty tot ist. Sie werden ganz krank vor Sorge sein, dass Sie sich mit einem bösen Buben eingelassen haben könnten.«
Perdita lächelte. »Schon wieder.«
Thomas kicherte. »Das war wirklich eine Überraschung, obwohl ... in gewisser Hinsicht war es auch wieder keine. Sie scheinen so gut zusammenzupassen.«
Perdita schauderte. »Nicht wirklich, es war eine schreckliche Ehe.« Sie wechselte das Thema. »Thomas, wären Sie bereit, noch zu bleiben? Nur bis nach der Beerdigung? Ich weiß, Sie werden dafür bezahlt, sich um Kitty zu kümmern, aber könnten Sie sich auch um mich kümmern? Allein würde ich den Haushalt niemals auf die Beine bekommen.«
»Ich würde Sie jetzt um keinen Preis verlassen, Perdita, meine Liebe. Hauptsache, Sie glauben nicht, dass Lucas etwas dagegen haben könnte, wenn wir allein im Haus zusammen sind.«
Perdita runzelte die Stirn. »Lucas? Was um alles in der Welt hat er damit zu tun? Ich rufe jetzt Roger an und bringe das hinter mich, dann telefoniere ich mit meinen Eltern.«
Roger war geradezu Übelkeit erregend sentimental und redete davon, dass Kitty »dahingegangen« sei; dann kam er auf die Beerdigung zu sprechen. »Nur ein paar Sandwiches und Tee für alle, die mit ins Haus kommen, aber ich glaube nicht, dass wir die Leute dazu ermutigen sollten. Schließlich herrscht doch einige Unordnung im Haus, und die meisten von Tante Kittys Kumpeln werden schon tot sein. Es hat keinen Sinn, unnötig Geld auszugeben.«
Perdita holte tief Luft. »Roger, es schert mich nicht, ob Kitty dir in ihrem Testament jeden Penny hinterlassen hat, aber sie wird die Art Beerdigung bekommen, von der ich weiß, dass sie sie gewünscht hätte. Du magst ihr engster Verwandter sein, aber ich war fast zwanzig Jahre lang ihre Freundin. Wenn du glaubst, wir würden die Leute mit Tee und Sandwiches abspeisen, dann kennst du weder Kitty noch mich sehr gut. Sie würde sich bei dem bloßen Gedanken im Grabe umdrehen, noch bevor sie darin liegt!«
In Hochstimmung versetzt von diesem Ausbruch, fühlte Perdita sich jetzt dem Gespräch mit ihrer Mutter mehr als gewachsen.
Ihre Mutter war am Telefon sehr lieb. Sie versicherte sich, dass es Perdita gut ging, sie war froh darüber, dass sie nicht verzweifelt schluchzte, und sagte, sie und Perditas Vater würden innerhalb von drei Tagen kommen. »Wirst du bis dahin allein zurechtkommen?«
»O ja. Ich habe Thomas hier, den Pfleger. Ich dachte, er kann genauso gut bleiben und mir bei den Vorbereitungen für die Beerdigung am nächsten Donnerstag helfen.«
»Was ist denn mit Roger? Könnte er das nicht übernehmen?«
»Er hat ein Problem mit dem Rücken«, log Perdita. »Und er ist ein bisschen ... na ja, du weißt schon, er kann seine Hände nicht richtig bei sich behalten. Thomas ist ein guter Kumpel und so stark wie ein Pferd.«
»Nun, ich bin sicher, du weißt das am besten«, erwiderte sie und meinte genau das Gegenteil.
»Weiß ich auch. Thomas ist einfach wunderbar, und wir müssen vor der Beerdigung jede Menge Möbel rücken.«
»Also, Perdita, mein Liebes, du musst vernünftig sein, was die Möbel betrifft. Ich bin davon überzeugt, dass nichts davon so wertvoll ist, wie Kitty glaubte. Lass einfach eine Firma kommen und sieh zu, dass die Leute dir einen guten Preis machen.«
Sollte sie ihrer Mutter jetzt die Neuigkeiten in Bezug auf
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